Tariferhöhungen um bis zu 200 Prozent!

Dreister Energieversorger zockt Kunden ab - und die Behörden schauen zu

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Ein Stromzähler und Bargeld (Symbolfoto)
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Preissteigerungen von mehr als 200 Prozent?! Bei diesem Strom- und Gasanbieter ist das nicht ungewöhnlich.

Der Stromanbieter ExtraEnergie droht seinen Kunden sogar mit Klagen, um seine Forderungen durchzusetzen. Verbraucherschützer warnen, staatliche Institutionen bieten Betroffenen wenig Rückhalt – trotz offensichtlich fragwürdiger Geschäftspraktiken.

Preissteigerungen "rechtswidrig" - Energieversorger bleibt konsequent

Das Prinzip ist eigentlich einfach: Wer sparen will, achtet in der Regel zuerst auf den Preis. Es lohnt sich aber, die Bewertungen des Vertragspartners im Vorfeld näher anzuschauen. Das kann Geld, Papier und Nerven sparen – wie der Fall des Strom- und Gasanbieters ExtraEnergie zeigt:

Knapp 200.000 Haushalte und Kleingewerbe versorgt das Unternehmen mit Sitz in Monheim am Rhein mit Strom und Gas. Und obwohl ExtraEnergy laut dem Spiegel eigentlich eine Garantie für gleichbleibende Preise ausgesprochen hatte, folgten drastische Steigerungen teils über 200 Prozent. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht bewertete die Preiserhöhungen sogar als „rechtswidrig“. Dieser Zustand währte allerdings nicht lang – im März 2023 handelte das Unternehmen - trotz „rechtswidriger“ Einstufung – wieder nach eigener Rechtsauffassung. ExtraEnergy bleibt seither konsequent und bittet seine Kunden ordentlich zur Kasse.

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Dubiose Tricks und doppelte Einnahmen

Eigentlich lockte der Energieversorger Neukunden mit dem Versprechen einer „kostenlosen Preisfixierung bis 2024“. In Zeiten steigender Energiepreise ein nachvollziehbares Argument für einen Vertragsabschluss. Nach knapp einem halben Jahr brach ExtraEnergy im Juli 2022 sein eigenes Versprechen aber schon wieder. Grund dafür seien die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf den Energiesektor und die „staatlichen Eingriffe“, wie das Unternehmen mitteilte. Die Kunden standen kurzerhand vor der Wahl, Preiserhöhungen bis zum September 2022 zu akzeptieren oder die unmittelbare Kündigung des Vertrages durch ExtraEnergy hinzunehmen.

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An Fallbeispielen erklärt, bedeutet das: Die vertraglich vereinbarten 28,33 Cent pro Kilowattstunde, die ein Stromkunde zunächst zahlte, stiegen plötzlich auf 74,04 Cent an. Gaskunden mussten eine Preissteigerung von garantierten 7,9 Cent pro Kilowattstunde auf 24,7 Cent hinnehmen. Kaum verwunderlich, dass einige Kunden plötzlich Jahresrechnungen von mehreren tausend Euro begleichen sollten. Doch damit nicht genug: Wie der Spiegel außerdem berichtete, steht ExtraEnergy im Verdacht, die Gaspreisbremse zu umgehen. Trotz staatlicher Preisdeckelung, soll das Energieunternehmen von seinen Kunden weiterhin deutlich höhere Preise verlangt haben.

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Verbraucherschützer sind alarmiert

Das Ziel der dreisten Preispolitik von ExtraEnergy: Bestandskunden sollen die aggressive Preisgestaltung akzeptieren. Andernfalls drohen: Meldungen an Wirtschaftsauskunftsunternehmen, Abmahnungen oder aber Drohungen, Kundinnen und Kunden mit angeblich ausstehenden Beiträgen vor Gericht zu zerren. Das erklären betroffene Kunden. Und wie reagiert die ExtraEnergie GmbH? Kunden-Widersprüche bleiben laut Spiegel unberücksichtigt oder werden gar ignoriert.

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Verbraucherschützer wie die Verbraucherhilfe Stromanbieter warnen deshalb vor dem Strom- und Gasanbieter ExtraEnergy und seinen Tochterfirmen Prioenergie, HitEnergie, ExtraGrün und EVD.„Sie sollten alle Preiserhöhungen anfechten und Ihr Geld zurück holen“, heißt es auf der Seite. Preiserhöhungen trrotz gewährter Preisgarantie seien demnach unzulässig. Zudem weisen die Preiserhöhungen formale Fehler auf.

Staatliche Institutionen üben sich in Zurückhaltung

Auf eine derart klare Kommunikation hofft man seitens staatlicher Institutionen vergeblich. Die Bundesnetzagentur teilte auf Spiegel-Anfrage mit, dass sie „nicht in zivilrechtlichen Auseinandersetzungen“ tätig wird. Auch das Bundesverbraucherschutzministerium sieht sich nach Anfrage des Magazins nicht in der Pflicht, einzugreifen. Fiese Unternehmens-Maschen, um Kunden zur Zahlung höherer Tarife zu zwingen, werden nicht geahndet.

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So zum Beispiel eine Zustimmung per QR-Code: Unter dem Deckmantel einer 50-Euro-Gutschrift setzte ExtraEnergie auf gewiefte Tricks. Der QR-Code sollte die Verbraucher eigentlich direkt zur Gutschrift auf die Homepage des Energiekonzerns führen – statt einer Gutschrift folgten Pop-Up-Fenster. Stimmten arglose Kunden dem Inhalt zu, stellt das für ExtraEnergie eine „aktive Zustimmung“ für die Preiserhöhung dar.

Nachtrag: Nach der Veröffentlichung der Medienberichte im August 2023 hat ExtraEnergie mitgeteilt, den Entlastungsbeitrag für die Monate Januar und Februar 2023 in späteren Abrechnungen zu berücksichtigen. (Stand: 11.September 2023)

(rdr)

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