Prozess in Wuppertal
Nach Impfschaden – 19-Jährige verklagt BioNTech
Nach der Impfung gegen das Corona-Virus haben in NRW rund 2.300 Menschen einen Antrag auf die Anerkennung eines Impfschadens gestellt. 133 wurden anerkannt – darunter auch der Antrag einer jungen Frau aus Solingen. Seit Freitag (10.01.) klagt sie gegen den Impfstoffhersteller BioNTech.
Prozessauftakt in Wuppertal
Die 19-jährige Selin Islami klagt gegen den Impfstoffhersteller BioNTech. Denn seit ihrer Impfung gegen das Corona-Virus 2021 leidet die junge Frau an einer extrem seltenen Autoimmunerkrankung. „Mein Leben hat sich wirklich komplett verändert. Ich hatte über 20 OPs, von fast verbluten bis zu nicht mehr ordentlich atmen können, nicht schlucken können. Ich wurde eine lange Zeit künstlich ernährt, weil ich nicht mehr alleine essen konnte. Irgendwann wird einfach dieser ich sage mal schreckliche Alltag zum normalen Alltag, weil es einfach jetzt zu mir gehört", so die junge Frau.
Autoimmunerkrankung ist Folge der Impfung
Selin hat die Autoimmunerkrankung "Myasthenia gravis". Dabei stören fehlgesteuerte Antikörper die Kommunikation zwischen Nerven und Muskeln. Dadurch ermüdet die Muskulatur an verschiedenen Stellen des Körpers. Die Folge: Die ehemalige Wettkampfturnerin schafft häufig nur ein paar Schritte. Sie sitzt die meiste Zeit im Rollstuhl, ist ein Pflegefall.
500.000 Euro-Klage
Durch die Anerkennung ihres Impfschadens bekommt die 19-Jährige unter anderem monatlich 934 Euro. Eine Rente vom „Land NRW“. Da Selin absehbar nicht arbeiten kann, für sie nicht genug. „Die Klägerin verklagt die Beklagte als Herstellerin des Impfstoffs auf die Zahlung eines Schmerzensgeldes in Höhe von mindestens einer halben Million Euro.", so Helena Salamon-Limberg vom Landgericht Wuppertal.
BioNTech bezweifelt Zusammenhang
Laut der BioNTech-Anwälte soll es Anhaltspunkte dafür geben, dass die Autoimmunerkrankung durch eine Infektion und nicht durch die Impfung ausgelöst wurde - es bestehe also keine Kausalität zum Corona-Impfstoff: „Selin hat eine hundertprozentige Anerkennung als Impfschaden durch das Land Nordrhein-Westfalen. Und vor dem Hintergrund stellen sich auch diese Fragen, die bei vielen anderen in Bezug auf die Kausalität gestellt werden für uns nicht.“, so Tobias Ulbrich, der Rechtsanwalt von Selin Islami. Vor der Kamera wollen sich die Anwälte des Impfstoffherstellers heute nicht äußern. Vor Gericht betonen sie ihr Mitgefühl. Eine Anwältin sagt, sie könne nachvollziehen, wie es Selins Mutter geht. Für Aylin Dalgül ein Unding: „Das einer Mutter zu sagen, die ihr Kind etliche Male fast verloren hätte. Ich habe eigenhändig meine Tochter auf die Intensivstation etliche Male gebracht. Und die Krankheit ist uns jeden Tag im Nacken. Und ich glaube nicht, dass die Anwältin von der Gegenseite nachvollziehen kann im Geringsten, wie es uns geht.“
Von Selins altem Leben ist nicht mehr viel über - wohl wegen einer Spritze, die sie eigentlich schützen sollte. Ob die 19-Jährige dafür Schmerzensgeld bekommt, entscheidet das Gericht frühstens Ende Februar.