Beinahe zu Tode gequält:„Er wurde schwer misshandelt und halbtot ausgesetzt" - Yorkshire-Terrier bekommt zweite Chance

Abgemagert, ausgetrocknet und verfilzt wird Egon auf dem Spielplatz vorgefunden.
Der Yorkshire-Terrier-Mischling war halbtot. Doch das ist kein Einzelfall. Immer häufiger werden Haustiere im miserablen Zustand einfach ausgesetzt und bringen Tierheime letztendlich an ihre Belastungsgrenzen. Mit dem dramatischen Schicksal des jungen Rüden im Gepäck startet das Tierheim Bremerhaven nun eine Petition.
Egon kämpft bis zuletzt ums Überleben
Wenn die Bezeichnung Kämpfernatur auf einen zutrifft, dann auf Egon. „Er wurde schwer misshandelt und halbtot auf einem Spielplatz in Lehe ausgesetzt – wie den letzten Dreck“, schildert Tierheimleiterin Amelie Bensch. „Als ihn die Feuerwehr vorfand, war er beinahe regungslos. Es war unklar, ob er überhaupt noch lebte“, fügt sie im Gespräch mit RTL hinzu. Daraufhin wurde er sofort an Verantwortliche des Tierschutzes übergeben. Abgesehen von seinem miserablen äußeren Zustand, kam es aber noch viel schlimmer. Denn schon bei der medizinischen Erstversorgung stellte sich heraus, dass der Hund mit einem lebensbedrohlichen Virus infiziert sein könnte. Er musste sofort in eine Klinik gebracht und isoliert werden.
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Für Egon ist kein Weg zu weit
Einen freien Platz auf einer nahegelegenen Isolierstation zu finden, erwies sich jedoch um einiges schwieriger als gedacht. „Erst 300 Kilometer von Bremerhaven entfernt wurden wir schließlich fündig“, sagt Tierheimleiterin Amelie Bensch. Damit schrumpfte auch die Hoffnung aufs Überleben immer weiter. Doch Egons Kampfgeist war zu groß. „Schon wenige Tage später stand der Hund auf wackeligen Beinen“, erzählt Tierheimleiterin Amelie Bensch. Er wurde gewaschen, geschoren und sprang dem Tod somit gerade noch einmal so von der Schippe.
Terrier-Mischling Egon ist kein Einzelfall
Auch, wenn es sich bei Egon um ein Extrembeispiel handelt, ist die Situation in Tierheimen derzeit äußerst angespannt. „Deutschlandweit nimmt die Tierquälerei in einem nie dagewesenen Tempo zu“, sagt die Tierheimleiterin Amelie Bensch im Gespräch mit RTL. Das sei laut ihr vor allem eine Folge der Corona-Pandemie, in der sich viele Familien ein Haustier zulegten, ohne darüber nachzudenken, welch große Verantwortung dies mit sich bringe. Eine Abschiebung ins Tierheim erscheint dann oft als der letzte Ausweg. Oder, wie im Fall des tapferen Vierbeiners: das unbarmherzige Aussetzen in freier Natur.
"Wir wollen nicht nur das Elend verwalten"
„Diese Zustände werden immer schlimmer und führen dazu, dass die Tierheime überlastet sind“, sagt die Leiterin des Bremerhavener Tierheims. Aus diesem Grund wurden vor Monaten auch schon Aufnahmestopps verhängt. Mit dem vorliegenden Fall – der Misshandlung von Terrier-Mischling Egon – sieht sich das Tierheim Bremerhaven schlussendlich gezwungen, noch einen Schritt weiterzugehen: es richtet sich mit einer Petition an die Landesregierung.
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„Der Auslöser war natürlich, dass wir unglaublich wütend waren. Wütend auf die Menschen, die sowas machen und, dass es ja kaum Konsequenzen hat, wenn jemand sowas macht“, sagt Tierheimleiterin Amelie Bensch.Zu den Forderungen gehört deshalb, dass es mehr präventive Maßnahmen gibt und nicht erst im Ernstfall gehandelt wird. „Wir wollen nicht mehr nur das Elend verwalten“, betont Amelie Bensch im Interview.
Wie geht es mit Egon weiter?
So groß Egons Überlebenswille auch sein mag – bis er wieder voll und ganz der Alte ist, wird es noch einige Zeit dauern. „Es geht jetzt erst mal darum, den Zustand des Hundes wieder zu stabilisieren, bevor wir den wirklich weitervermitteln können“, sagt die Tierheimleitung. Nach dem Aufenthalt in der Klinik kämen solche Fälle wie Egon auch gar nicht im Tierheim unter. Stattdessen werden sie von einem der Tierpfleger privat zuhause betreut. „Oft ist es dann auch so, dass die Hunde gleich von den Pflegern übernommen werden“, führt die Tierheimleitung im Gespräch mit RTL fort. Somit könnte es sein, dass sich Egon nach seiner Genesung gar keinen neuen, liebevollen Besitzer suchen muss. Nach dem ganzen Stress, den der Hund in seinem jungen Leben schon durchhalten musste, wäre das zweifellos auch mehr als wünschenswert.