Nach dreieinhalb endlosen JahrenBushido-Prozess: Urteil gegen Abou-Chaker erwartet – muss der Clanchef in den Knast?

Anis "Bushido" Ferchichi" (43) und Arafat Abou-Chaker (46) waren jahrelang beste Freunde
Bushido (l.) und Arafat Abou-Chaker streiten sich seit Jahren vor Gericht.
RTL, RTL

Es ist das Ende eines Marathons vor Gericht.
Rund dreieinhalb Jahre dauert der Prozess gegen Arafat Abou-Chaker (47) schon – am Montagnachmittag will das Landgericht Berlin nun sein Urteil sprechen. Die Anklage wirft dem Berliner Clanchef und Ex-Manager von Rapper Bushido (45) unter anderem versuchte schwere räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, Nötigung sowie gefährliche Körperverletzung und schwere Untreue vor.
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Staatsanwaltschaft fordert Haftstrafe für Arafat Abou-Chaker

Aus Sicht der Staatsanwaltschaft haben sich die Hauptvorwürfe bestätigt. Sie hat für den 47-Jährigen, der als Berliner Clanchef gilt, eine Gesamtstrafe von vier Jahren, drei Monaten und einer Woche Haft beantragt. Seine Anwälte halten keine der Straftaten für erwiesen, die Rapper Bushido widerfahren sein sollen. Sie forderten einen Freispruch.

Der Hauptangeklagte ist zudem wegen einer Reihe von unerlaubten Tonbandaufnahmen angeklagt. Diese hat Abou-Chaker kurz vor Prozessende eingeräumt.

Mitangeklagt sind drei Brüder von Bushidos Ex-Partner im Alter von 42, 46 und 53 Jahren. Gegen sie wurden Gesamtstrafen von sieben Monaten auf Bewährung bis zwei Jahren und einem Monat Haft beantragt. Auch ihre Anwälte beantragten jeweils einen Freispruch.

Großteil der Vorwürfe basiert auf Aussage Bushidos

Bushido, mit bürgerlichem Namen Anis Mohamed Ferchichi, ist in dem Strafverfahren Zeuge und Nebenkläger. Ein Großteil der Vorwürfe gegen seinen langjährigen Geschäftspartner und den Mitangeklagten basiert auf den Aussagen des Rappers, der inzwischen mit seiner Familie in Dubai lebt. Nach Angaben seines Anwalts reist der Musiker nicht zur Urteilsverkündung an.

Im Zentrum des Verfahrens steht ein Vorfall vom 18. Januar 2018, bei dem Bushido gegen seinen Willen festgehalten worden sein soll. Dabei soll er auch mit einer Wasserflasche attackiert und ein Stuhl nach ihm geworfen worden sein.

Zu den mutmaßlichen Taten soll es gekommen sein, nachdem Bushido die Beziehungen zu Arafat Abou-Chaker 2017 aufgelöst hatte. Sein Ex-Manager habe die Trennung nicht akzeptieren wollen und von dem Musiker eine Millionenzahlung sowie die Beteiligung an dessen Geschäften für 15 Jahre gefordert.

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Prominente Zeugen aus der Rapperszene bei Bushido-Prozess

An 113 Verhandlungstagen hat das Gericht seit August 2020 versucht, den Fall aufzuklären. Sogar geheime Audiodateien wurden abgespielt. Der Prozess erfolgte unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Manch einer sah darin einen lang erhofften Schlag gegen Clankriminalität, weil Bushido keine Angst zeigte. Das ist bei vielen Prozessen gegen Mitglieder von Großfamilien, die mit organisierter Kriminalität in Verbindung gebracht werden, anders. Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund allein aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.

Mehr als 60 Zeugen wurden gehört, darunter prominente Rapper wie Samra, Fler, Ali Bumaye oder Kay One. Schwerpunkt der Aussagen bildeten jedoch die Vernehmung von Bushido und seiner Ehefrau Anna-Maria Ferchichi, die über viele Tage gingen. Sie zeichneten das Bild einer „Zwangsehe" mit dem Hauptangeklagten.

Aus Sicht der Verteidigung sind die Angaben des Ehepaares nicht glaubwürdig. Der Rapper sei ein guter Entertainer, sagte Anwalt Hansgeorg Birkhoff. „Was er erzählt, kommt prima rüber. Aber ist es deswegen wahr, was er erzählt?"

Bushido siegt in Zivilprozess gegen Arafat Abou-Chaker

Im September hatte Bushido in einem Zivilprozess gegen seinen Ex-Manager recht bekommen. Arafat Abou-Chaker müsse dem Rapper knapp 1,8 Millionen Euro plus Zinsen erstatten, urteilte das Berliner Zivilgericht. Es habe keinen Managementvertrag zwischen den beiden gegeben – somit habe Abou-Chaker zu Unrecht Manager-Zahlungen von Bushido erhalten.

Auch Streit um sieben Häuser in Rüdersdorf (Brandenburg) vor Gericht

Ein weiterer Zivilprozess soll erst im Frühjahr fortgesetzt werden. Dabei geht es um sieben Häuser in Rüdersdorf (Brandenburg), die Bushido und Abou-Chaker gemeinsam erworben hatten. Das Gericht soll die Frage klären, wer die Immobilien behalten darf und welche Ausgleichszahlungen er dann an den anderen leisten muss. Anders als erwartet, fällte das Oberlandesgericht Brandenburg im Oktober kein Urteil, sondern will im März drei weitere Zeugen vernehmen. (bst)