Ex-Chefermittler bezeichnete Christian B. als "Sündenbock"
Fall Maddie McCann: Staatsanwaltschaft erklärt Unschuld der Eltern im TV

Lange Zeit galten sie selbst als verdächtig, jetzt hat die deutsche Staatsanwaltschaft klargestellt: Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Eltern von Madeleine „Maddie“ McCann etwas mit dem Verschwinden ihrer Tochter zu tun haben. Das Mädchen war 2007 im Alter von drei Jahren aus einer Ferienanlage an der portugiesischen Algarve entführt worden.
Goncalo Amaral glaubt, Maddies Eltern hätten ihre Leiche versteckt
Die bisherigen Ermittlungen hätten ergeben, dass Kate und Gerry McCann völlig unschuldig seien, sagte Hans Christian Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig im portugiesischen Fernsehen.
Anlass zur Klarstellung waren wiederholte Anschuldigungen des Ex-Polizisten Goncalo Amaral. Der ehemalige portugiesische Chefermittler hatte in seinem Buch "Die Wahrheit über die Lüge" behauptet, Maddie sei tot und die Eltern hätten dies vertuscht. Seiner Meinung nach sei Maddie bei einem Unfall ums Leben gekommen und ihre Eltern hätten ihre Leiche versteckt. Nachdem er die Ermittlungen zu dem Fall fünf Monate lang geleitet hatte, wurde er aus seinem Amt abgezogen. Amaral hatte die Behörden in der Vergangenheit dafür kritisiert, dass sie angeblich nur den Spuren einer Entführung nachgingen und seine Unfall-Theorie nicht berücksichtigten.
"Ich weiß, dass sich der Ex-Polizist oft zu dieser Sache äußert"
Den Hauptverdächtigen Christian B. hatte Amaral zuletzt als einen „Sündenbock“ bezeichnet. Staatsanwalt Wolters sagte dazu: „Ich weiß, dass der ehemalige Polizist sich oft zu dieser Sache äußert und unsere Arbeit kommentiert.“ Er habe nicht vor, sich auf Diskussionen dazu einzulassen. „Wir haben eine sehr gründliche Untersuchung durchgeführt und es gibt keinen Hinweis darauf, dass Madeleine McCanns Eltern etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben.“
Laut Wolters deute stattdessen alles darauf hin, dass das Mädchen tot und Christian B. dafür verantwortlich sei. Es liege nicht an der Staatsanwaltschaft, die Schlussfolgerungen von Goncalo Amaral zu beurteilen.

Maddie McCann verschwand 2007 im Portugalurlaub
Die damals 3-jährige Madeleine „Maddie“ McCann verschwand 2007 aus einer Ferienanlage im portugiesischen Praia da Luz. Der Fall erlangte immer wieder weltweite Aufmerksamkeit durch Kampagnen, die Maddies Eltern, Kate und Gerry McCann starteten, um ihre Tochter zu finden.
Anfang Juni – 13 Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens – wandten sie die Ermittler dann an die Öffentlichkeit. Um neue Zeugen und Hinweise zu finden, machten sie öffentlich, dass sie Christian B. im Visier hatten. Der heute 43-jährige wird verdächtigt, Maddie damals entführt und ermordet zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht nicht davon aus, dass das Mädchen noch am leben ist.
Christian B. wegen Sexualdelikten vorbestraft
Christian B. wurde in der Vergangenheit mehrfach straffällig. Er hat mehrere Vorstrafen wegen Sexualdelikten – auch Kinder waren unter seinen Opfern. Im Moment sitzt er in Kiel eine Strafe ab, die 2011 das Amtsgericht Niebüll gegen ihn verhängte. Dabei ging es um den Handel mit Drogen. Die Haft soll im Frühjahr 2021 enden. Zwischenzeitlich hatte Christian B. einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung gestellt. Den zog er allerdings Ende Juli wieder zurück.
TVNOW-Doku: Der Fall Maddie - haben sie endlich den Richtigen?
Hat die Polizei diesmal endlich den richtigen Tatverdächtigen? Lässt sich der Fall jetzt endlich aufklären? Mehr dazu sehen Sie in der TVNOW-Doku "Der Fall Maddie – haben sie endlich den Richtigen?".