Mediziner Dr. Christoph Specht schätzt ein
Hepatitis-A-Fall in Berliner Kita! Müssen wir uns Sorgen machen?

Nachdem in einer Kita in Henningsdorf ein Kind an Hepatitis A erkrankt ist, hat das Gesundheitsamt Untersuchungen eingeleitet. Besteht Anlass zur Sorge? Wie gefährlich ist eine akute Leberentzündung für Kinder? Medizinjournalist und Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht ordnet ein.
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"In diesem Fall wird es sich um eine Übertragung durch eine Schmierinfektion handeln"
Hepatitis ist eine Entzündung der Leber, die in der Regel durch Viren ausgelöst wird. Das Hepatitis-A-Virus (HAV) findet sich weltweit, kommt in westlichen Ländern mit hohen Hygienestandards jedoch eher seltener vor. So hat sich fast die Hälfte der Erkrankten in Deutschland im Ausland angesteckt (Reise-Hepatitis). Auch im Falle der betroffenen Kita nahe Berlin scheint die Infektionskrankheit durch eine Frau, die sich zuvor in Pakistan aufgehalten hatte, in die Einrichtung gelangt zu sein. Zwei der drei Kinder der Frau besuchen die Kita in Henningsdorf. Eines der Kinder wurde positiv auf Hepatitis A getestet. Für die beiden Kinder wurde ein Besuchsverbot der Kita – zunächst bis zum 23. Dezember – verhängt. Auch ein Erzieher der Kita hat sich fast zeitgleich mit dem Virus infiziert.
Doch wie wird das Virus übertragen? „Hepatitis A wird in der Regel durch verunreinigte Nahrungsmittel, Wasser und Schmierinfektionen übertragen.In diesem Fall wird es sich um eine Übertragung durch eine Schmierinfektion handeln“, erklärt Mediziner Dr. Christoph Specht.
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„Im Großen und Ganzen hilft Bettruhe, dann hat man das auch wieder überstanden“
Das Auftreten von Hepatitis-A-Fällen in Kitas sei aber kein Grund zur Sorge. „Solche Fälle gibt es immer mal wieder in Deutschland, das ist keine so seltene Geschichte“, so Specht. Kindertageseinrichtungen seien sogar relativ häufig betroffen. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Kinder selbst wenig bis gar keine Symptome haben. Wenn doch, dann wirklich nur sehr milde.“ Erwachsene hingegen könnten schon etwas schwerer an Hepatitis A erkranken. Bei ihnen könne sich eine Infektion in Form von Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen äußern, aber auch zu Fieber oder Gelbsucht führen.
„Das Gute ist, dass es sich um eine selbst limitierende Krankheit handelt“ erklärt der Experte. Das heißt, die Krankheit heilt von alleine aus, „ohne dass man jetzt spezifisch da irgendwas gegen machen würde“. Generell könne man gegen Viren wenig machen und stattdessen lediglich die Symptome behandeln. „Im Großen und Ganzen hilft Bettruhe, dann hat man das auch wieder überstanden“, gibt Specht Entwarnung.
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Mediziner empfiehlt Erwachsenen Impfung gegen Hepatitis A und B
Trotzdem gelte es natürlich, eine Infektion zu vermeiden. Hier sei Hygiene das A und O. „Da es sich um eine Schmierinfektion handelt, nützt eine Maske in dem Fall überhaupt nix“, erklärt der Mediziner. „Die Viren werden über den Darm ausgeschieden, sodass bei jedem Toilettengang kleinste Partikelchen an die Hände gelangen können.“ Specht geht davon aus, dass sich über die Schmierinfektion auch der betroffene Erzieher in der Kita angesteckt hat. Daher müsse man sich nach jedem Toilettengang sehr gründlich die Hände waschen.
Erwachsenen empfiehlt der Mediziner eine Kombinationsimpfung gegen Hepatitis A und B. „Dann sind es insgesamt drei Spritzen: Eine am Tag 0 und eine weitere nach vier Wochen, durch die wir schon einen sehr guten Schutz haben. Nach sechs Monaten führt man dann noch einmal eine Booster- oder Auffrischungsimpfung durch, nach der man dann mindestens 40 Jahre lang, wahrscheinlich aber sogar einen lebenslangen Schutz gegen Hepatitis A und B hat“, erklärt der Allgemeinmediziner.
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"Es wird keine Epidemie werden"
Bei Personen, die mit Infizierten in Kontakt waren und sich möglicherweise angesteckt haben, sei auch eine Postexpositions-Prophylaxe möglich. „Diese Personen kann man dann bis zu 14 Tage nach dem Kontakt mit Infizierten impfen und auf diese Weise einen Ausbruch verhindern“, erläutert Specht. Dies sei vor allem aufgrund der langen Inkubationszeit von Hepatitis A möglich. “Es können drei bis vier Wochen vergehen, bevor die Symptome auftreten“. Infektiös seien die Patienten jedoch schon zwei Wochen vor und noch eine weitere Woche nach Ausbruch der Krankheit.
Für Kinder ist der Hepatitis-A-Impfstoff ab einem Alter von einem Jahr zugelassen. „Auch wenn die Kinder so gut wie nicht gefährdet sind, da sie bei einer Hepatitis-A-Infektion nur sehr milde oder gar keine Symptome aufweisen, können sie halt trotzdem ausscheiden“, gibt der Mediziner zu bedenken. Insgesamt jedoch bestehe kein Grund zur Sorge. „Es ist durchaus denkbar, dass da noch einige Fälle nachgemeldet werden“, so Specht. „Aber es wird keine Epidemie werden.“
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