23 Nationen im Unternehmen
Integrationspreis für Unternehmen aus Neuss
Die Zuwanderung beschäftigt viele in Deutschland. Aber wie gelingt die Integration? Ein Bauunternehmen aus Neuss hat darauf eine Antwort. Deswegen wurde es am Dienstag von der Handwerkskammer in Düsseldorf ausgezeichnet.
Aus Guinea über Marokko nach Neuss
Sadjo Diallo ist heute 23 Jahre alt. Vor sieben Jahren kommt er über das Mittelmeer nach Deutschland. Darüber, warum er seine Heimat verlassen hat und wie die Flucht ablief, möchte er nicht reden. Dafür spricht er umso lieber über seine Arbeit bei der Leitungs- und Tiefbaugesellschaft, kurz LTG in Neuss. Die bedeute ihm alles. „Erstmals kann ich mir alles selbst leisten, eine Wohnung und ein gutes Gehalt haben. Einfach alles. Ich kann für mein eigenes Geld arbeiten.“
Nach der dreijährigen Ausbildung ist Sadjo Diallo jetzt ein fester Bestandteil des Teams in Neuss. Darf sich offiziell Rohrleitungsbauer nennen. Der Mann aus Guinea hat sich damit seinen Traum verwirklicht. Bei dem nicht immer einfachen Weg hat ihn sein Arbeitgeber unterstützt und unter anderem die Kaution für die erste eigene Wohnung gestellt.
Auszeichnung für hervorragende Integration im Handwerk
Den Integrationspreis verleiht der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf in Form einer Urkunde und einem symbolischen Scheck in Höhe von 500 Euro. Das Unternehmen habe durch die gute Unterstützung von Berufsanfängern mit Migrationshintergrund herausgestochen und sich über das normale Maß auch außerhalb der Arbeit für die Kollegen mit Migrationshintergrund eingesetzt. Die Entscheidung für das Neusser Unternehmen begründet der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, Andreas Ehlert: „Mitarbeitende aus 23 unterschiedlichen Nationen sind problemlos integriert, weil der Unternehmer sagt: 'Wir brauchen diese Menschen, wir brauchen Menschen, die anpacken, die was leisten wollen, die was schaffen wollen.'“
Das Unternehmen sieht bürokratische Hürden
Die LTG freut sich sehr über den Preis. Die Auszeichnung belohnt auch den Aufwand, den vor allem Ausbildungsleiter Ron Ritzer betreibt. Er hilft zum Beispiel bei Behördengängen und der Wohnungssuche. Aber eines sei klar, die Bürokratie steht bei der Ausbildung junger Menschen mit Migrationshintergrund oft im Weg. Ron Ritzer ärgert sich vor allem über die unklaren Aufenthaltsbestimmungen bei einigen seiner Azubis. „Das Risiko ist ganz klar da wir wissen nicht, bleibt der junge Mensch bei uns oder bleibt er nicht?“
Dieses Risiko will die LTG aber auch in Zukunft eingehen, weil das Unternehmen damit auch dem Fachkräftemangel begegnen will. Denn auch dieses Jahr hatten nur drei Neustarter einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Die Integration sei deshalb auch ein wichtiger Baustein in der Zukunft des Neusser Bauunternehmens.