Hielt Wachmann Atakan Koçtürk für einen Einbrecher, weil er Türke ist?
Schülerrat-Sprecher aus eigenem Büro geworfen: „Ich hab mich noch nie meinem Leben dermaßen erniedrigt gefühlt"

Er wollte eigentlich nur seine Arbeit machen und wird wenige Zeit später mit rassistischen Formulierungen konfrontiert, sagt Atakan Koçtürk, Vorstand der Schülervertretung in Braunschweig. Ein Wachmann soll dem 22-Jährigen vorgeworfen haben, in sein eigenes Büro eingebrochen zu sein.
Der Wachmann wollte ihm nicht glauben
Der 22-Jährige habe wohl trotz Schlüssel einen Alarm ausgelöst, durch den die Sicherheitsfirma auf einen nicht befugten Zugang aufmerksam gemacht wurde. Ein Wachmann der Sicherheitsfirma, die für das Gebäude zuständig ist, platzte in sein Büro und rief die Polizei, so Koçtürk.
„Ich hab ihm dennoch versucht kooperativ mein Ausweis hinzulegen und gesagt: Hier, Sie können mich gerne googeln, da steht überall drin, dass ich Sprecher bin“, erzählt der 22-Jährige im Gespräch mit RTL. Laut Koçtürk habe der Wachmann daraufhin gesagt, dass er sich nicht vorstellen könne, dass ein Türke den Stadtschülerrat leiten würde. „Ich hab mich noch nie meinem Leben dermaßen erniedrigt gefühlt“, sagt der Gymnasiast. Mit seinem Schlüssel hat nur er Zugang zu seinem Büro, wozu er auch am Wochenende berechtigt sei – bestätigt auch die Stadt Braunschweig.
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Er sei gegenüber den Beamten laut geworden
Laut Polizei Braunschweig liegt das Hausrecht des Gebäudes nach Dienstschluss der Stadt Braunschweig bei der zuständigen Sicherheitsfirma. Der Wachmann habe nach seinem Hausrecht gehandelt, so die Polizei.
Nach dem Vorfall war Atakan Koçtürk mit zwei Begleitpersonen nochmal in der Polizeiwache, um seine Schüssel wiederzubekommen, so ein Sprecher der Polizei Braunschweig. Diese waren aber nicht bei der Polizei, sondern beim Sicherheitsdienst. Bei diesem Besuch sei der 22-Jährige laut geworden und wurde von der Wache verwiesen. Diesem Verweis kam er, laut des Polizeisprechers nicht nach, weshalb er aus der Wache geführt werden musste. „ Hierbei wurde ein Polizeibeamter von einer der Begleitpersonen beleidigt. Die diesbezügliche Sachverhaltsaufnahme wurde ebenfalls durch den Stadtschülerratssprecher gestört“, so die Polizei Braunschweig.
Atakan Koçtürk selbst sagt im Gespräch mit RTL zu dem Vorfall in der Wache: „Ich war keinesfalls gegenüber den Beamten laut. Ich habe nochmal auf der Polizeiwache versucht zu zeigen, dass es mir gerade hier nicht darum geht, dass ich jemanden Ärger bereite, sondern einfach nur für mich persönlich, wie es jetzt für mich konkret weiter geht.“
Mitarbeiter der Sicherheitsfirma streitet rassistische Äußerungen ab
In einer Stellungnahme der Stadt Braunschweig heißt es, dass sich die zuständige Sicherheitsfirma in einem schriftlichen Statement zu dem Vorfall geäußert hat: „Darin gibt sie an, dass ihr Mitarbeiter die vom Sprecher des Stadtschülerrats geschilderten rassistischen Äußerungen nicht getätigt habe.“ Die Stadt wolle aufgrund des „gravierenden Sachverhalts“ dennoch das persönliche Gespräch mit der Sicherheitsfirma suchen, um den Vorfall im Detail weiter aufzuklären.
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Seinen Schlüssel bekommt Atakan Koçtürk erst eine Woche nach dem Vorfall wieder. Damit es nicht nochmal zu so einem Vorfall kommt, gibt die Stadt Braunschweig zusätzlich einen Transponder heraus, mit dem ein Alarm nicht mehr ausgelöst werden soll. Außerdem bekommen alle Mitglieder des Stadtschülerrates ein Schreiben, mit dem sie sich öffentlich ausweisen können.