Ex-Chefermittler bezeichnete Christian B. als "Sündenbock"

Fall Maddie McCann: Staatsanwaltschaft erklärt Unschuld der Eltern im TV

ARCHIV - 30.04.2017, Großbritannien, Loughborough: Die Eltern des verschwundenen britischen Mädchen Madeleine « Maddie» McCann, Kate und Gerry McCann, geben der BBC in der Prestwold Hall ein Interview. Mit einem Zeugenaufruf rückten deutsche Ermittler vor drei Monaten das mysteriöse Verschwinden der kleinen Maddie wieder in den Fokus. Sie gehen davon aus, dass das Mädchen tot ist und haben auch einen Verdächtigen im Visier. (zu dpa «Der Fall Maddie - Ermittler glauben an Mord durch den Verdächtigen») Foto: Joe Giddens/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Kate und Gerry McCann sind laut Staatsanwaltschaft im Fall Maddie völlig unschuldig.
lix nwi exa, dpa, Joe Giddens

Lange Zeit galten sie selbst als verdächtig, jetzt hat die deutsche Staatsanwaltschaft klargestellt: Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Eltern von Madeleine „Maddie“ McCann etwas mit dem Verschwinden ihrer Tochter zu tun haben. Das Mädchen war 2007 im Alter von drei Jahren aus einer Ferienanlage an der portugiesischen Algarve entführt worden.

Goncalo Amaral glaubt, Maddies Eltern hätten ihre Leiche versteckt

Die bisherigen Ermittlungen hätten ergeben, dass Kate und Gerry McCann völlig unschuldig seien, sagte Hans Christian Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig im portugiesischen Fernsehen.

Anlass zur Klarstellung waren wiederholte Anschuldigungen des Ex-Polizisten Goncalo Amaral. Der ehemalige portugiesische Chefermittler hatte in seinem Buch "Die Wahrheit über die Lüge" behauptet, Maddie sei tot und die Eltern hätten dies vertuscht. Seiner Meinung nach sei Maddie bei einem Unfall ums Leben gekommen und ihre Eltern hätten ihre Leiche versteckt. Nachdem er die Ermittlungen zu dem Fall fünf Monate lang geleitet hatte, wurde er aus seinem Amt abgezogen. Amaral hatte die Behörden in der Vergangenheit dafür kritisiert, dass sie angeblich nur den Spuren einer Entführung nachgingen und seine Unfall-Theorie nicht berücksichtigten.

"Ich weiß, dass sich der Ex-Polizist oft zu dieser Sache äußert"

Den Hauptverdächtigen Christian B. hatte Amaral zuletzt als einen „Sündenbock“ bezeichnet. Staatsanwalt Wolters sagte dazu: „Ich weiß, dass der ehemalige Polizist sich oft zu dieser Sache äußert und unsere Arbeit kommentiert.“ Er habe nicht vor, sich auf Diskussionen dazu einzulassen. „Wir haben eine sehr gründliche Untersuchung durchgeführt und es gibt keinen Hinweis darauf, dass Madeleine McCanns Eltern etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben.“

Laut Wolters deute stattdessen alles darauf hin, dass das Mädchen tot und Christian B. dafür verantwortlich sei. Es liege nicht an der Staatsanwaltschaft, die Schlussfolgerungen von Goncalo Amaral zu beurteilen.

HANDOUT - 03.06.2020, ---: Madeleine "Maddie" McCann auf einem undatierten Kinderfoto vor ihrem Verschwinden 2007. Im Fall des vor gut 13 Jahren in Portugal verschwundenen britischen Mädchens Madeleine «Maddie» McCann steht ein 43 Jahre alter Deutscher unter Mordverdacht. Foto: ---/PA / AP/dpa - ACHTUNG: Verwendung nur bis zum 16. Juni 2020 +++ dpa-Bildfunk +++
Fall Maddie: Deutscher Sexualstraftäter unter Mordverdacht
nwi, dpa, ---
Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Maddie McCann verschwand 2007 im Portugalurlaub

Die damals 3-jährige Madeleine „Maddie“ McCann verschwand 2007 aus einer Ferienanlage im portugiesischen Praia da Luz. Der Fall erlangte immer wieder weltweite Aufmerksamkeit durch Kampagnen, die Maddies Eltern, Kate und Gerry McCann starteten, um ihre Tochter zu finden.

Anfang Juni – 13 Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens – wandten sie die Ermittler dann an die Öffentlichkeit. Um neue Zeugen und Hinweise zu finden, machten sie öffentlich, dass sie Christian B. im Visier hatten. Der heute 43-jährige wird verdächtigt, Maddie damals entführt und ermordet zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht nicht davon aus, dass das Mädchen noch am leben ist.

Christian B. wegen Sexualdelikten vorbestraft

Christian B. wurde in der Vergangenheit mehrfach straffällig. Er hat mehrere Vorstrafen wegen Sexualdelikten – auch Kinder waren unter seinen Opfern. Im Moment sitzt er in Kiel eine Strafe ab, die 2011 das Amtsgericht Niebüll gegen ihn verhängte. Dabei ging es um den Handel mit Drogen. Die Haft soll im Frühjahr 2021 enden. Zwischenzeitlich hatte Christian B. einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung gestellt. Den zog er allerdings Ende Juli wieder zurück.

Außerdem wurde B. wegen der Vergewaltigung einer 72-Jährigen zu sieben Jahren Haft verurteilt. Der Tatverdächtige im Fall Maddie geht vor dem Europäischen Gerichtshof gegen dieses Urteil an.

TVNOW-Doku: Der Fall Maddie - haben sie endlich den Richtigen?

Hat die Polizei diesmal endlich den richtigen Tatverdächtigen? Lässt sich der Fall jetzt endlich aufklären? Mehr dazu sehen Sie in der TVNOW-Doku "Der Fall Maddie – haben sie endlich den Richtigen?".