„Ich bereue nichts, ich würde es wieder tun“
Verbrechen aus Liebe! Sali Hafez rettet ihrer Schwester mit Banküberfall das Leben
„Ich musste eine Entscheidung treffen, so schnell wie möglich.“
Eine junge Frau überfällt im Libanon eine Bank, um an ihr eigenes Geld zu kommen und damit eine lebenswichtige Behandlung für ihre krebskranke Schwester zu bezahlen. RTL besuchte Sali Hafez, die aus Liebe zur Verbrecherin wurde. Eine Geschichte, die tief berührt.
Sali Hafez: „Ich habe alles Mögliche versucht"
Sali Hafez lebt gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrer Nichte bei ihren Eltern in Beirut. Sie führt ein glückliches Leben – bis zu jenem Tag, an dem ihre Schwester Nancy eine schreckliche Diagnose erhält: Ein Hirntumor, der nur durch eine komplizierte Operation in der Türkei entfernt werden kann, bedroht Nancys Leben. Der Eingriff kostet 13.000 Euro. Geld, das Sali gespart hat. Aber: Der Libanon steckt in einer tiefen Krise, Banken zahlen nur geringe oder gar keine Beträge aus. Korruption und Misswirtschaft haben das Land zu Grunde gerichtet.
„Ich habe alles Mögliche versucht, mehrmals, auf friedliche Art“, erinnert sie sich im Gespräch mit RTL. Ihre Verzweiflung wächst und wächst, der Gesundheitszustand ihrer Schwester verschlechtert sich zusehends. Hilflos zusehen? Für Sali keine Option.
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„Meine Schwester hat mir völlig verzweifelt gesagt: Pass bitte auf meine Tochter auf, ich werde sterben.“ Salis habe ihr daraufhin entgegnet: „Du wirst leben, deine Tochter aufwachsen sehen.“ Sie habe diesen Gedanken, ihre Schwester zu verlieren, einfach nicht ertragen können. Sie muss eine Entscheidung treffen.
Im Video: Frau überfällt Bank mit Spielzeugpistole - aus Verzweiflung!
Überfall mit Bombenattrappe und Spielzeugpistole
Am 14.9.2022 beschließt sie, sich ihr Geld zu holen. Mit Flaschen voll Benzin, die wie eine Bombe wirken sollten, und einer Spielzeugpistole macht sie sich auf zur Bank. Dabei denkt sie die ganze Zeit nur an ihre Schwester, erinnert sie sich. Sali Hafez legt sich vor dem Gebäude auf die Lauer, beobachtet das Treiben. Als sie bemerkt, dass sich in der Bank noch eine Frau mit Kind aufhält, wartet sie ab. Sie will nicht, dass ein Kind den Überfall miterleben muss.
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Es ist 10.35 Uhr, als Sali die Bank schließlich stürmt. Eine Freundin filmt ihre Tat. Dabei gibt sie offen bekannt, warum sie die Bank überfällt, versucht, möglichst keine Panik auszulösen. Sie habe riesige Angst gehabt, ihre kleine Schwester zu verlieren – diese Angst sei ihr Antrieb gewesen, so Sali Hafez. Am Ende geht der Plan auf: Schon wenige Tage nach dem Raub kann ihre Schwester in Istanbul behandelt werden.
Richter in Beirut sprechen mildes Urteil
Endlich gibt es Hoffnung! Mit einem Fake-Post auf Facebook narrt Sali Hafez die Behörden, schafft es so, zu fliehen und das Geld in Sicherheit zu bringen. Sie schreibt im Netz, sie sei am Flughafen und auf dem Weg in die Türkei – alle Sicherheitskräfte stürmen daraufhin das Terminal.
Die mutige Frau taucht unter, wartet ab, bis ihre Schwester operiert wurde und stellt sich dann der Polizei. Mittlerweile haben sich Tausende Libanesen mit ihr verbündet, gehen auf die Straße, um für ihre Freiheit einzustehen.
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Mit Erfolg: Der Richter lässt Milde walten, verhängt lediglich eine symbolische Geldstrafe von 20 Euro. Zudem bekommt Sali ein Reiseverbot auferlegt. Doch für sie zählt nur das Leben ihrer geliebten Schwester, die sich auf dem Weg der Besserung befindet und endlich neuen Lebensmut schöpfen kann.