Er will kein „Putinversteher“ sein

DFB-Vize verspottet Selenskyj als Schauspieler – droht nun das Aus?

Sebastian Willnow
Hermann Winkler äußerte sich despektierlich über den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj.
deutsche presse agentur

Was hat er sich nur dabei gedacht?
DFB-Vizepräsident Hermann Winkler sorgt mit einem abwertenden Post über den ukrainischen Präsidenten für Aufregung. Beim Verband ist man entsetzt, zumal demnächst ein Länderspiel gegen die Ukraine sattfindet. Für den 60-Jährigen könnten die Äußerungen Folgen haben – trotz Entschuldigung.

Nach despektierlichen Äußerungen über Selenskyj: Winkler rudert zurück

Nach seinen despektierlichen Äußerungen über den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj versuchte DFB-Vizepräsident Hermann Winkler einzufangen, was kaum mehr einzufangen war. Der inzwischen gelöschte Post sei in einer für ihn „sehr emotionalen Situation an der Gedenkstätte im Treptower Park entstanden“, schrieb der 60-Jährige am Montag bei Facebook. Er verurteile den „Krieg und die Aggression Putins“, es müsse „alles unternommen werden, diesen Krieg schnellstens zu beenden“.

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Winkler: „Ich würde ihn so nicht noch einmal verfassen. Ich entschuldige mich dafür und auch für die entstandenen Irritationen. Mich deswegen in die „Putinversteher-Ecke“ zu stellen, weise ich entschieden zurück.“ Er ergänzte dann aber: Er sei „auch nicht mit allem, was Selenskyj macht, persönlich einverstanden“.

Verleihung des Karlspreises im Aachener Dom an das ukrainischen Volk Aktuell, 14.05.2023, Aachen, Wolodymyr Selenskyj, Praesident der Ukraine bei der feierlichen Ueberreichung des Internationalen Karlspreis zu Aachen an das ukrainische Volk im Kroenungssaal des Rathaus zu Aachen Aachen Nordrhein-Westfalen Deutschland *** Presentation of the Charlemagne Prize in Aachen Cathedral to the Ukrainian people Current, 14 05 2023, Aachen, Volodymyr Selenskyj, President of Ukraine at the ceremonial presentation of the International Charlemagne Prize of Aachen to the Ukrainian people in the catering hall of the City Hall of Aachen Aachen North Rhine Westphalia Germany
Wolodymyr Selenskyj beim Besuch in Deutschland.
www.imago-images.de, IMAGO/Political-Moments, IMAGO

Thema hat für DFB besondere Brisanz

Winkler hatte Selenskyj am Sonntag in einem Beitrag als „ehemaligen ukrainischen Schauspieler“ bezeichnet, ohne den Namen und das Amt des ukrainischen Präsidenten zu nennen. Selenskyj war am Sonntag in Berlin und erstmals seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine in Deutschland eingetroffen. Im Anschluss waren er und sein Volk in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet worden.

Beim Verband reagierte man scharf auf die abschätzigen Äußerungen seines Vizepräsidenten. Schließlich birgt das Thema besondere Brisanz - und es setzt den DFB gehörig unter Druck. Denn Winklers inakzeptable Äußerung fiel in die Vorbereitung auf das symbolträchtige 1000. Länderspiel der Nationalmannschaft am 12. Juni in Bremen gegen die Ukraine.

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DFB-Chef weist Vize Winkler zurecht: „Unerträglich und beleidigend“

Er halte das Vorgehen Winklers mit den Grundsätzen des Deutschen Fußball-Bundes für unvereinbar, ließ DFB-Chef Bernd Neuendorf mitteilen. Die Äußerungen über Selenskyj habe der DFB-Präsident als unerträglich und beleidigend empfunden und dies Winkler in einem Gespräch sehr klar gemacht, hieß es weiter.

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Konsequenzen blieben zunächst aus, Neuendorf hält den Vorfall aber „mit den Grundsätzen des DFB für unvereinbar“ und will ihn bei der Konferenz der Regional- und Landesverbandspräsidenten am Mittwoch thematisieren.

Dann wird sich zeigen, ob sich Winkler ins Aus geschossen hat. (dpa/pol)