Große Durchsuchungsaktion in Celle
SEK erschießt Labrador Balu: Besitzerin verzweifelt - „War wie mein eigenes Kind“
Es sind Szenen wie aus einem Krimi - für eine Familie jedoch plötzlich bittere Realität!
Eine Mutter und ihre Tochter liegen in ihren Betten in Ahnsbeck (Niedersachsen). Plötzlich kracht es, Schüsse zerreißen die morgendliche Stille – vermummte SEK-Beamte auf der Suche nach Drogen stürmen das Haus. Am Ende ist ein süßer Labrador tot.
SEK stürmt Haus und erschießt Labrador: Besitzer verzweifelt

Der Unschuldige, den es in diesen Morgenstunden des 4. Juli aus dem Leben reißt, ist der zweijährige Labrador-Mischling Balu. Er liegt im Erdgeschoss, als das SEK das Haus stürmt. Balu wird angeschossen, schleppt sich auf die Couch, hinterlässt Blutflecken auf dem Teppich, stirbt.
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Balus Besitzer sind verzweifelt, müssen den Schock noch verarbeiten. „Balu war sehr liebevoll, er war wie mein eigenes Kind“, erzählt die 48-Jährige, die dort mit ihrer Tochter (14) und ihrem Partner (53) wohnt. Sie sitzt den Tränen nahe auf dem Sofa und schildert was an diesem Tag vorgefallen ist. Die Beamten hätten das Haus direkt gestürmt, nicht geklingelt, erzählt sie. Es seien drei Schüsse gefallen und man habe sie und ihre Tochter im Schlafzimmer festgehalten – angeblich ohne große Erklärung. Immer wieder habe sie gesagt, sie wolle nach ihrem Hund sehen, aus Angst, dass er durch die offene Tür weglaufen könnte. Dann sagt sie mit gebrochener Stimme: „Sie haben ihn erschossen, das haben sie mir gesagt, nach einer Stunde!“
Ahnsbeck: SEK durchsucht Haus - Verdacht auf Drogenhandel

Auch die Polizei bestätigt, dass bei der Durchsuchung in Ahnsbeck ein Hund vom SEK erschossen wurde. Dazu heißt es in einer Mitteilung: „Im Rahmen der Wohnungsdurchsuchung trat der Hund in kurzer Distanz vor den Einsatzkräften auf den Flur. Zur Abwehr des erkennbar unmittelbar bevorstehenden Angriffs durch den Hund, wurde dieser durch einen Schusswaffeneinsatz abgewehrt.“ In der Folge sei der Hund durch die Verletzungen gestorben.
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Wie aber kam es zu der Durchsuchung in Ahnsbeck, was wird der Familie vorgeworfen? Die Staatsanwaltschaft Celle äußerte sich dazu bislang mit wenigen Worten. Es gäbe einen Verdacht: Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringen Mengen. Der Verdacht richtet sich aber nicht nur gegen die Hausbesitzer in Ahnsbeck – insgesamt werden neun Personen in der Stadt Celle und im Landkreis Celle verdächtigt, bei ihnen allen wurden Durchsuchungen durchgeführt. Anders als bei anderen Gebäuden konnte in Ahnsbeck jedoch kein Beweismaterial sichergestellt werden, so die Polizei.
Durchsuchung in Ahnsbeck eskaliert: Hausbesitzer soll im Haus Drogen angebaut haben

Inwiefern es zu dem konkreten Verdacht gegen die Hausbesitzer in Ahnsbeck kam, dies lässt ein Polizeisprecher bislang noch unbeantwortet. Der 53-jährige Hausbesitzer erzählt jedoch, die Polizei habe ihn und seine Familie verdächtigt, weil seine Partnerin mit einer anderen Familie Kontakt gehabt habe, die in Drogengeschäfte verwickelt war. „Ich soll angeblich Hanfpflanzen angebaut haben, im Dachgeschoss und im Keller. Sie haben gesagt, sie wären mit einer Wärmebildkamera, vermutlich einer Drohne, vorbeigeflogen und im Dach und im Keller soll es eine höhere Hitzeentwicklung gegeben haben“, schildert er. Seine Erklärung: Sein Haus sei an Fernwärme angeschlossen, oben im Dach gebe es ein Auszählungsgerät, das die Hitze erzeugt. Zudem ist das Haus aus den 70ern, mit einem nicht ganz so gut gedämmten Dach.
Zeitgleich hätten die SEK Beamten auch seine Werkstatt aufgesucht und ihn vor Ort angetroffen – dort hätten die Beamten jedoch geklingelt, er habe sie hereingelassen. „Dass ein Hund dafür sterben muss, verstehe ich nicht“, sagt er. Den Verlust von Balu müssen er und seine Familie nun erst noch verarbeiten. Seine letzte Ruhestätte hat Balu nun im Garten der Familie gefunden. (ibü)