Wie ihr euch schützt

Denguefieber-Zahlen steigen! Stecken wir uns bald auch in Deutschland mit dem Virus an?

Aedes albopictus Mosquito. Super macro close up a Mosquito sucking human blood,
Auch die Tigermücke überträgt das Denguefieber
iStockphoto
von Larissa Königs

Immer mehr Fälle von Denguefieber!
In Berlin wurden in diesem Jahr vergleichsweise viele Denguefieber-Fälle gemeldet. Angesteckt haben sich die Menschen bislang in klassischen Denguefieber-Gebieten. Das könnte sich bald ändern. Doch woran erkennt man eigentlich eine Infektion mit dem Dengue-Virus? Und wie kann man sie vermeiden?

Höchste Zahl an Denguefieber-Fällen seit 2001

In Berlin wurden in diesem Jahr bereits 39 bestätigte Fälle der Tropenkrankheit Denguefieber registriert. Das seien deutlich mehr als in der Zeit vor der Coronapandemie, heißt es im aktuellen Wochenbericht des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso). In den Jahren 2015 bis 2019 habe der mittlere Wert bei 18 gelegen. Zwei Patienten mussten demnach in diesem Jahr im Krankenhaus behandelt werden.

Allein in der letzten März-Woche März seien 13 Fälle übermittelt worden. Laut Lageso ist das die höchste je übermittelte Zahl seit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes 2001.

Kann man sich auch in Deutschland mit dem Denguefieber infizieren?

Die aktuellen Betroffenen haben sich laut Lageso ausschließlich im Ausland infiziert. Mit Beginn der Mückensaison bestehe mittel- und langfristig aber auch das Risiko, sich in Deutschland anzustecken.

Das Dengue-Virus kam laut Robert Koch-Institut (RKI) viele Jahrzehnte fast ausschließlich in tropischen und subtropischen Regionen und dort hauptsächlich in den Städten vor. Laut RKI leben weltweit fast vier Milliarden Menschen in Denguefieber-Risikogebieten.

Doch: In den vergangenen Jahren habe es sich geografisch weiter ausgebreitet, etwa an den Gardasee. Das ist laut Medizinjournalist und Tropenmediziner Dr. Christoph Specht eine Folge der Globalisierung und vor allem des Klimawandels. Einfach gesagt: Je wärmer es wird, umso weiter breiten sich die Mücken gen Norden aus.

Lese-Tipp: West-Nil-Virus in Deutschland - Virologe erklärt: Wie wirkt der Erreger bei Menschen?

Deshalb sei laut Dr. Specht auch damit zu rechnen, dass man sich in Zukunft auch in Süddeutschland mit dem Dengue-Virus infizieren kann. Und sogar Berlin kommt infrage: Auch in der Hauptstadt wurde bereits die Asiatische Tigermücke nachgewiesen, die das Virus von infizierten Menschen auf andere übertragen kann.

Allerdings ist ein solcher Fall bisher nicht bekannt. Jedes Jahr werden in Deutschland mehrere 100 bis über 1000 eingeschleppte Dengue-Infektionen erfasst. Knapp jede und jeder dritte Betroffene kam von einer Thailand-Reise zurück.

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Im Video: Warum die tropische Stechmücke so gefährlich ist

Für wen eine Infektion lebensgefährlich werden kann

Schätzungsweise werden jährlich rund 400 Millionen Menschen mit Dengue-Virus infiziert. Die meisten Infektionen (etwa 75 Prozent) verlaufen ohne Symptome oder mit milden Symptomen.

Doch gerade Patienten unter 15 Jahren und Menschen, die zum zweiten Mal an Dengue erkranken, können auch lebensbedrohliche Krankheitsverläufe haben. Den Grund dafür kennt Tropenmediziner Dr. Specht: „Es gibt insgesamt vier verschiedene Typen des Dengue-Virus. Bei Patienten, die sich zum zweiten Mal mit einem anderen Virus infizieren, kann es zu einem Hämorrhagischen Fieber kommen.“

Dabei kommt es am ganzen Körper zu Blutungen, etwa am Zahnfleisch oder im Magen-Darm-Bereich. „Das ist dann wirklich dramatisch und macht eine Dengue-Infektion im Vergleich zu etwa dem West-Nil-Virus, das ebenfalls von den Aedes-Mücken übertragen wird, so gefährlich“, betont Dr. Specht.

Bei einer zweiten Dengue-Infektion kann zudem das Dengue-Schock-Syndrom auftreten. Dabei werden lebenswichtige Organe – zum Beispiel das Gehirn – nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt.

Symptome von Denguefieber

Dr. Christoph Specht
Dr. Christoph Specht
Dr. Christoph Specht, RTL, RTL

Diese schwerwiegenden Komplikationen treten allerdings sehr selten auf. Grundsätzlich und bei entsprechender medikamentöser Behandlung erholen sich die Betroffenen innerhalb weniger Tage.

Die Symptome des Denguefiebers sind dabei oft sehr unspezifisch. Sie ähneln denen einer Grippe:

  • Akute fiebrige Körpertemperatur (bis zu 40 Grad)

  • Starke Kopf-, Muskel-, Knochen- und Gliederschmerzen

  • Schüttelfrost

  • Abgeschlagenheit

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Geschwollene Lymphknoten

  • Hautausschlag

Man kann das Dengue-Fieber von einer Corona-Infektion oder Grippe anhand von drei Symptomen klar unterscheiden, erklärt Dr. Specht: „Wer einen rauen Hals, Husten oder Schnupfen hat, kann davon ausgehen, dass er keine Dengue-Infektion hat.“ Die Symptome seien für das Virus nicht üblich.

Wie kann man sich vor dem Denguefieber schützen?

Dengue-Viren, von denen vier verschiedene Typen bekannt sind, werden, im Gegensatz etwa zu Malaria, von tagaktiven Stechmücken übertragen. Deshalb ist es wichtig, sich nicht nur nachts, sondern auch tagsüber vor Mücken zu schützen.

Besonders effektiv sind dabei Mückenschutz-Sprays, sogenannte „Repellenzien“. Dr. Specht empfiehlt, auf die Inhaltsstoffe Icaridin und DEET zu achten. Diese finden sich zum Beispiel in „Autan“- und „Anti-Brumm“-Sprays. Auch lange Kleidung und Fliegengitter schützen.

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Wann lohnt sich eine Impfung?

Es gibt zudem zwei Impfstoffe gegen das Dengue-Fieber - darunter einer, der für Reisende infrage kommt. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat das Vakzin Qdenga Ende 2022 zugelassen, und zwar für Erwachsene und für Kinder ab vier Jahren.

Im November 2023 hat die Ständige Impfkommission (Stiko) über eine Impfempfehlung für Qdenga entschieden. Sie empfiehlt die Impfung allerdings nur Reisenden, die in der Vergangenheit bereits eine gesicherte Dengue-Infektion durchgemacht haben. Die Impfung besteht aus zwei Dosen im Mindestabstand von drei Monaten. (mit Material der dpa)