Jahrestag der Katastrophe 2010
Jessica überlebte die Loveparade in Duisburg – „An dem Tag habe ich aufgehört, Musik zu hören”
Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals am 24. Juli 2020 bei RTL.de!
Duisburg gedenkt der Toten und Verletzten des Loveparade-Unglücks 2010.
In einem Gedränge am einzigen Zu- und Abgang zum Veranstaltungsgelände starben damals 21 junge Menschen. Mehrere Hundert wurden verletzt. Viele Betroffene leiden noch heute unter den Folgen. Eine von ihnen ist Jessica Plönes, die an jenem Tag für immer aufgehört hat, Musik zu hören. Warum, erklärt sie in unserem Video.
Nacht der 1.000 Lichter in Duisburg

Am Vorabend des zehten Jahrestages 2020 gab es traditionell eine „Nacht der 1.000 Lichter”. An der Gedenkstätte am Unglücksort wurden dabei rund 1.000 Grablichter entzündet. Viele waren mit Gedenkworten beschrieben. „Es tut noch weh”, stand auf einer Kerze.
„Die schrecklichen Ereignisse bei der Loveparade vor zehn Jahren haben das ganze Land erschüttert und in Trauer versetzt”, teilte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) damlas mit. „Ein Tag, an dem junge Menschen fröhlich gemeinsam feiern wollten, endete in einer furchtbaren Katastrophe, in einem Albtraum, aus dem viele Menschen nicht befreit werden konnten - manche bis heute nicht.”
21 Menschen starben bei der Loveparade in Duisburg
Seine Vorgängerin Hannelore Kraft (SPD) war selbst unmittelbar betroffen: Ihr Sohn war unter den Besuchern des Festivals, sie hatte große Angst um ihn. „Ich kann nachempfinden, was Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde durchlitten haben, als sie stundenlang auf ein Lebenszeichen warten mussten. Ihnen allen und nicht zuletzt uns selbst, sind wir es schuldig, das Unfassbare lückenlos aufzuklären”, sagte sie damals.
Am 24. Juli 2010 waren am einzigen Ein- und Ausgang der Technoparade 21 Menschen im Alter von 17 bis 38 Jahren erdrückt worden. Mindestens 652 Loveparade-Besucher wurden damals verletzt.
Prozess ohne Urteil: "Es war eine Katastrophe ohne Bösewicht"
Das Strafverfahren war Anfang Mai 2020 endgültig ohne Urteil eingestellt worden – wegen vermutlich geringer Schuld. Ursprünglich angeklagt unter anderem wegen fahrlässiger Tötung waren insgesamt sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Mitarbeiter des Veranstalterunternehmens Lopavent. Zuletzt hatte es nur noch drei Angeklagte gegeben. „Den großen Bösewicht haben wir nicht gefunden. Es war eine Katastrophe ohne Bösewicht”, sagte der Vorsitzende Richter Mario Plein in der Einstellungsbegründung.

Am Ende stellte das Gericht fest, dass eine „Vielzahl von Umständen” zu dem tödlichen Gedränge geführt habe. So sei etwa der Veranstaltungsort für das Konzept und die Besuchermengen nicht geeignet gewesen. Vereinzelungsanlagen und Schleusen an den Eingängen seien nicht auf die erwartenden Personenmengen ausgerichtet gewesen.
Das Gericht stellte auch fest, dass das Unglück auch am Veranstaltungstag noch hätte verhindert oder zumindest in den Folgen abgemildert werden können.