Sauerstoffmangel, Kontrollverlust, Euphorie und Tod

Mediziner erklärt: Das passiert im Körper, wenn ein Mensch erstickt

Unrecognizable woman holds her throat, sore throat
Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht erklärt, was im Körper passiert, wenn ein Mensch erstickt.
POPROTSKIY ALEXEY, Remains
von Vera Dünnwald

Jedes Kind weiß: Säugetiere, und damit auch wir Menschen, brauchen Sauerstoff. Ohne Luft ist kein Leben möglich – das Ein- und Ausatmen bildet die Basis dafür, dass wir existieren können. Ist zu wenig Sauerstoff vorhanden, droht Erstickungsgefahr. Doch was passiert dann im menschlichen Körper?

Unterschied zwischen innerem und äußeren Ersticken

Ertrinken, verbrennen oder ersticken: Das alles sind besonders grausame Vorgänge, die zum Tod führen. Beim Ersticken geht es vor allem um einen „Sauerstoffmangel bishin zum absoluten Sauerstoffmangel gen null“ erklärt Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht gegenüber RTL.

Zunächst einmal müsse man zwischen innerem und äußerem Ersticken unterscheiden: Bei innerem Ersticken kann zwar genug Sauerstoff in die Lunge gelangen, doch wie beispielsweise bei einer Kohlenmonoxid-Vergiftung wird das O2 nicht mehr weiter vom Blut zu den Zellen transportiert.

Beim so genannten äußerem Ersticken komme von außern erst gar nicht genug Sauerstoff im Körper und Hirn an. „Das kann zum Beispiel durch Strangulation passieren oder aber zum Beispiel dadurch, wenn man sich in einem geschlossenen, abgegrenzten Raum aufhält, in den keine neue Luft gelangt“, erklärt Dr. Specht.

In diesem Fall werde nicht nur der Sauerstoffgehalt immer weniger, gepaart mit dem vom Menschen ausgeatmeteten Kohlenstoffdioxid werde es sogar noch problematischer, denn: In diesem Fall treten typische Erstickungs-Symptome womöglich sogar noch schneller auf.

Im Video: Amelia (12) rettet ihren Bruder vor dem Ersticken

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So kann es zum Erstickungstod kommen

Was im Körper passiert, sei durch die Höhenmedizin gut erforscht, so der Mediziner. So wisse man zum Beispiel, dass Menschen im Flugzeug oder beim Bergsteigen ab einer gewissen Höhe schlechter Luft bekämen. Es sei gut dokumentiert, was dann mit dem Menschen geschehe.

Folgende körperlichen Beschwerden könnten auftreten und im schlimmsten Fall zum Erstickungstod führen:

  1. Es treten Kopfschmerzen auf.

  2. Sauerstoffmangel im Gehirn: „Das ist das erste, was auffällt, weil unser menschliches Gehirn sehr sauerstoffhungrig ist. Somit ist es das Hirn, das als erstes aussteigt“, so der Experte.

  3. Kontrollverlust: Man kann Situationen nicht mehr so gut einschätzen, das Urteilsvermögen sinkt. Dr. Specht erklärt: „Das ist natürlich besonders problematisch, weil man genau in einer solchen Situation darauf bauen sollte. Und das kann man nicht, weil es zu einer Bewusstseinsänderung kommt.“

  4. Euphorie: Bedingt durch den Kontrollverlust und die Tatsache, dass man seinem eigenen Urteilsvermögen nicht mehr trauen kann, könne ein euphorisches Gefühl entstehen.

  5. Panik: Auch ein Gefühl von Panik sei zu diesem Zeitpunkt nicht ungewöhnlich.

  6. Krampfanfälle: Der Körper zuckt. Grund ist der Sauerstoffmangel im Hirn.

  7. Bewusstlosigkeit, Erschlaffung der Klappenmuskulatur: „Die Muskeln, die für die Verschlussmechanismen von Darm und Blase zuständig sind, erschlaffen. Es kommt zu einem Abgang von Urin und Kot“, erklärt der Mediziner.

  8. Der Tod tritt ein.

Kurzes Atmen im Erstickungstod ist besonders perfide

Besonders perfide sei es, wenn der Mensch während des Erstickens doch noch einmal neuen Sauerstoff aufnehme, weiß der Mediziner: „Bei Strangulationen zum Beispiel ist es oft möglich, doch noch einmal kurz atmen zu können. Das ist sehr dramatisch, weil die Betroffenen dadurch auch wieder zu mehr Bewusstsein gelangen, obwohl die Gehirnzellen mitunter schon abgestorben sind, da sich das Hirn ja wie bereits erklärt als erstes verabschiedet.“

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Heißt: Das Sterben dauere so länger und stelle einen „besonders grauenvollen Tod“ dar.