Sie wissen nicht, ob sie sich wiedersehen

Ein letzter Kuss für die Mutter, bevor Tochter mit Gewehr über der Schulter in den Krieg zieht

von Ulrich Vonstein und Jürgen Weichert

Ein Kuss zum Abschied.
Im Hof eines Hauses in Ashkelon, in dem eine Rakete eingeschlagen hat, spielt sich eine herzzerreißende Szene ab. Mutter und Tochter nehmen Abschied voneinander – für wie lange, wissen sie nicht. Denn die junge Frau muss in den Krieg.
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Tochter
"Meine Tochter. Sie geht zur Armee“ , erklärt die Mutter unserem Reporter.

Eine junge Frau im T-Shirt kommt von der Straße, sie trägt eine Funktionshose, ein lässiges T-Shirt und ein Gewehr. Sie hebt das Absperrband und geht zu dem Haus, dessen Eingangsbereich zerstört ist. Eine ältere Frau kommt heraus, die beiden umarmen sich, sprechen kurz miteinander. Sie küssen sich, nehmen Abschied voneinander.

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Dann dreht sich die jüngere Frau um. „Good bye“, erwidert sie den Gruß unseres Reporters, winkt kurz. Ist sie angespannt? Das lässt sich nicht beurteilen. Die Frau schlüpft unter dem Band hindurch zurück auf die Straße. Steigt in ein Auto und fährt weg. Die Ältere blickt hinterher, ruft unserem Reporter zu: „Meine Tochter. Sie geht zur Armee.“ Als wäre es das Normalste der Welt. Was es im Israel dieser Tage wohl auch ist.

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Wären nicht die Schäden durch die Terrorbomben, hätte die junge Frau statt eines Gewehrs einen Rucksack getragen – es hätte sich auch um einen Mutter-Kind-Abschied handeln können, weil die Tochter zum Sport fährt. Aber in ihrer Heimat ist Krieg. Vielleicht kommt die junge Frau nie wieder. Vielleicht haben sich Mutter und Tochter gerade zum letzten Mal in ihrem Leben geküsst.

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„Mein größter Wunsch ist, dass die Menschen wieder zu Verstand kommen“

Yafa
Mutter Yafa Ezra hat Angst um ihre Kinder.

Später beschreibt die Mutter Yafa Ezra unserem Reporter ihre Gemütslage. Es sei ein „spezielle Situation“, sagt sie. Alle ihre Kinder, die Söhne und die einzige Tochter, seien in der Armee. Die Tochter sei vorbeigekommen, um zu fragen, ob nach dem Raketeneinschlag alles okay sei. Natürlich mache sie sich Sorgen um ihre Kinder. „Ich habe Angst, große Angst.“

Sie hofft, dass der Krieg schnell beendet werden kann. „Mein größter Wunsch ist, dass die Menschen wieder zu Verstand kommen“, sagt sie. Sie wünscht sich Frieden für ihre Heimat Ashkelon. Und Kraft für diejenigen Eltern, die in diesem Krieg ihre Kinder verloren haben, sagt Ezra nachdenklich.