Sieben Fragen, sieben Antworten

Die Grippe-Saison ist im Anmarsch! Wer sich JETZT impfen lassen sollte

In teilnehmenden Apotheken in NRW können sich Menschen Dienstagabend gegen Grippe und Corona impfen lassen. (Archivfoto)
Was ihr über die Grippeimpfung wissen müsst.
Robert Michael/dpa

Zur Grippeimpfung kursieren so manche Mythen.
Braucht unser Kind eine Grippeschutzimpfung? Wo bekomme ich den Piks? Und: Muss ich den aus eigener Tasche bezahlen? Hier kommt der Überblick in Sachen Influenza-Impfung.

Eine Grippe ist keine harmlose Erkältung

Hohes, plötzliches Fieber. Husten, der richtig in der Lunge schmerzt. Arme und Beine, die sich bleischwer anfühlen: Eine Grippe ist mehr als nur eine harmlose Erkältung. Zwar verläuft sie bei einem Teil der Infizierten milde, manchmal sogar ohne Symptome. Doch: Gerade wer Vorerkrankungen hat, muss damit rechnen, dass ihn die Grippe so richtig erwischt.

Im schlimmsten Fall drohen lebensgefährliche Komplikationen. Denn Atemwegsviren, also auch Grippeviren, sind Türöffner für bakterielle Infektionen, sagt Burkhard Lawrenz, Sprecher des Ausschusses Prävention des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ).

Eine Grippeinfektion sorgt für Schäden an den Schleimhäuten des Nasen-Rachen-Raums und der Lunge. Bakterien, wie etwa Pneumokokken, haben es dann leicht, in Schleimhäute und Blutkreislauf einzudringen. Sie können somit für weitere Infektionen sorgen – etwa für eine schwere Lungenentzündung, die im Krankenhaus behandelt werden muss.

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Die gute Nachricht: Dieses Risiko lässt sich senken – mit nur einem Piks, jetzt im Herbst. Wir klären die wichtigsten Fragen.

1. Für wen gilt die Stiko-Impf-Empfehlung?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts empfiehlt die jährliche Grippeschutzimpfung diesen Personengruppen:

  • allen ab 60 Jahren. Hintergrund: Im Alter wird das Immunsystem schwächer, was das Risiko für schwere Krankheitsverläufe erhöht. Laut RKI betreffen die meisten Todesfälle durch Influenza diese Altersgruppe.

  • Schwangeren ab dem zweiten Trimester. Liegt eine Vorerkrankung vor, rät die Stiko schon im ersten Trimester zum Piks.

  • Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen. Dazu zählen laut Stiko unter anderem Erkrankungen des Herzens, der Leber oder der Nieren, aber auch Diabetes, Immunschwächen oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose.

  • allen, die in Alters- oder Pflegeheimen leben.

  • allen, die im engen Kontakt mit Risikopersonen stehen, etwa weil sie mit ihnen im selben Haushalt leben oder sie betreuen. Ihre Impfung dient vor allem auch dem Schutz der Risikopersonen.

  • allen, mit einem erhöhten beruflichen Risiko, wie das RKI es nennt. Das besteht zum Beispiel, wenn man im medizinischen Bereich arbeitet oder in einer Einrichtung mit viel Publikumsverkehr.

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2. Keine Risikogruppe? Kein Problem!

Auch dann kann es gute Gründe für den Piks geben. Denn: Dass die Stiko die Influenza-Impfung nur bestimmten Gruppen empfiehlt, heißt nicht, dass sie allen anderen davon abrät. Das schreibt das RKI selbst.

Kinderarzt Burkhard Lawrenz rät, die Impfung nicht nur als individuelle Entscheidung zu betrachten, sondern als soziale. Wenn viele sich impfen lassen, dann schützt das viele andere mit. Zum Beispiel auch Menschen mit einer Immunschwäche, bei denen Impfungen nur schlecht anschlagen.

3. Influenza-Impfung fürs Kind? Experten sagen ja!

Kleine Kinder seien die Altersgruppe, die am häufigsten an Grippe erkrankt. Der Kinderarzt ermutigt Eltern daher, ihre Kinder – auch die ohne Vorerkrankungen – gegen Influenza impfen zu lassen. Damit ist Lawrenz nicht allein: Hier erklärt Dr. Nikola Klün, Kinderärztin aus München, welche drastischen Nebenwirkungen eine Grippeinfektion bei Kindern haben kann.

Weitere Gründe, die dafür sprechen: Die Kinder stecken sich untereinander im Kindergarten an und tragen die Viren dann in die Familien, stecken ihre Eltern und ihre chronisch kranken Großeltern an, sagt der Kinderarzt.

