HPV-Infektionen gehen uns alle an!

Wie schütze ich mich vor Gebärmutterhalskrebs? Frauenärztin klärt auf

ARCHIV - 17.07.2008, Brandenburg, Frankfurt_(oder): Eine Impfung gegen krebsauslösende Humane Papillomviren (HPV). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagt der einzigen Krebsart den Kampf an, die sich mit einer Impfung in vielen Fällen verhindern lässt. (zu dpa: «Mehr HPV-Impfungen in Sachsen-Anhalt - höchster Wert in Deutschland») Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Für wen ist die HPV-Impfung sinnvoll und bis wann sollte man sie machen?
bwe dar bwe vco mvk, dpa, Patrick Pleul
von Diana Heuschkel und Vera Dünnwald

Schock-Diagnose Gebärmutterhalskrebs!
Was muss ich über die Erkrankung wissen? Für wen macht eine HPV-Impfung Sinn? Wir haben alle wichtigen Informationen für euch zusammengefasst!

Schon gewusst? Die meisten Menschen infizieren sich mit HPV

Was vielen von uns nicht bewusst ist: Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten. Laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) machen die meisten sexuell aktiven Menschen mindestens einmal im Leben eine HPV-Infektion durch – viele davon, ohne es zu bemerken. Denn oft verläuft eine Infektion ohne Symptome und heilt unerkannt nach spätestens zwei Jahren ohne Spätfolgen ab.

Bei etwa zehn Prozent der infizierten Frauen heilt die HPV-Infektion jedoch nicht ab, es können sich Zellveränderungen entwickeln, vor allem am Gebärmutterhals. Etwa 56.000 junge Frauen müssen jährlich aufgrund einer HPV-bedingten Krebsvorstufe behandelt werden.

Werden die Zellveränderungen nicht behandelt, entwickelt sich bei etwa 30 bis 50 Prozent der Betroffenen innerhalb der nächsten 30 Jahre Gebärmutterhalskrebs. In Deutschland erkranken laut RKI pro Jahr etwa 4.400 Frauen daran, bei rund 1.500 Patientinnen verläuft die Erkrankung tödlich.

Lese-Tipp: Krebs-Früherkennung: Das sind die wichtigsten Untersuchungen

Video-Tipp: Warum die HPV-Impfung auch für Jungs wichtig ist

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HPV-Impfung vor dem ersten Sex am wirksamsten – für Jungs und Mädchen gleichermaßen

Bisher sind etwa 200 verschiedene HPV-Typen entdeckt worden – zwölf davon stuft die WHO als karzinogen (krebserregend) ein, viele weitere können Symptome wie Genitalwarzen auslösen. Die Impfung kann, je nach Impfstoff, vor bis zu neun der zwölf Hochrisiko-Typen schützen.

Da eine HPV-Infektion am Gebärmutterhals einer Frau hauptsächlich über Geschlechtsverkehr übertragen wird, sollte die erste der insgesamt drei Impfungen noch vor dem ersten Sexualkontakt erfolgen. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts eine Impfung gegen HPV für alle Mädchen oder Jungs im Alter von neun bis 14 Jahren. Auch die WHO empfiehlt die Impfung bereits ab dem Alter von neun Jahren.

Versäumte Impfungen sollten gemäß der Empfehlung der Stiko bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Entsprechend werden auch die Impfkosten bis zum 18. Lebensjahr von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Welche Nebenwirkungen können nach der HPV-Impfung auftreten?

Auf dem Informationsblatt des RKI zur HPV-Impfung steht: „Seit Zulassung der Impfung wurden weltweit mehr als 270 Millionen Dosen verabreicht. Sowohl vor als auch nach der Zulassung wurde die Sicherheit der HPV-Impfung in diversen, umfangreichen Studien untersucht. Dabei wurden keine schweren Nebenwirkungen [...] festgestellt.“ Damit seien Nebenwirkungen gemeint, die die Gesundheit nachhaltig, im ursächlichen Zusammenhang mit der HPV-Impfung beeinträchtigen. Wichtig: „In den Untersuchungen bestand insbesondere kein Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen oder neurologischen Komplikationen.“

Folgende Symptome seien hingegen häufig und können auch in schwerer Form auftreten:

  • Kopfschmerzen

  • Schwindel, kurzfristige Kreislaufreaktionen („Schwarz-vor-Augen-werden“)

  • Abgeschlagenheit

Das RKI empfiehlt daher, die Impfung im Sitzen oder im Liegen durchzuführen. Obige Beschwerden seien jedoch zeitlich begrenzt und vollständig reversibel. In seltenen Fällen könne ein akute, potenziell lebensbedrohlich, allergische Reaktion (Anapyhlaxie) auftreten.

Ansonsten sei zu erwähnen, dass es – wie bei anderen Impfungen auch – nach der Impfung zu den üblichen lokalen Reaktionen an der Einstichstelle kommen könnte, zum Beispiel Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen.

Darum ist die Impfung für beide Geschlechter sinnvoll

Es sollten sich Jungs und Mädchen impfen lassen – am Sex sind ja auch beide beteiligt“, sagt die Frauenärztin Dörte Meisel aus Wettin, die selbst regelmäßig HPV-Impfungen an Schulen durchführt.

Denn auch Männer tragen das Virus oft unerkannt in sich. „Je mehr geimpft sind, umso besser sind die, die nicht geimpft sind, geschützt“, erklärt die Gynäkologin. Zudem besteht für Männer das Risiko, durch HPV an Peniskrebs zu erkranken.

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HPV-Impfung mit 30, 40 oder 50 Jahren: Kann ich mich auch später noch impfen lassen?

Frauenärztin Dörte Meisel rät ganz klar auch Frauen, die älter als 18 sind, zur HPV-Impfung – selbst wenn sie bereits sexuell aktiv sind. Bei Frauen, die schon Sex hatten, müsse man zwar damit rechnen, dass sie schon HP-Viren haben, die Kombination aus Impfung und Früherkennungsuntersuchung könne jedoch auch bei ihnen eine große Anzahl an Krebserkrankungen verhindern, so die Expertin. „Wir schützen inzwischen gegen neun Viren – zwei Warzenviren und sieben Krebsviren. Sie haben nicht alle neun Viren. Und bei jedem Virus ist es gut, wenn Sie es nicht bekommen."

Auf HP-Viren getestet wird man vor einer Impfung im späteren Alter trotzdem nicht. Das sei einfach zu aufwendig, sagt Dörte Meisel.

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Kosten einer HPV-Impfung ab dem 18. Lebensjahr

Wer sich nach dem 18. Lebensjahr noch gegen HPV impfen lassen möchte, muss die Kosten selbst tragen. Und die sind leider nicht gerade gering. Mit etwa 150 Euro pro Impfung muss man rechnen, hinzu kommt die ärztliche Leistung. Für alle drei nötigen Impfungen kommt man dann insgesamt auf etwa 500 Euro. Man könne jedoch einen Antrag bei der Krankenkasse stellen, ob diese den Impfstoff nicht doch übernimmt, rät Frauenärztin Dörte Meisel.

HPV-Impfung bietet keinen Rundum-Schutz

Auch wenn ihr bereits geimpft seid oder euch noch impfen lassen möchtet, solltet ihr beachten: Eine HPV-Impfung kann die Krebsfrüherkennungs-Untersuchung nicht ersetzen. „Nicht im Impfstoff enthaltene HPV-Typen, unvollständig geimpfte Personen und seltene Impfversager erfordern auch bei Erreichen einer hohen Durchimpfung in der Zielgruppe die Fortführung der Früherkennungs-Untersuchungen“, so die Stiko.