Abitur nachmachen - So funktionierts!

Abiturienten des achtjährigen Gymnasiums (G8) schreiben am Freitag (13.05.2011) in der Turnhalle des Anton-Bruckner-Gymnasiums in Straubing (Niederbayern) die Abiturprüfung in Deutsch. Rund 32 800 Schüler des achtjährigen Gymnasiums (G8) legen in Bayern in diesen Tagen ihre Prüfungen ab. Foto: Armin Weigel dpa/lby  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Abitur nachmachen auf dem zweiten Bildungsweg
dpa, Armin Weigel

Für das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg bieten sich eine Vielzahl von Möglichkeiten an. Man muss sie nur nutzen.

Manche hatten nicht die Gelegenheit, das Abitur in Deutschland zu machen, andere haben sich in der Schulzeit nicht recht angestrengt und haben die Schule vorzeitig verlassen. Wer sich später dennoch für den wichtigen Bildungsabschluss entschließt, dem bieten sich eine Vielzahl von Möglichkeiten sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachzuholen.

Schulunterricht auf dem zweiten Bildungsweg ist nicht mehr ganz der klassische Schulunterricht, den man noch aus seiner Schulzeit kennt. Der zweite Bildungsweg ist speziell auf die Bedürfnisse von Berufstätigen und Arbeitslosen zugeschnitten.

Möglichkeit 1: Fernschule

Die Fernschule ist eine der Möglichkeiten den Abiturabschluss nachzumachen. Wie der Name schon sagt wird dabei im Fernunterricht gelehrt. Das Prinzip dabei: Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten, bei der der Lehrende und der Lernende ausschließlich oder überwiegend räumlich getrennt sind. Der Lehrende oder sein beauftragter kontrolliert dabei den Lernerfolg. Der Vorteil für die Lernenden ist dabei ihre weitgehend freie Zeiteinteilung. Das es nur in Außnamen Kurse oder Seminare gibt, kann sich jeder aussuchen, wann er den Lernstoff paukt.

Je nach Kenntnisstand kann man auf diesem Weg in 30 bis 42 Monaten das Abi als Fernabitur nachholen. Zahlreiche Institute bieten über den Weg der Fernschule den Erwerb der Hochschulreife an. Auch ein kostenloser Probeunterricht ist im Normalfall möglich.

Anbieter sind beispielsweise die Studiengemeinschaft Darmstadt (sgd), das Institut für Lernsysteme (ils), die Fernakademie für Erwachsenenbildung und andere.

Möglichkeit 2: Volkshochschule

Volkshochschulen bieten ebenfalls die Option, sein Abitur nachzuholen. Die jeweiligen Bestimmungen unterscheiden sich je nach Bundesland, auch an den einzelnen Volkshochschulen können sie unterschiedlich sein. Der Unterricht an einer Volkshochschule dauert in der Regel drei bis vier Jahre. Er findet entweder am Wochenende oder abends unterhalb der Woche statt. Auch bei den Kosten gibt es Unterschiede. Ein Semester (ein Halbjahr) kann bis zu 500 Euro kosten. Ein Vergleich bei den Volkshochschulen in der Region kann sich durchaus lohnen.

Als Grundvoraussetzungen für ein Abitur über die VHS gelten:

- Man muss mindestens 19 Jahre alt sein

- über einen Schulabschluss verfügen oder

- 3 Jahre Berufserfahrung haben

Möglichkeit 3: Abendschule bzw. Abendgymnasium

Für Fachabitur oder Abitur benötigt man mindestens die mittlere Reife. Zudem muss man zusätzlich eine Berufsausbildung oder Berufstätigkeit nachweisen, der seit mindestens drei Jahren nachgegangen wird. Das Mindestalter für das Abitur auf diesem Weg liegt bei 19 Jahren (wenn Vorkurse absolviert werden müssen, auch unter 19 Jahren).

Wer sein Abitur nachholen will, der muss dabei im Normalfall 20 Wochenstunden Schulunterricht einplanen. Diese finden meist abends oder am Wochenende statt. Wie auch beim normalen Abitur wählt man, wenn man in der Abendschule das Abitur nachholen will, zwei Leistungsfächer, auf die im Unterricht ein besonderer Schwerpunkt gelegt wird. Die übrigen Fächer werden als Grundkurse belegt. Ganz wie in klassischen Gymnasien auch.

Die beiden Leistungsfächer werden dann in der Abiturprüfung schriftlich geprüft. Zusätzlich werden noch ein Nebenfach schriftlich, und ein weiteres Nebenfach mündlich getestet. Die Abiturnote ergibt sich aus ungefähr gleichen Teilen aus den Vorleistungen, und der schriftlichen und der mündlichen Abiturprüfung.

Wer seine Abendschule mit einem Realschulabschluss beginnt, der muss bis zu drei Jahre einplanen, bis er sein Abitur nachholen kann. Mit der Fachoberschulreife sind es ungefähr zwei Jahre. Wichtig zu wissen: Wenn die Schüler für die gewählten Fremdsprachen nicht ausreichend Vorkenntnisse mitbringen, müssen sie im Vorfeld ein Vorbereitungskurs mit einer Dauer von bis zu einem Jahr in den jeweiligen Fächern absolvieren.

Das Angebot der jeweiligen Abitur-Abschlüsse, die Dauer und Inhalte des Unterrichtsprogramms variieren von Bundesland zu Bundesland. Ebenso wie die Voraussetzungen. In manchen Fällen werden Aufnahmeprüfungen verlangt.

Möglichkeit 4: Kolleg

Kollegs sind Institute der Erwachsenenbildung. Wer an einem Kolleg sein Abitur nachholen möchte, muss als Voraussetzung die mittlere Bildungsreife und außerdem eine abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen. Die Kurse finden am Tag statt, was eine zeitgleiche berufliche Tätigkeit unmöglich macht.

Möglichkeit 5: Begabtenprüfung

Eine seltener genutzte Möglichkeit ist die Begabtenprüfung. Besonders befähigte Berufstätige können auch auf diesem Weg ihr Abitur nachholen.

Erlernt wird der Schulstoff allerdings im Selbststudium. Zudem wird die Begabtenprüfung nicht in allen Bundesländern angeboten. Voraussetzung sind eine abgeschlossene Berufsausbildung, einige Jahre Berufstätigkeit

und ein Mindestalter von 25 Jahren.