„Kein banaler Infekt“
Entgegen der Stiko-Empfehlung! Kinderärztin: Jedes Kind sollte diese Impfung haben

Grippe-Impfung für Kinder? Bei dieser Frage gehen die Meinungen weit auseinander!
Jedes Jahr aufs Neue entfacht ein und dieselbe Diskussion: Sollte die Influenza-Impfung auch für Kinder empfohlen werden? Die Stiko sagt: „Nein!“ Doch viele Kinderärzte sehen das anders – so auch Dr. Nikola Klün, Kinderärztin aus München. Sie sagt: Auch Kinder, die keiner Risikogruppe angehören, sollten geimpft werden.
Es geht auch ohne! Stiko-Empfehlung nicht notwendig
Ob eine Impfung für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe empfohlen wird, entscheidet in Deutschland die Ständige Impfkommission (Stiko). Kinderärztin Dr. Nikola Klün erklärt im Gespräch mit RTL, dass diese sich dabei an zwei Kriterien orientiert.
Zum einen werde eine Nutzen-Risiko-Bewertung durchgeführt. Heißt: Profitiert der einzelne genügend von der Impfung und sind die Nebenwirkungen im Gegenzug gering genug? Zum anderen schaue man darauf, ob die Impfung einer Bevölkerungsgruppe zum Gemeinwohl beiträgt.
Bei der Influenza-Impfung kommt die Stiko für Kinder zu dem Schluss: Eine Empfehlung ist nicht notwendig. Jedenfalls nicht für die Kinder, die keiner Risikogruppe angehören.
Im Video: Ein Blick in den Impfpass kann sich lohnen! Welche Impfungen ihr jetzt auffrischen lassen solltet
Grippe-Infektion: Schwere Sekundär-Erkrankungen drohen!
Doch: Kinderärzte und Verbände der Kinderärzte stellen die Entscheidung infrage. Dr. Klün erklärt: „Kinderärzte stellen immer wieder fest, dass viele Kinder im Zusammenhang mit einer Influenza beispielsweise Lungenentzündungen entwickeln.“
Lese-Tipp: Herbstwelle im Anmarsch? Covid, Erkältung, Grippe – was uns jetzt in Sachen Viren erwartet
Aus ihrem Praxisalltag weiß die Expertin, dass eine Influenza-Erkrankung noch weitere schwerwiegende Folgen haben kann:
Ohrenentzündungen,
Nasen-Nebenhöhlen-Entzündungen,
in seltenen Fällen Herzmuskelentzündungen,
in noch selteneren Fällen Nierenschäden.
„Das ist kein banaler Infekt“, fasst die Kinderärztin zusammen. Eine Impfung könnte derart schwere Verläufe verhindern. Eltern sollten nicht den Fehler machen, eine Influenza mit einem grippalen Infekt gleichzusetzen.
Eure Meinung interessiert uns: Stimmt ab!
Grippe-Impfung für Kinder ist besonders wichtig, wenn...
Ein wichtiger Unterschied sei laut Dr. Klün: „Fehlende Empfehlung heißt nicht, dass die Stiko davon abrät.“ Heißt: Individuell können Eltern gemeinsam mit dem Kinderarzt entscheiden, ob das eigene Kind geimpft werden soll. Grundsätzlich sei eine Impfung ab dem sechsten Lebensmonat möglich. „Darunter stellt sich die Frage gar nicht.“ Ab dem 24. Monat sei es sogar möglich, sein Kind mittels Nasal-Impfung impfen zu lassen. Angst vor Spritzen? Spielt dann keine Rolle mehr.
Lese-Tipp: Schutz vor Grippe: So vermeiden Sie eine Infektion
Für die Expertin wird die Influenza-Impfung für Kinder besonders dann relevant, wenn das Kind eine soziale Einrichtung besucht, erklärt sie.
USA und Großbritannien sehen es anders
Was Kinderärzte in Deutschland außerdem kritisieren: In Großbritannien oder den USA wird die Empfehlung ausgesprochen. Hier würden Komplikationen anders bewertet. Zudem: „In den USA spielt auch der wirtschaftliche Aspekt eine Rolle: Kinder sind Verteiler, dadurch fallen Arbeitnehmer aus, Krankenhausbetten sind belegt“, erklärt Dr. Klün.