Tennis-Star Alexander Zverev ist auch betroffen

Diabetes Typ 1: Ob Profisportler oder "Sport-Normalo" - welche Risiken gibt es?

Woman with diabetes running in Australia
Wie wirkt sich die Diagnose Diabetes Typ auf Sportler und ihre Ambitionen aus? Ein Experte gibt Aufschluss.
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Diabetes Typ 1 kann jeden treffen, selbst Profisportler, die Leistungssport auf besonders hohem Niveau betreiben und objektiv als topfit gelten. Dazu zählt auch der deutsche Tennis-Star Alexander Zverev, der seine Diagnose jetzt öffentlich gemacht hat. Doch was bedeutet die Diagnose für Profisportler mit Blick auf ihr Leistungsniveau und wie können „Sport-Normalos“ mit der Erkrankung umgehen, wenn sie sich trotzdem regelmäßig moderat bewegen möchten? Der Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht erklärt, welche Risiken die Diabetes-Erkrankung für Betroffene mit sich bringt – und wie sie damit umgehen können.
Lese-Tipp: Diabetes Typ 1 – Die heimtückische Krankheit kann jeden treffen

Tennisstar Alexander Zverev in Aktion.
Tennisstar Alexander Zverev hat Diabetes Typ 1. Nun spricht er in der Öffentlichkeit erstmals über seine Erkrankung
ALTDATEN PICPOOL

Diabetes Typ 1: Wie wirkt sich die Diagnose auf den Alltag von Leistungssportlern aus?

Für einen Profisportler, die die Diagnose Diabetes Typ 1 erhalten, sei die Anfangszeit nach der Diagnose mit Sicherheit eine Delle in der Leistung, schildert der Medizin-Experte. „Leistungssportler müssen erst einmal lernen, mit dem Diabetes Typ 1 umzugehen. Vor der Diagnose merkt man eine Leistungsschwäche und fragt sich, woher das kommt. Die Betroffenen trinken dann unglaublich viel – das ist eines der Hauptsymptome beim Diabetes Typ 1. Dementsprechend müssen sie auch häufig zur Toilette“, erklärt Dr. Specht im RTL-Gespräch.

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Die Diagnose selbst sei recht simpel, doch dann beginnt die Herausforderung: Der Patient muss auf das Insulin eingestellt werden. Typ 1 Diabetiker müssen immer Insulin zuführen.

„Es gibt keinen Typ-1-Diabetiker, der sich kein Insulin spritzen muss. Der einzige Unterschied ist, ob sich die Patienten das Insulin selbst spritzen, oder mittels einer Pumpe verabreichen“, erklärt der Mediziner weiter. Insulinpumpen können vor allem bei Typ-1-Diabetes den Alltag erleichtern. Die kleinen Geräte, die Diabetes-Patienten laufend mit Insulin versorgen, tragen die Nutzer ständig zum Beispiel am Hosenbund. Über einen dünnen Schlauch und eine Stahl- oder Teflon-Kanüle, die unter die Haut gelegt wird, meist am Bauch, gelangt das Insulin in das Unterhautfettgewebe.

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Diabetes Typ 1 als Sportler: „Spontanität ist nicht mehr möglich“

Dieses Verfahren sei insbesondere für Profi-Sportler geeigneter, so Specht. „Leistungssportler müssen ihren Tag noch genauer planen. Denn sie dürfen sich nicht zu viel Insulin spritzen. Wenn das passiert, wird zu viel Zucker aus dem Blut in die Zellen hinein transportiert und es kommt zu einer sehr gefährlichen Unterzuckerung“, warnt der Mediziner.

Laut des Mediziners könnte es Monate dauern, bis ein Leistungssportler sich an die Insulin-Zufuhr gewöhnt habe und einschätzen könne, wie viel Insulin er überhaupt braucht. „Spontanität ist nicht mehr möglich. Jeder Tag ist anders, doch der Insulinspiegel muss immer stimmen“, betont der Arzt.

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Dr. Christoph Specht schätzt die Lage im RTL-Interview ein.
Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht schätzt ein.
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Diabetes Typ 1: Für Leistungssportler ist die Diagnose anfangs eine Herausforderung

„Der Betroffene muss einplanen, wie viel er isst, weil Nahrung den Blutzucker hochtreibt und er muss festlegen, wie viel Sport er treibt, was den Blutzucker wieder nach unten treibt“, so Specht. Wenn ein Training mal gar nicht stattfinden würde, müsste er zum Beispiel unbedingt entsprechend Insulin nachspritzen. Gerade für Betroffene, die erst seit kurzem die Diagnose erhalten haben, könnte dies am Anfang eine größere Herausforderung sein. Sport an sich sei jedoch für beide Diabetes-Typen kein Problem. Und leistungsfähig können eingestellte Diabetiker auch sein, betont der Experte.

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Diabetes: Wie ist es bei Typ 2 und worauf sollten Sport-„Normalos“ achten?

Doch wie sieht es eigentlich bei Normalos mit Diabetes-Diagnose aus, die einfach nur moderaten Sport in ihren Alltag integrieren wollen? Ist das gefährlich, oder sogar förderlich? „Sowohl bei Diabetes Typ 1, als auch bei Diabetes Typ 2 ist Sport immer besser als kein Sport. Bei Typ 2 ist Sport sogar dringend angeraten. Doch jeder sollte sich bewegen“, so Specht.

Bei Diabetes Typ 2 sei oft das Problem, dass der Patient vom Metabolischen Syndrom zum Diabetes Typ 2 gekommen sei. Dies sei gekennzeichnet durch Bewegungsmangel und ein Nahrungsüberangebot – ideal also, dem Krankheitsbild mit Sport entgegenzuwirken.

Sport ist in den Augen des Arztes beim Typ 2 Diabetes das A und O. Beim Typ 1 Diabetiker sei das ganz anders: Hier habe man es mit einer Autoimmunerkrankung zu tun, bei der die Bauchspeicheldrüse defekt sei, meistens aufgrund von Antikörpern, sodass das Insulinhormon nicht mehr produziert werde. Sport könnte der Erkrankung daher nicht entgegenwirken.

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 Alexander Zverev, Germany, during Madrid Open Tennis 2022 final match. May 8, 2022. 20220508666
Alexander Zverev bei den Madrid Opens. Der Sportler wurde jetzt mit Diabetes Typ 1 diagnostiziert.
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Experte: „Je besser der Diabetes eingestellt ist, desto geringer sind die Folgeschäden“

„Sport ist hier auch für normale Sportler absolut möglich und risikofrei, es ist jedoch eine Frage des Managements, weil man Sport mit dem Insulinbedarf abstimmen muss.“

Insgesamt hätten Diabetiker generell eine geringere Lebenserwartung. Dies liege einfach daran, dass Folgeschäden die Gesundheit dauerhaft beeinträchtigen würden. „Doch je besser der Diabetes eingestellt ist, desto geringer sind die Folgeschäden“, bekräftigt der Arzt abschließend.