Was die Impfung nutzt

Coronavirus erhöht das Risiko an Diabetes zu erkranken

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Eine Frau wird gegen das Coronavirus geimpft.
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von Tina Pokern

Wer sich mit dem Coronavirus infiziert, erkrankt mit höherer Wahrscheinlichkeit an Diabetes als Nicht-Infizierte.
Was nutzt in solchen Fällen die Impfung? Ein britisches Forscherteam will darauf nun die Antwort gefunden haben.

Millionen Erkrankte: Corona-Infektion kann zu weiteren Erkrankungen führen

Sie ist Mitte 30, erfolgreich und schwer krank – Visa Vie, die eigentlich Charlotte Mellahn heißt, ist Moderatorin und Podcasterin. Und sie gehört zu den Menschen, die nach ihrer Corona-Infektion nie mehr gesund geworden sind. Mellahn leidet unter Post Covid und kämpft seit ihrer Erkrankung mit starken gesundheitlichen Problemen. Zu ihren Spätfolgen gehört auch Diabetes. Allein ist Visa Vie damit nicht. In etlichen Studien wurden bereits deutliche Hinweise gefunden, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 das Risiko an Diabetes Typ-2 zu erkranken bei einem Großteil der Bevölkerung deutlich erhöht hat. Eine neue Studie aus Großbritannien legt nun nahe, dass im Gegenzug eine vollständige Corona-Impfung eine Diabetes-Erkrankung oftmals verhindert hat.

Lese-Tipp: Alarmierende Zahlen: Diabetes-Erkrankungen werden sich mehr als verdoppeln

Laut Daten eines bundesweiten Surveys des Robert Koch-Instituts sind in Deutschland rund sieben Millionen Menschen an Diabetes erkrankt. Mehr als 500.000 Erwachsene kommen jedes Jahr neu dazu. In bis zu 95 Prozent der Diabetes-Fälle handelt es sich um Diabetes Typ-2. Als wichtigste Ursachen für eine Erkrankung gelten neben Übergewicht und Bewegungsmangel auch unausgewogene Ernährung und das Rauchen. Aber auch die Corona-Infektion kann wohl zu einer Erkrankung führen.

Studien weisen den Anstieg des Diabetes-Risiko nach

Mature woman doing blood sugar test at home in a living room. Selective focus to her finger with blood.
In Deutschland sind rund sieben Millionen Menschen an Diabetes erkrankt.
Getty Images/iStockphoto, vgajic

66 Prozent – das ist die Zahl, welche Forschende des Penn State College of Medicine Ende vergangenen Jahres in den Raum warfen. Um 66 Prozent steigere eine Corona-Infektion das Risiko an Diabetes zu erkranken. Die Wissenschaftler:innen nutzten Daten aus acht Studien – darunter Daten von 4,3 Millionen Menschen, die sich nachweislich mit dem Virus infiziert hatten, und von 43 Millionen Nicht-Infizierten. Zwischen Diabetes Typ-1 und Typ-2 unterschieden die Forschenden nicht.

„Nach einer SARS-CoV-2 Infektion zeigt sich unter erwachsenen Patientinnen und Patienten von Hausarztpraxen eine höhere Inzidenz des Typ-2-Diabetes als in der Kontrollgruppe", schreibt auch das Robert Koch-Institut und beruft sich dabei auf eine Auswertung von Gesundheitsdaten von 8,8 Millionen Erwachsenen hierzulande aus dem Zeitraum März 2020 bis Januar 2021. Diese hatte ergeben, dass das Diabetes-Risiko nach einer Corona-Infektion um 28 Prozent höher liegt als nach einer anderen Infektion der oberen Atemwege.

Lese-Tipp: Wie hoch ist Ihr Diabetes-Risiko?

Mehrere Studien wiesen außerdem darauf hin, dass auch die Diagnose Diabetes Typ-1 in den vergangenen Jahren vermehrt gestellt wurde. Typ-1 ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen. So zeigte eine Analyse, dass im ersten Pandemiejahr 14 Prozent mehr Kinder an Diabetes Typ-1 erkrankten, im zweiten Jahr sogar 27 Prozent. Wie es zu den Erkrankungen kommt, ist noch nicht eindeutig geklärt. Allerdings kam eine Studie auf Basis von Krankenkassendaten im Mai zu dem Ergebnis, dass Kinder, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert hatten, im Vergleich zu nicht-infizierten Kindern ein um 57 Prozent erhöhtes Diabetes-Risiko aufwiesen.

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Was die Bauchspeicheldrüse mit Diabetes zu tun hat

Wie kann die Virusinfektion Diabetes auslösen? Eine mögliche Erklärung könnte in der Bauchspeicheldrüse zu finden sein. Sogenannte Beta-Zellen in der Bauschspeicheldrüsen produzieren Insulin. Ein internationales Forscherteam, geleitet von der Stanford University School of Medicine, hat bereits 2021 herausgefunden, dass das Coronavirus imstande ist, diese Beta-Zellen zu infizieren und zu schädigen. Das kann zu einem Mangel an Insulin im Körper führen. Die Folge: die Gewebezellen nehmen weniger Zucker aus dem Blut auf, der Blutzuckerwert steigt an. Wenn kein Insulin von außen zugeführt wird, kann das lebensgefährlich werden.

Corona-Impfung senkt Diabetes-Risiko nach Infektion

Sind Menschen mit Corona-Impfung von der Spätfolge Diabetes ebenso oft betroffen wie Ungeimpfte? Schützt eine Impfung eventuell sogar vor solchen Langzeitschäden? Dieser Frage sind die Forschenden in Großbritannien nun nachgegangen. Daten von 15 Millionen Briten, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten, standen den Wissenschaftler:innen zur Verfügung. Etwa 2,8 Millionen davon waren ungeimpft. Die Forschenden verglichen, wie hoch das Diabetes-Risiko war, bevor der Impfstoff zur Verfügung stand, und wie hoch bei vollständiger Immunisierung. Dabei zeigte sich, dass die Impfung das Diabetes-Risiko senkte. Es sei das erste Mal, dass anhand eines allgemeinen Bevölkerungsdatensatzes gezeigt werden könne, "dass die Covid-19-Impfung die übermäßige Diabetesinzidenz nach Covid-19 zwar reduziert, aber nicht vollständig beseitigt", so die Forschenden.

Die Wissenschaftler:innen fanden heraus, dass das Risiko in der Zeit, bevor Impfungen möglich waren, nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 durchschnittlich um das Dreifache erhöht war. Handelte es sich um einen schweren Krankheitsverlauf mit Krankenhausaufenthalt war das Diabetes-Risiko selbst ein Jahr danach noch doppelt so groß und bei Patienten mit milden Verläufen noch um zehn Prozent größer als bei Nicht-Infizierten. Ende 2021 war das Risiko bei Ungeimpften laut den Forschenden durchschnittlich fast fünffach erhöht. Bei geimpften Menschen war es zwar auch erhöht, allerdings "nur" 1,4-fach und ein Jahr nach der Erkrankung war es demnach wieder auf das Normalniveau Nicht-Infizierter gesunken.

Die Arbeit wurde bisher als Preprint veröffentlicht und noch nicht von Fachleuten begutachtet.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de.