Experte klärt auf
Unterschätzte Gefahr durch tödliche Bakterien: Mann stirbt vier Jahre nach Katzenbiss - geht das?

Ein Biss mit fatalen Folgen kostete Henrik Kriegbaum Plettner aus Videbæk, Dänemark, das Leben. Was war passiert? Eigentlich will der Däne im August 2018 einfach nur eine Katze hochheben. Doch diese beißt ihm in den Finger, eine schwere Infektion jagt daraufhin die nächste. Denn: Die gefährlichen Bakterien aus dem Mund der Katze gelangen in Plettners Blutkreislauf – eine völlig unterschätzte Gefahr, wie Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht im RTL-Interview erklärt.
Katzenbiss kann sich infizieren und für uns Menschen problematisch werden

Sie sind süß, meist kuschelbedürftig und treue Haustiere. Doch wenn Katzen beißen, kann das für uns Menschen ziemlich gefährlich werden: „Es gibt nur eine Art von Biss, die noch gefährlicher ist – und das ist der Menschenbiss, weil hier besonders viele gefährliche Keime in das Gewebe eintreten können. Und genau das führt zu Problemen. Der Katzenbiss ist zwar auch im Allgemeinen oberflächlicher als zum Beispiel der Hundebiss. Aber da Katzen kleinere, spitzere Zähne haben, hinterlassen sie häufig tiefe Verwundungen. Das heißt die Keime, die sie im Mund haben, können tief ins Gewebe gelangen“, erklärt Dr. Specht.
Auch der 33-jährige Henrik Kriegbaum Plettner wird vor vier Jahren von einer Katze gebissen und stirbt vor rund zwei Monaten an den Folgen einer schweren Infektion, so berichtet der dänische TV-Sender TV2. Mutter Anni Thyme erzählt, dass Plettners Hand innerhalb von nur wenigen Stunden auf das Doppelte ihrer Größe angeschwollen sei. Einen Monat lang wird der Däne stationär im Krankenhaus von Kolding behandelt, muss 15 Operationen über sich ergehen lassen. Doch am Ende kommt jede Hilfe zu spät.
Lese-Tipp: Tierpflegerin (54) wollte nur einer Katze helfen - jetzt bangt sie um ihren Finger
„Ein Katzenbiss kann sich infizieren und aufgrund von Bakterien problematisch werden. Im Mundraum machen diese Bakterien der Katze nichts aus. Uns, wenn sie auf die Haut gelangen, aber schon“, sagt der Allgemeinmediziner. Aber man müsse wissen: Nicht jeder Erreger ist überall gleich problematisch. „Manche machen auf der Haut gar nichts und es wird erst heikel, wenn sie ins Blut oder in die Gelenke beziehungsweise Knochen des Menschen gelangen. Trotzdem verhält es sich mit dem Katzenbiss wie mit einer infizierten Spritze, die in unser Gewebe gelangt.“ Im schlimmsten Fall könne es nach einem Katzenbiss inklusive Infektion zu einer Sepsis, also einer Blutvergiftung kommen.
Ergänzend erklärt Dr. Specht: „Wenn gar nichts mehr hilft, wenn sich das Bakterium lokal zu stark ausgebreitet hat und auch kein Antibiotikum mehr hilft, dann ist eine Amputation notwendig. Nur so können die Bakterien gestoppt werden.“ Auch der Zeigefinger von Henrik Kriegbaum Plettner muss am Ende amputiert werden, da er nie wieder seine normale Funktionsfähigkeit zurückerlangt. Thyme sagt gegenüber TV2, dass daraufhin die Folgeerkrankungen begonnen haben: „Sein Gesundheitszustand war sehr instabil. Er hatte ein geschwächtes Immunsystem, eine Lungenentzündung, Gicht und Diabetes.“
Ihre Meinung ist gefragt!
Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.
Warum Dr. Specht trotzdem skeptisch ist
Trotz allem habe Dr. Specht Zweifel, ob der Katzenbiss letzten Endes für den Tod von Plettner verantwortlich ist: „Ja, ein Katzenbiss kann langwierig sein und zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen. Aber nach vier Jahren eine Krankheit wie Gicht auslösen? Das kann eigentlich nichts mit dem Biss zu tun gehabt haben.“ Der Allgemeinmediziner sagt, dass selbst wenn eine Gelenkinfektion vorgelegen hätte und keine Gicht, wäre es eine Sache von Wochen gewesen – und nicht von Jahren.
Im Video: Kätzchen reagiert auf Katzen-Übersetzer-App
Das müssen Sie beachten, wenn Sie von einer Katze gebissen werden
Trotzdem stellt sich die Frage: Was tun, wenn man von einer Katze gebissen wird? „Wenn der Biss nur oberflächlich ist, ist das kein großes Thema. Reinigen und spülen Sie die Stelle mit Wasser aus, das ist immer gut, und beobachten Sie die Wunde“, rät der Experte. Schwierig werde es, wenn man nur die Zahnabdrücke des Tieres erkennen kann: „Im Vergleich zu anderen Bissen gibt es beim Katzenbiss keine richtige, sichtbare Wunde. Suchen Sie einen Arzt auf, wenn Sie sich unsicher sind. Dieser kann prophylaktisch mit einem Antibiotikum entgegenwirken.“ Ansonsten gebe eine chirurgisch entnommene Probe Klarheit.
Lese-Tipp: Diese fünf Dinge hassen Katzen wirklich sehr
Wenn es zu stärkeren Schmerzen kommt, zum Beispiel an der Bissstelle, Rötungen, eventuell Schwellungen entstehen oder eine tiefe Wunde erkennbar ist, dann sollte definitiv ein Hausarzt aufgesucht werden. „Höchste Eisenbahn wird es, wenn Fieber und Schüttelfrost dazu kommen. Dann ist es schon ernst und die Gefahr, dass es sich um eine Sepsis handeln könnte, groß.“