"Äppler" oder "Stöffchen" - Der Duden erklärts

Ist Hessisch der komplexeste Dialekt Deutschlands?

Apfelwein ist das hessische Nationalgetränk. Die Nachfrage ist oft größer als die Produzenten herstellen können. Foto: Arne Dedert
Ob "Ebbelwoi", "Äppler" oder "Stöffche" - für das hessische Nationalgetränk gibt es viele Namen / Archivbild
DPA

Wir Hessen „Babbeln“ gerne, aber nur ein paar Kilometer weiter nördlich heißt das dann schon „Schnuddeln“ – ja, Hessisch ist nicht gleich Hessisch. Der Sprachwissenschaftler Lars Vorberger sagt sogar, wer sich in der hessischen Sprachlandschaft bewegt, befindet sich nach seiner Ansicht im „komplexesten Dialektgebiet auf deutschem Boden“. Im Dudenverlag erschienen Buch „Hessisch. Vom Babbeln und Schnuddeln“ geht Vorberger jetzt auf diese Komplexität ein.

In keiner Gegend Deutschlands gibt es so viele Dialekträume

Andreas Arnold
Das Hessisch, dass das Comedy-Duo Badesalz spricht, ist laut dem Sprachwissenschaftler "Medienhessisch" / Archivbild
deutsche presse agentur

Durch die Komikerduos Badesalz, die Hesselbachs, Heinz Schenk im Blauen Bock, Bodo Bach und Martin Schneider haben die meisten Deutschen schon mal Hessisch gehört. Laut Vorberger handelt es sich dabei aber um „Medienhessisch“.

„Auf Ebene der Dialekte unterscheiden wir vier große Räume: Nord-, Ost-, Zentral- und Südhessisch“, schreibt Vorberger im Buch. Dabei gehen die Dialekträume über die Grenzen des Bundeslandes hinaus. „Es gibt im Bundesland Hessen, aber nicht nur viele verschiedene Dialekte, die dort gesprochenen Dialekte sind auch sehr vielfältig.“ In keiner anderen Gegend Deutschlands würden auf so kleinem Raum so viele Dialekträume unterscheiden, erklärt der Sprachwissenschaftler.

Im Buch „Hessisch. Vom Babbeln und Schnuddeln“ erklärt Vorberger mit einzelnen Worten in einer Art Wörterbuch, warum es beispielsweise „bei die Oma“ und nicht „bei der Oma“ heißt, warum das Frankfurter Volksfest „Dippemess“ genannt wird und das „Handkäs mit Musik“ nicht bedeutet, dass Musik zum Handkäse gespielt wird, sondern dass das die „nette Umschreibung der körperlichen Folgen des Zwiebelkonsums“ ist.

Schimpfwörter auf Hessisch klingen kaum böse

Im Buch werden nicht alle hessischen Formen eines Wortes aufgezählt, dafür hätte es laut Vorberger wohl Tausende Bücher gebraucht. Er hat sich deswegen einzelne Beispiele wie den „Äppler“, die „ahle Worscht“ und die „Chatten“ als Ur-Hessen herausgesucht.

Im Buch des Sprachwissenschaftlers lernt man auch, dass Schimpfwörter auf Hessisch oft nicht böse klingen. Das hängt auch damit zusammen, dass es für Wörter wie „Dabbes“, „Hannebambel“, „Labbeduddel“ oft keine eindeutige Übersetzung in die Standardsprache gebe.

Zudem erklärt Lars Vorberger, warum der Vorname der Umweltaktivistin Greta Thunberg im Hessischen eher klingt wie die Insel Kreta, das es im Hessischen den Genitiv nicht wirklich gibt, dass Goethe wohl Hessisch gesprochen hat und die Dialekte „freundlich für die Ohren“ sind.

Obwohl viele Menschen keine alten Dialekte mehr sprechen würden, hieße das nicht, dass diese aussterben würden. Vielmehr würden sie sich verändern, weiterentwickeln und in neuen Formen regionalen Sprechens aufgehen, so der Sprachwissenschaftler. (dpa/ ast)