Corona und Energiekrise

Inflation treibt Gebrauchtwagenpreise in die Höhe: Privatverkäufer profitieren jetzt beim Autoverkauf

ARCHIV - 02.03.2018, Sachsen, Dresden: Neu- und Gebrauchtwagen stehen bei einem Autohändler nebeneinander. (Illustration zu dpa "Corona macht Gebrauchtwagen teuer") Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Nicht nur die Inflation lässt die Preise steigen: Auch Corona wirkt sich auf den Gebrauchtwagenmarkt aus
skh fdt fpt dul ruc vco, dpa, Sebastian Kahnert
von Tibor Martini

Die Inflation betrifft auch den Gebrauchtwagenmarkt enorm. Eine exklusive Datenanalyse des stern zeigt, wie sehr sich Autos verteuert haben.

So wirken sich Inflation und Corona auf den Gebrauchtwagenmarkt aus

Seit Monaten hält die steigende Inflation Deutschland auf Trab. Zwei Faktoren sind dafür maßgeblich: Durch den Ukraine-Krieg sind Öl- und Gaspreise gestiegen und sorgen damit allgemein für hohe Energiekosten. Und die Folgen von Corona wirken immer noch nach: Durch harte Lockdowns werden insbesondere wichtige Industriezweige in Asien ausgebremst. Unter anderem betroffen sind Hersteller von Computer-Chips und die Lieferketten.

Es beginnt ein Domino-Effekt: Weil in fast allen Neuwagen diverse Computer-Chips verbaut sind – fürs Navi, für die Zentralverriegelung, für Assistenz- und Warnsysteme – können die Hersteller nicht mehr so viele Neuwagen bauen wie geplant. Einige Hersteller widmen sich daher gezielt höherpreisigen Segmenten – nach dem Motto: Wenn wir nur wenige Chips bekommen, verbauen wir die lieber in unseren teuersten Autos, denn mit denen machen wir mehr Profit.

Das hat auch Folgen für den Gebrauchtwagen-Markt: Denn dort tummeln sich neben den normalen Gebrauchtwagen-Käufern plötzlich auch Neuwagen-Kunden, die sich vergeblich nach einem neuen Golf, einem 1er-BMW oder einer A-Klasse umgesehen haben.

Ford, Opel, Volkswagen & Co.: Die Preisentwicklung beliebter Kleinwagenmodelle

Grafik zur Preisentwicklung der beliebtesten Kleinwagenmodelle von Januar 2021 bis Juli 2022
Preisentwicklung der beliebtesten Kleinwagenmodelle
stern/RTL/ntv

Eine exklusive Datenanalyse von stern und RTL mit Daten von Autoscout24 zeigt nun, wie enorm die Preise für die beliebtesten Automodelle der Deutschen in den letzten Monaten angestiegen sind. So ist beispielsweise der VW Golf von 15.279 Euro im Jahr 2019 auf mehr als 20.000 Euro in diesem Sommer angestiegen – eine Preissteigerung um mehr als 30 Prozent. Kein Einzelfall: Im Schnitt sind die Top 5 in diesem Segment (VW Polo, Ford Fiesta, Opel Corsa & Co.) um ein Drittel teurer geworden.

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Fahrzeugklassen: Besonders günstigere Segmente sind von den Preissteigerungen betroffen

Grafik zur Preisentwicklung nach Fahrzeugklassen
Preisentwicklung nach Fahrzeugklassen
stern/RTL/ntv

Betroffen sind von den Preissteigerungen insbesondere die günstigeren Segmente: Bei Klein- und Kompaktwagen stiegen die Preise in den letzten drei Jahren um 31 bzw. 28 Prozent. Besser davongekommen sind nur die Modelle im teuersten Segment: In der Oberklasse stiegen die Preise um "nur" 16 Prozent.

Autokauf-Experte warnt: Abwarten lohnt sich langfristig nicht

Als Gebrauchtwageninteressent könnte man nun einfach abzuwarten wollen, bis sich die Preise wieder normalisiert haben. Stefan Schneck, Vertriebschef bei Autoscout24, rät davon allerdings klar ab. Der Autokauf-Experte sagt klar: "Abwarten lohnt sich nur sehr kurzfristig bis zum Herbst/Winter dieses Jahres. Mittel- und langfristig lohnt es sich eher nicht, da es vermutlich nicht zu einer Veränderung der Gesamtbranchenlage kommen wird und die Preise voraussichtlich nicht anhaltend günstiger werden."

Privatverkäufer profitieren von hohen Preisen: Gebrauchtwagen jetzt zu verkaufen lohnt sich

Wer seinen ungenutzten Gebrauchtwagen schon seit längerem verkaufen möchte, um damit Geld zu sparen, erwischt damit aktuell den richtigen Zeitpunkt: Privatverkäuferinnen und Verkäufer "profitieren bei Inzahlungnahmen vom aktuell hohen Preisniveau", wie uns Stefan Schneck bestätigt.

Für private Verkäufer bieten sich dafür zwei Möglichkeiten: Auf Fahrzeug-Börsen können sie ihr Auto einstellen, den Wunschpreis angeben und aussagekräftige Bilder und Informationen ergänzen. Im Anschluss muss man als Verkäufer nur noch auf einen passenden Käufer oder eine passende Käuferin warten.

Alternativ ist ein privater Verkauf über Kleinanzeigen oder per Schwarzem Brett möglich. Wichtige Unterlagen wie den Kaufvertrag samt zugehöriger Formulare sollten Privatverkäufer dabei vorab online herunterladen und ausfüllen.

Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst bei stern.de