Freudenberg-Täterin wieder in öffentlicher Schule

„Wir hoffen, dass sie sich nicht verplappert“

ARCHIV - 11.07.2023, Nordrhein-Westfalen, Freudenberg: Ein Stein mit dem aufgemaltem Namen "Luise" liegt am Waldrand an der Stelle, an der das Mädchen Luise tot gefunden wurde. Ein Jahr ist es her, dass die Zwölfjährige in dem Waldstück bei Freudenberg in Südwestfalen erstochen wurde. Zwei Mädchen, selbst erst 12 und 13 Jahre alt, haben die Tat gestanden. (zu dpa: «Ein Jahr nach gewaltsamen Tod von Luise: «Das Entsetzen bleibt»») Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Noch heute erinnern Blumen und Kerzen an den gewaltsamen Tod von Luise.
dpa, Oliver Berg
von Valerio Magno und Patricia Kiel

„Wir haben die Möglichkeit, unsere Tochter alle zwei Wochen zu besuchen“
Der Mord an Luise F. (†12) erschütterte die Kleinstadt Freudenberg (Nordrhein-Westfalen). Zwei Mitschülerinnen haben Luise mit zahlreichen Messerstichen das Leben genommen. Etwa ein Jahr nach der Tat hat RTL mit den Eltern einer der Täterinnen gesprochen. Wie lebt die Familie und die Jugendliche selbst mit einer solchen Schuld?
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Freudenberg: Täterin lebt unter falschem Namen in Wohngruppe

„Unsere Tochter versucht, diese Gedanken an die Tat rauszukriegen aus dem Kopf. Das gelingt ihr auch zum Glück. Es ist unsere menschliche Natur, dass wir mit der Zeit nicht nur an die schlechten Dinge denken. Wenn wir zusammen sind, dann ist unsere Tochter glücklich, dass wir zusammen sind“, sagt der Vater der heute 14-Jährigen zu RTL. Seine Tochter gebe sich zu 15 Prozent die Schuld an Luises Tod, da sie sie während der Tatausübung lediglich festgehalten haben soll.

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Sie lebe heute unter einem anderen Namen in einer Wohngruppe. In ständiger Sorge, ihre wahre Identität könnte auffliegen. An Normalität ist kaum zu denken: „Unsere Tochter war länger in der Psychiatrie“, so der Vater. „In der 6. Klasse – es war Ende März, Anfang April – gab es dann einen Therapie-Platz. Zwei Tage später hat sie die Therapie aber abgebrochen und gesagt: ‘Ich packe das hier nicht’. Später haben wir es erneut mit einer Therapie versucht: Nach vier Tagen hat unsere Tochter dann auch diese Therapie abgebrochen. Somit war unsere Tochter an insgesamt sechs Tagen in Therapie.“

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Vater der Täterin: Schuld wird sie ein Leben lang begleiten

Nach Meinung ihres Vaters habe sie keine Mordgedanken gehabt: „Die Mordgedanken hatte das andere Mädchen. Sie hat nun ein reines Gewissen. Sie hat die Ereignisse aufgearbeitet, dass sie nicht die Böse war dabei.“

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Die Schuld wird sie jedoch ihr Leben lang tragen müssen. „Seit zwei Wochen geht sie nun wieder in eine öffentliche Schule“, erzählt uns ihr Vater. Die ersten Tage seien halbwegs gegangen. Doch seine Tochter müsse sich eine Legende aufbauen und bangen, eines Tages aufzufliegen. „Wenn sie dort die Mitschüler besser kennenlernt, könnten diese fragen: Wer bist Du? Woher kommst Du? Da müssen wir hoffen, dass sie sich nicht verplappert.“ Am liebsten, so die Eltern, würden sie ins Ausland auswandern und ganz von vorne beginnen. Zuvor müsse jedoch ein Familiengericht über das Aufenthaltsrecht entscheiden.

Polizei und Staatsanwaltschaft haben den Fall so gut wie abgeschlossen

Aus strafrechtlicher Sicht ist der Fall für die Behörden so gut wie abgeschlossen, das Verfahren gegen die Täterin werde eingestellt, so die Staatsanwaltschaft Siegen. Nun liegt es an Jugendamt und Therapeuten, den Täterinnen ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen.

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„Die Familie von Luise hat kein Leben mehr. Ich denke an Luise. Ostern, Weihnachten, Silvester. Ich bete, bete, bete. Ich habe meine Tochter noch. Die andere Familie nicht mehr. Das tut furchtbar weh", sagt die Mutter der 14-Jährigen unter Tränen.