Er soll seine Tante getötet haben

17 Jahre zu Unrecht hinter Gittern? Benedikt Toth (48): Das habe ich im Knast gelernt

Das Grab von Charlotte Böhringer liegt auf dem Ostfriedhof in München.
Das Grab von Charlotte Böhringer liegt auf dem Ostfriedhof in München.
IMAGO / Michael Westermann

Er ist wieder frei – und beteuert weiter seine Unschuld!
Die Justiz verurteilt Benedikt Toth (heute 48) 2008, weil er seine Tante, Charlotte Böhringer († 59), zwei Jahre zuvor umgebracht haben soll. Der „Parkhausmord“ sorgt für Aufsehen, weil es für Toth als Mörder keine Beweise, sondern nur Indizien gibt – und deshalb viel Kritik. Nach 17 Jahren ist Toth heute frei und beschreibt, wie er die dunklen Jahre hinter Gittern überstanden hat.
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„Parkhausmörder“ Benedikt Toth: „Gefängnis ist Seelentöter, keine Besserungsanstalt“

Im April kommt Benedikt Toth frei, nach fast 17 Jahren in Haft. „Das Gefängis ist ein Seelentöter, keine Besserungsanstalt“, sagt Toth jetzt in einem Interview mit dem Münchner Merkur. Die schwierige Zeit hinter Gittern habe er dank Freunden, Familien, Anwälten überstanden – und seines Unterstützerkreises. Damit dürfte er etwa die Bürgerinitiative Pro Bence meinen, die die Wiederaufnahme des Strafverfahrens gegen „Bence“, so der Spitzname von Toth, anstrebt. „Die Initiatoren von ProBence sind aufgrund der mehr als zweifelhaften Indizienlage davon überzeugt, dass Bence Toth zu Unrecht seit dem 18.05.2006 im Gefängnis sitzt“, steht heute noch immer auf der Website der Inititative. Auch wenn Toth inzwischen frei ist: Der aufsehenerregende Fall ist für sie noch nicht abgeschlossen.

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Nach seiner Freilassung sei er wieder bei seinen Eltern außerhalb von München eingezogen, erzählt Toth. „Ich habe Glück, denn als Haftentlassener ist man finanziell ruiniert. Ich stehe zudem noch vor einer Viertelmillion Forderungen aus dem damaligen Verfahren. Da kennt die bayerische Strafjustiz kein Pardon“, schildert er weiter. Heute arbeite er in dem Parkhaus, ganz nah an dem Ort, an dem er seine Tante umgebracht haben soll. Sein Bruder ist heute der Eigentümer, für 1.400 Euro netto gehe ihm Toth als stellvertretender Geschäftsführer zur Hand, sagt der Ex-Häftling.

Benedikt Toth: „Abhaken kann ich die Sache nicht“

Am 15. Mai 2006 ermordet der damals 31-Jährige Charlotte Böhringer, seine Tante, im Flur ihres Penthouses. So jedenfalls muss es sich zugetragen haben, meint die Justiz. Es liegt über dem Isarparkhaus, das ihr neben weiteren Immobilien gehört. Das Vermögen der 59-Jährigen beträgt Millionen. Als Erbe setzt sie Toth ein. Doch nur dann, wenn er sein Jurastudium erfolgreich zu Ende bringt. Toth bricht ab. Das Motiv für den Mord aus Sicht des Gerichts: Toth habe deswegen um sein Erbe gefürchtet. Beweise? Fehlanzeige, sagen Kritiker. Unter ihnen ist Toths Familie und auch Profiler Axel Petermann. Nur insgesamt 14 Indizien sollen klar machen, dass ihr Neffe Böhringer getötet hat.

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Ein Antrag zur Wiederaufnahme des Verfahrens liege aktuell beim Landgericht Augsburg, berichtet der Merkur. Qualvoll: „Abhaken kann ich die Sache nicht. Und meine Tante bleibt tot. Erleichterung gäbe es nur, wenn der Mörder verurteilt würde“, sagt Toth. Er bleibt bei seiner Darstellung, unschuldig zu sein – und kämpft weiter. (jak)