Bayern Münchens Ehrenpräsident im Verbal-Duell mit Andreas RettigSchlagabtausch im Doppelpass: Hoeneß verteidigt WM in Katar am Telefon

ARCHIV - 30.08.2019, Bayern, München: Uli Hoeneß, damals Präsident vom FC Bayern München, nimmt an einer Pressekonferenz seines Vereins teil. Der heutige Bayern-Ehrenpräsident betrachtet es im Gegensatz zu früher nicht mehr als Katastrophe, wenn die Union künftig nicht mehr im Bund regiert. «Denn wenn man einen 35 Prozent-Vorsprung innerhalb von einem Dreivierteljahr verliert, dann stimmt was nicht», sagte der 69-Jährige im Gespräch mit Antenne Bayern. (zu dpa: «Uli Hoeneß über die Union: Nach 5:0 noch 6:5 verloren») Foto: Sven Hoppe/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß
shp tba alf wst uvo, dpa, Sven Hoppe

Rums! Da hatte jemand Redebedarf. Es ist Gang und Gebe, dass bei der „Sport1“-Fußball-Sendung „Doppelpass“ Zuschauer anrufen und ihre Meinung kund tun. Zu den wohl prominentesten Zuschauern zählt kein geringerer als Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß. Und der ruft regelmäßig an. Dieses Mal hat er zum Hörer gegriffen, um sich sich einen verbalen Schlagabtausch mit dem Katar-Kritiker und Ex-DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig zu liefern. Hoeneß verteidigt die WM in Katar vehement.

Uli Hoeneß im Doppelpass: "Nur wenn Herr Scholz da hinfährt oder die Nationalmannschaften da hinfahren, wird es besser"

Korruptionsvorwürfe, Rassismus und Menschenrechtsverletzungen – wegen all dem steht Katar stark in der Kritik. Und Uli Hoeneß? Der meldet sich am Sonntag telefonisch im Doppelpass zu Wort, nachdem Rettig kritische Anmerkungen zum Emirat am Persischen Golf im Fußballtalk gemacht hatte. Er bezeichnete Rettig als "König der Scheinheiligen" und fragte Rettig: "Ob er im Winter nicht mehr so warm duscht, oder ob er sich über das Gas, das wir demnächst aus Katar beziehen, schon mal Gedanken gemacht hat."

Hoeneß glaubt, dass nur die WM-Gastgeberrolle und daraus resultierende Diskussionen über Katar etwas an der Situation vor Ort ändern können: "Durch die WM und das Engagement des FC Bayern in der Golfregion werden die Arbeitsbedingungen besser werden und nicht schlechter. Das einzige Land in der Region, wo es wirklich besser wird, weil diese Diskussionen stattfinden, ist Katar."

Er forderte den Ex-Bundesliga-Manager auf, "das ewige Sticheln" in Richtung Katar zu unterlassen. Die Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Saudi Arabien, in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Katar begrüßte Hoeneß ausdrücklich: "Nur wenn Herr Scholz da hinfährt oder die Nationalmannschaften da hinfahren, wird es besser."

Andreas Rettig widerspricht Uli Hoeneß im Doppelpass: "Sportswashing"

Man müsse bedenken, dass 83 Prozent der Länder auf der Welt die Menschenrechte nicht so behandeln, wie es in Deutschland der Fall sei. Wenn man dort nichts mehr kaufe und nicht mehr zusammenarbeite, "können wir den Laden zu sperren". In Richtung Rettig sagte Hoeneß: "Solche Leute, die so katastrophal argumentieren, sollten sich das überlegen."

Rettig konterte cool: "Es überrascht mich nicht, dass sie als 'Botschafter von Katar’ so argumentieren." Hoeneß und der FC Bayern seien mit dem Herrscherhaus in Katar verbunden und "seit Jahren pro domo".

Es wundere ihn nicht, dass die Bemühung der Katarer in Bezug auf "Sportswashing bei Ihnen verfängt", so Rettig in Richtung Hoeneß. Die Bayern haben seit Jahren eine bei den Fans höchst umstrittene Sponsor-Partnerschaft mit dem Emirat.

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Hoeneß rät Rettig zur Reise: "Es wäre gut, wenn sie nach Katar fahren und sich die Dinge vor Ort anschauen"

Er könne nur hoffen, dass sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf "durchsetzt mit dem Fonds für Todesopfer auf den Baustellen". Und Hoeneß schrieb Rettig ins Stammbuch: "Ich würde Ihnen raten, dass Sie ihre Quellen, die sie anzapfen, etwas breiter aufstellen."

Hoeneß entgegnete seinerseits und bemängelte, dass Rettig ("Gehört nicht zu meinen bevorzugten Reisezielen“) noch nie in Katar gewesen sei: "Es wäre gut, wenn Sie nach Katar fahren und sich die Dinge vor Ort anschauen." Darauf Rettig: "Franz Beckenbauer (ebenfalls Bayern-Präsident, d.Red.) hat ja vor Ort auch keine Sklaven gesehen." Die Hoeneß-Replik ("Ich gehe davon aus, dass Sie etwas intensiver suchen würden") beantwortete der 59-Jährige lapidar: "Davon können Sie ausgehen." (sid/jma)