Weil Sozialarbeiter um das Wohl des Kindes bangen

Zwei Tage nach der Geburt nimmt das Jugendamt Melanie ihr Baby weg

Fabian Strauch
Ein Baby greift mit den Fingern nach seinem Fuß. Foto: Fabian Strauch/dpa/Symbolbild
deutsche presse agentur

Sie kämpft, um ihre Kinder doch behalten zu dürfen!
Schon mit dem ersten Kind ist Melanie in den Augen des Jugendamtes teils überfordert, wie Spiegel TV berichtet. Während ihrer zweiten Schwangerschaft nimmt sie Drogen, außerdem kommt es in ihrer Wohnung zu einem Polizeieinsatz. Sozialpädagoge Florian Fischer und seine Kollegen entscheiden: Das Neugeborene darf nicht bei ihr bleiben. Für Melanie beginnt ein Kampf um ihre Kinder und darum, ihr Leben in den Griff zu bekommen.
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Jugendamt nimmt ihr Baby weg: „Das ist das schlimmste Gefühl, das man haben kann“

Für Melanie ist das 2017 ein Schock. Erst vor zwei Tagen hatte sie den kleinen Eden damals auf die Welt gebracht. Jetzt kommt ihr Sohn in die Obhut von Pflegeeltern. Sie begleiten Fischer direkt mit ins Krankenhaus, wo sich Melanie von Eden verabschieden muss – unter Tränen. „Das ist das schlimmste Gefühl, das man haben kann. Ich verstehe Eltern nicht, die ihr Kind freiwillig abgeben“, sagt Melanie im Spiegel TV Interview. Bei den Pflegeeltern soll Eden so lange bleiben, bis das Jugendamt ihr wieder zutraut, für ihren Sohn zu sorgen. Die Braunschweigerin hat bereits einen anderen Sohn, Noah. Zu diesem Zeitpunkt ist er fünf Jahre alt. Fischer und seine Kollegen waren schon um sein Wohl bemüht, hatten mit Besuchen und Gesprächen immer wieder sicherstellen wollen, dass es Noah gut geht. Ein Vater von Noah oder Eden wohnt nicht bei ihnen. Die Braunschweigerin lebt von Hartz IV, heißt es in der Reportage.

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Nachdem Melanie Eden verliert, macht sie einen Drogenentzug samt Therapie, besucht Eden dreimal pro Woche bei seiner Pflegefamilie. Noah lebt inzwischen bei Melanies Schwester. 2020 darf Eden endlich zurück zu Melanie. Die junge Mutter ist glücklich, auch Noah lebt inzwischen wieder bei ihr. Sie wohnen jetzt in Wolfenbüttel (Niedersachsen). Doch bedingt durch die psychisch herausfordernde Corona-Pandemie, einer ADHS-Diagnose und einhergehender Verhaltensauffälligkeiten wenden sich Mitarbeiter von Noahs Kinderbetreuung erneut ans Jugendamt. Mit weitreichenden Folgen. Fischer berät sich daraufhin mit seinen Kollegen, das Ergebnis: Melanies Kinder sollen in eine Unterbringung kommen – alle drei. Akzeptieren kann sie das nicht.

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Sozialpädagoge: „Ein Kind aus einer Familie zu nehmen, ist nichts, was man gerne tut“

Die junge Mutter hatte es nicht leicht im Leben. Schon ihre Mutter ist alleinerziehend. Als Melanie zehn Jahre alt ist, erkrankt ihre Mutter an Krebs. Schicksalsschläge und Streit begleiten sie bereits früh. „Schon seit Anfang der Schule stand ich eigentlich auf eigenen Beinen. Ich hatte keine so schöne Kindheit“, erinnert sich Melanie im Interview.

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Bereits als Jugendliche lernt sie Florian Fischer kennen. Er arbeitet beim Jugendamt und versucht, die Familie zu unterstützen. „Als ich sie kennengelernt habe, hatte sie schlimme Wutanfälle. Das führte einmal so weit, dass es zu einem Polizeieinsatz in der Wohnung mit ihrer Mutter und Schwester gekommen ist“, sagt Fischer. Es ist keine stabile Basis, auf der sie ihr eigenes Leben aufbauen kann. Die Folgen bestimmen noch heute Melanies Leben. Doch für das Jugendamt zählt das nicht, die schmerzliche Entscheidung der Behörde hat Bestand. „Ein Kind aus einer Familie zu nehmen, ist nichts, was man gerne tut. Es ist alles andere als einfach, das zu entscheiden“, so Fischer zu Spiegel TV.

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Melanie darf ihren Sohn behalten – vorerst

Ein Jahr nach dieser Entscheidung treffen sich Melanie und Florian Fischer vor dem Amtsgericht Wolfenbüttel wieder. Gemeinsam mit ihrer Anwältin Magdalena Pichen kämpft sie um den Verbleib ihrer drei Kinder. Vor Gericht geht es vor allem um Noah. Die Entscheidung des Gerichts: vertagt.

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„Es wurde entschieden, dass wir uns in drei Monaten wiedersehen. Die Kollegen vor Ort verstärken so lange bisherige Unterstützung“, fasst Fischer die Verhandlung anschließend zusammen. Melanie erklärt in der Reportage: „Ich bin erleichtert, dass mein großer Sohn bei mir bleiben darf. Auch wenn es nicht das Endergebnis ist und sich das noch ändern kann.“

Melanie bleibt eine Mutter auf Bewährung. Doch fest steht: Sie wird weiter um ihre Kinder kämpfen. (jak)

Die Spiegel TV Reportage „Der Fall Melanie“ lief am 18. Dezember um 23.20 Uhr bei RTL.