Nach Video von Influencerin DariaDaria
„Traurigsein hatte ich mir verboten“ – Mutter (41) spricht offen über ihre Abtreibung

Leider ist ein positiver Schwangerschaftstest nicht immer ein Grund zur Freude.
So war es auch bei Influencerin DariaDaria, die ihre Situation und Entscheidung letzte Woche auf ihrem Instagram-Account öffentlich machte. Diese Offenheit hat eine RTL-Userin zum Anlass genommen, uns ihre eigene, emotionale Geschichte zu erzählen.
Denn sie gehört ebenfalls zu den Frauen, die sich die Entscheidung für eine Abtreibung nicht leicht gemacht hat. Warum, schildert sie uns.
Abtreibung: Influencerin DariaDaria veröffentlichte emotionales Video
„Heute vor einem Jahr habe ich erfahren, dass ich schwanger bin.“ Offene Worte von Influencerin Madeleine Darya Alizadeh alias DariaDaria. Vor einer Woche postete sie das Video auf ihrem Instagram-Account.
„Ich wusste, dass ich nicht schwanger sein und dass ich keine Mutter sein will“, so DariaDaria. Seit ihrem positiven Schwangerschaftstest habe sie ein Schamgefühl begleitet.
„Ich habe mich dafür geschämt, dass Paare in meinem Umfeld versuchen, schwanger zu werden und ich das, was sie wollen, einfach so bekomme und wegschmeiße“, gesteht die Influencerin.
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Trotzdem sei sie sich in ihrer Entscheidung sicher gewesen.
Eine Woche nachdem ihr die Schwangerschaft bestätigt wurde, habe sie schließlich einen Schwangerschaftsabbruch gehabt.
Dass die 35-Jährige so offen mit dem Tabuthema umgeht, gibt auch vielen anderen betroffenen Frauen Kraft. Eine von ihnen ist RTL-Userin und hat uns jetzt ihre eigene Geschichte erzählt.

„Abtreibung? Hätte mir das für mich niemals vorstellen können“
Die RTL-Nutzerin will anonym bleiben. Deswegen haben wir ihren Namen geändert.
Sarah sagt, dass sie nie geglaubt hätte, selbst über eine Abtreibung nachdenken zu müssen!
„Das musste ich dann aber doch. (...) Zu dem Zeitpunkt war ich 33 Jahre alt und hatte bereits zwei Kinder. Beide Schwangerschaften waren nicht einfach“, schildert uns die 41-Jährige.
Ihr erste Tochter habe sie im dritten Monat durch eine Blutung fast verloren. Noch schwieriger sei ihre zweite Schwangerschaft verlaufen.
„Fünf Wochen vor dem Entbindungstermin musste ich von jetzt auf gleich ins Krankenhaus. Akute Lebervergiftung. Die Werte waren so dramatisch hoch, dass die Geburt sofort eingeleitet wurde. Nach zwölf Stunden war meine zweite Tochter da und direkt wieder weg.“
„Mein erster Gedanke war: Ich will nicht sterben“
Ihre zweite Tochter habe während der Geburt einen Sauerstoffmangel erlitten. Laut den Ärzten zum Glück aber nicht mit gravierenden gesundheitlichen Folgen.
„Ich habe erst viel später erfahren, dass mein Leben und das meines Kindes ernsthaft in Gefahr war. Die Wahrscheinlichkeit, dass das bei einer neuerlichen Schwangerschaft wieder vorkommt und zu einem deutlich früheren Zeitpunkt, an dem das Kind dann im Mutterleib stirbt, lag bei 80 Prozent“, erklärt Sarah.
Dann hielt Werthmann im April 2016 einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen.
„Mein erster Gedanke war: Ich will nicht sterben“, schildert die Zweifachmutter. Zu diesem Zeitpunkt sei sie bereits in der sechsten Woche gewesen. Daher habe sie nicht viel Zeit und Ruhe gehabt, um alle Optionen überdenken zu können.
„In meinem Kopf hämmerten die Informationen und die Angst. Psychisch war ich seit der letzten Geburt angeschlagen. Geburtstrauma, hat mal jemand zu mir gesagt“, sagt sie. Immer wieder habe sie sich Gedanken gemacht, weil ihre beiden Kinder nicht gesund sind.
„Meine erste Tochter ist Autistin (Asperger-Autismus) und meine zweite Tochter hat Narkolepsie. Beides zusammen ein Vollzeitjob. Auch das hat bei meiner Entscheidung eine Rolle gespielt. In mir waren am Ende nur noch zwei Gedanken. Wie soll ich ertragen, dass ein Kind, was in mir gewachsen ist, am Ende beerdigt wird? Wie soll ich und auch meine Familie damit weiterleben? Und wie sollten wir alle die Trauer überwinden?“
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„Traurigsein hatte ich mir streng verboten“
Ihr zweiter Gedanke sei gewesen, dass sie mit einem Schwangerschaftsabbruch allein klarkommen müsste.Denn Unterstützung von ihrem Mann habe sie leider keine bekommen.
Schließlich sei ihr dieser zweite Gedanke erträglicher erschienen. Es kam zum Abbruch.
„Traurigsein hatte ich mir streng verboten. Es war schließlich meine eigene Entscheidung. Ich hatte also kein Recht dazu traurig zu sein oder darüber zu weinen …“, so die damalige Ansicht der Zweifachmutter. Den positiven Schwangerschaftstest habe sie lange nach dem Abbruch weiterhin in ihrer Handtasche bei sich getragen. Als Andenken an ihr drittes Kind.
Als dann im Jahr 2022, also sechs Jahre nach ihrer Abtreibung eine Frau aus dem Bekanntenkreis nach der Geburt ihres Kindes gestorben ist, brach bei Sarah all das wieder auf.
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Tabuthema Abtreibung: „Man darf nicht wirklich über alles reden, worüber ich sehr traurig bin“
„Ich kam mit mir und meinen Schuldgefühlen nicht mehr zurecht. In meiner Not habe ich mich an eine Pastorin gewendet. Ich war voller Angst, dass sie mich verurteilen könnte. Aber nichts dergleichen geschah. Im Gegenteil. Sie war freundlich und zugewandt, hatte Verständnis (...)“, so Sarah.
Mit ihr habe sie ihrem ungeborenen Kind den Namen „Hope“ gegeben und es symbolisch beerdigt.
Die Pastorin habe geschafft, dass Sarah sich endlich eingestehen durfte, zu trauern.
„Über den Verlust meines Kindes, darüber, wie alles gelaufen war und auch darüber, dass man nicht wirklich offen darüber reden darf. Worüber ich sehr traurig bin.“
Ihr sei klar, dass nicht jeder Abbruch einen solchen Hintergrund habe, „aber ganz egal, warum jemand diesen Weg geht. Sie wird ihr Leben lang daran zu tragen haben. Und das nicht zuletzt, weil die Gesellschaft ist, wie sie ist“, appelliert die Mutter abschließend.