Was Eltern wissen sollten: Erst ab sechs Monaten kann gegen Grippe geimpft werden, sagt Lawrenz. Geht es um den Impfstoff, gibt es eine Besonderheit für Kinder, die mindestens zwei Jahre alt, aber jünger als 18 Jahre sind. Für sie ist auch ein Impfstoff zugelassen, der als Nasenspray verabreicht wird.

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Da das Nasenspray teurer ist als die Spritze, übernehmen die Krankenkassen die Kosten dafür nur in Einzelfällen. Zum Beispiel, wenn die Kinder eine Gerinnungsstörung haben und eine Spritze daher ein Risiko ist, sagt Lawrenz. Auch bei Kindern mit großer Panik vor Nadeln, kommt der Nasenspray-Impfstoff zum Einsatz. Die normale Spritzenangst eines Dreijährigen gilt allerdings nicht als Grund, das Nasenspray zu nehmen.

Kommt die Grippeimpfung für euch in Frage?

4. Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Grippeimpfung?

Das ist schwer zu sagen. Die Grippewelle beginnt meist erst nach Weihnachten und zieht sich meist bis in den April hinein, sagt Burkhard Lawrenz. Doch manchmal beginnt sie auch früher.

Auch das RKI verweist darauf, dass sich die Dauer von Grippewellen nie genau vorhersagen lässt. Daher lautet die Empfehlung: am besten frühestens im Oktober und spätestens Mitte Dezember. Bis sich der Impfschutz vollständig aufgebaut hat, dauert es rund zwei Wochen.

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Ein besonders früher Impftermin kann aber Nachteile haben. Der Impfschutz lässt nach fünf bis sechs Monaten nach, sagt Burkhard Lawrenz. Wer sich also im September schon impfen lässt, hat im kommenden Frühjahr nicht mehr den vollen Schutz.

5. Ausnahmen: Welche Personengruppen können KEINE Impfung bekommen?

Die Impfung gilt laut RKI als gut verträglich. Selten gibt es schwere Allergien gegen einen Bestandteil der Impfstoffe, sagt Lawrenz. Das betrifft vor allem Menschen, die eine schwere Allergie gegenüber Hühnereiweiß haben, das in Spuren im Impfstoff enthalten sein kann. Weiß der Arzt oder Ärztin von der Allergie, kann er oder sie auf einen anderen Impfstoff ausweichen.

In einem Fall muss die Grippeschutzimpfung verschoben werden: bei akuten Infekten mit mindestens 38,5 Grad Fieber. Das gilt sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Wer nur etwas Schnupfen oder Husten hat, sich nur leicht angeschlagen fühlt, der kann den Impftermin aber wahrnehmen.

6. Wo kann ich mich gegen die Grippe impfen lassen?

Den Piks gegen die Grippe gibt es in der Hausarztpraxis, aber zum Beispiel auch bei der Kinderärztin oder dem Gynäkologen.

Seit 2022 dürfen auch Apotheken Grippeschutzimpfungen anbieten. Auch im kommenden Herbst und Winter gibt es in vielen Apotheken den Piks, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) bestätigt. Auf dem Portal www.mein-apothekenmanager.de kann man nach Apotheken in der Umgebung filtern, die Grippeschutzimpfungen anbieten.

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Oder man holt sich die Impfung in der Mittagspause beim Betriebsarzt oder der Betriebsärztin ab – sofern der eigene Arbeitgeber seinen Beschäftigten kostenlose Grippeschutzimpfungen anbietet.

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7. Bezahlt die Krankenversicherung meine Grippeimpfung?

Fällt man unter die Impfempfehlung der Stiko, ist die Sache klar: Dann trägt die gesetzliche Krankenversicherung die vollen Kosten. Das ist in der Schutzimpfungs-Richtlinie festgehalten.

Teilweise übernehmen die Kassen die Impfkosten auch für weitere Personengruppen oder sie steuern einen Anteil bei. Im Zweifel fragt man bei der eigenen Krankenversicherung nach.

Gut zu wissen: Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hat mit einigen Krankenversicherungen eine Vereinbarung geschlossen – darunter sind die drei Krankenkassen mit den meisten Versicherten: TK, Barmer und DAK-Gesundheit. Wer dort versichert und mindestens 18 Jahre alt ist, kann sich demnach in Apotheken kostenlos gegen Influenza impfen lassen. Und zwar auch dann, wenn man nicht unter die Stiko-Empfehlung fällt. (dpa/vho)