Ihr Sohn Christian starb bei der Loveparade 2010
Gabriele Müller über Schaller-Absturz: "So etwas gönnt man niemandem, egal, was der Mensch getan hat"
Seit dem Wochenende ist klar: Multimillionär Rainer Schaller und seine Familie, sowie ein Mitarbeiter und der Pilot sind mit einem Privatflugzeug abgestürzt. Der Loveparade-Veranstalter und Gründer des Fitnessimperiums „McFit“ war mit seiner Partnerin Christiane Schikorsky und den beiden Kindern auf Weltreise. Nun sind vor der Küste Costa Ricas Wrackteile und Leichen im Meer gefunden worden. Die Nachricht über den Flugzeugabsturz sorgt im Netz für heftige Kommentare. Viele bringen Schaller noch mit dem Loveparade-Unglück 2010 in Duisburg mit 21 Toten in Verbindung. Wir haben mit Gabriele Müller gesprochen, die bei der Loveparade-Katastrophe ihren Sohn Christian verloren hat.
Gabrieles Sohn Christian starb auf der Loveparade 2010 in Duisburg
Viele Kommentare in den Sozialen Netzwerken über Schallers Ableben sind ganz schön harter Tobak: „Ich will nicht sagen, es ist Karma, aber wieso fühlt es sich so an?“, heißt es. „Jeder bekommt seine Strafe für das, was er im Leben gemacht hat“, schreibt ein anderer Nutzer anonym. Total überflüssig, meint dagegen Gabriele Müller (65). Sie hat ihren Sohn Christian (†25) 2010 bei der furchtbaren Loveparade-Katastrophe verloren. Von hämischen oder gar zynischen Kommentaren über den Tod eines anderen Menschen will sie jedoch nichts wissen: „Die Hinterbliebenen der Familie Schaller tun mir unendlich leid, weil ich weiß, wie sich das anfühlt. Das weiß ich gut. Und das tut mir leid“, erklärt Gabriele Müller im RTL-Interview.
„Sowas gönnt man niemandem, egal, was der Mensch getan hat oder gemacht hat. Das gönnt man einfach niemandem. Und vor allem auch diese unschuldigen Kinder, die ihr Leben noch gar nicht gelebt haben“, so die Mutter des verstorbenen Christian (†25).

Rückblick: Bei der Loveparade in Duisburg im Jahr 2010 sterben 21 Menschen
Rainer Schaller ist Selfmade-Multimillionär. Ende der 90er gründet er den Sportriesen „McFit“. Mittlerweile gehören dazu über 1.000 Filialen. Schallers Vermögen beläuft sich auf rund 250 Millionen Euro.
Doch im Jahr 2010 gerät Schaller und sein Imperium in die Schlagzeilen. Um mehr Profit zu erzielen, sparte Schaller als Veranstalter der Loveparade in Duisburg an Sicherheitsmaßnahmen. Auf dem Festivalgelände kam es zu einer Massenpanik, bei der 21 Menschen starben und sich 600 weitere zum Teil schwer verletzten. Drei seiner Angestellten wurden angeklagt. Rainer Schaller sagte als ihr Chef aus – doch wegen Verjährung gibt es in dem Prozess keine Urteile.
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VIDEO: Was über den Schaller-Absturz bekannt ist
Mutter von Love Parade-Opfer denkt an die Schaller-Hinterbliebenen
Zwölf Jahre nachdem sie ihren Christian zu Grabe tragen musste, hegt Gabriele Müller jedoch keinen Groll mehr. Der Flugzeugabsturz von Rainer Schaller hat bei der Frisörin jedoch Gefühlschaos ausgelöst. Um besser klar kommen zu können und aus Selbstschutz versucht Gabriele Müller diese Themen in Schubladen zu packen: „Der Tod unseres Sohnes, die jahrelange Aufklärungsarbeit der Loveparade-Geschehnisse mit einem Prozess ohne Urteil – wenn man das nicht einschließt in irgendwelchen Schubladen, kann man das nicht ertragen. Das geht einfach nicht. Durch den Absturz haben sich diese Schubladen wieder geöffnet und das Thema Loveparade ist wieder sehr präsent.“
Die Hinterbliebenen der Familie Schaller tun Gabriele Müller indes unendlich leid: „Denn ich weiß wie sich das anfühlt. Das weiß ich und das tut mir leid.“ (kra)