Obwohl Gasverbrauch immer weiter sinktRheinenergie-Chef kündigt hohe Preise bis mindestens 2024 an

 Ein Gaszähler in einem Keller zeigt den Gasverbrauch für die Heizung und Warmwasser im Haushalt an. Deutschland gehört weltweit zu den Ländern, die am meisten Gas zum Heizen nutzen. Themenbild, Symbolbild 04.02.2022 Foto:xC.xHardtx/xFuturexImage
Ein Gaszähler in einem Keller zeigt den Gasverbrauch für die Heizung und Warmwasser im Haushalt an.
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Private Haushalte und Unternehmen in Deutschland sparen so viel Gas ein wie nie zuvor: Laut einer aktuellen Studie ist der private Gasverbrauch um über ein Drittel zurückgegangen. Trotzdem bleibt der Gaspreis weiter hoch. Laut dem Rheinenergie-Chef müssen die Deutschen sogar bis ins Jahr 2024 mit hohen Gaspreisen rechnen. Der Manager warnt: "Der nächste Winter könnte noch schwieriger werden."

Gasverbrauch privater Haushalte sinkt um 36 Prozent

Der Gasverbrauch in Deutschland ist einer Studie zufolge deutlich gesunken. Die Industrie habe ihn im September 2022 temperaturbereinigt um 19 Prozent reduziert, private Haushalte und das Kleingewerbe sogar um 36 Prozent, hieß es in einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Untersuchung der Hertie School. Die Forscher verwendeten dabei ein Modell, mit dem gezeigt werden kann, wie der aktuelle Gasverbrauch vom erwartbaren Standardverbrauch für den jeweiligen Monat abweicht.

„Seit unserer ersten Analyse im Juli ist der Verbrauch erneut deutlich gesunken", sagte Oliver Ruhnau, Erstautor der Studie. „Das sind gute Nachrichten, denn ein niedrigerer Energieverbrauch ist eine wesentliche Voraussetzung zur Bewältigung der Energiekrise."

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Die Industrie hatte den Angaben zufolge bereits vor einem Jahr Gas eingespart. Das Tempo hat sich zuletzt aber deutlich erhöht. In absoluten Zahlen entspricht die Einsparmenge im September sechs Terawattstunden. Weitere Einsparungen seien hier wahrscheinlich, so die Forscher.

Private Haushalte und das Kleingewerbe haben laut der Studie erst seit März 2022 - also nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine, der die Energiepreise massiv nach oben getrieben hat - Gas spürbar eingespart. Seitdem seien die Einsparungen aber auch immer deutlicher geworden. „Im September 2022 entsprechen die absoluten Einsparungen nochmals sechs Terawattstunden. Ob ähnlich große Einsparungen auch bei dem temperaturbedingt deutlich höheren Verbrauch im Winter realisiert werden können, ist allerdings noch unklar."

Rheinenergie-Chef: Hohe Gaspreise bis mindestens 2024

Auf die Gaspreise wirkt sich der niedrigere Gasverbrauch zunächst aber nicht aus. Der Kölner Energiekonzern Rheinenergie erwartet zum Beispiel, dass hohe Gaspreise und die Gefahr einer Gasmangellage noch bis mindestens 2024 anhalten werden.

Wenn die Gasspeicher in diesem Winter tief entleert würden, könne "der nächste Winter noch schwieriger werden", sagte Rheinenergie-Chef Andreas Feicht der Kölnischen Rundschau: "Genau das befürchte ich." Zudem sagte der Manager: „Eine drohende Mangellage und hohe Gaspreise begleiten uns mindestens noch bis ins Jahr 2024."

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Das langfristige Niveau der Gaspreise hänge unter anderem davon ab, auf Gas aus Russland wieder auf den Markt komme, sagte Feicht, der bis zum Regierungswechsel als Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium gearbeitet hatte. Allerdings sei das Vertrauen in russische Gaslieferungen "für mehrere Generationen verspielt". Russisches Gas könne, wenn es wieder auf den Markt komme, zehn bis 20 Prozent des Bedarfs decken. "Das ist dann aber preissetzend, und derjenige, der darauf kurzfristig einsteigt, ist in einer besseren Wettbewerbssituation als ein Unternehmen, das sich langfristig für 50 oder 70 Euro mit LNG-Gas eingedeckt hat."

Mittel- und langfristig sei Gas tatsächlich vergleichsweise günstig, so Feicht. "Es kauft aber niemand Gas, weil offen ist, wie sich die Konjunktur entwickelt oder wie die politischen Rahmenbedingungen dann sein werden. Da gibt es kaum kalkulierbare Risiken.“

Für das Stadtgebiet von Köln kündigte Feicht einen massiven Ausbau der Fernwärme und den Ersatz von fossilen Brennstoffen an. So werde man zwei Großwärmepumpen mit Leistungen von 60 und 150 Megawatt aufstellen. Um Umland setze Rheinenergie gemeinsam mit ihren regionalen Tochtergesellschaften auf Nahwärmenetze. (dpa/aze)

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