Überlebenschance lag bei fünf Prozent

Siamesische Zwillinge Callie und Carter (6): Dass sie noch leben, ist ein Wunder!

Die siamesischen Zwillinge Callie und Carter stehen vor einer Wand
Die siamesischen Zwillinge Callie und Carter sind heute sechs Jahre alt
Instagram/callieandcarterbeatodds

Als Chelsea Torres aus dem US-Staat Idaho 2017 acht Wochen schwanger ist, teilt ihr Arzt ihr bei einem Ultraschall mit, dass sie und ihr Mann Nick siamesische Zwillinge erwarten. Die Ärzte sagen dem Paar, dass ihre Zwillingsmädchen Callie und Carter entweder bei oder kurz nach der Geburt sterben werden. Die Überlebenschancen liegen damals bei etwa fünf Prozent. Doch Callie und Carter leben weiter – und sind heute muntere Sechsjährige. In den sozialen Medien dokumentiert Mama Chelsea ihren ganz besonderen Alltag mit zwei Kindern, die sich die Hälfte ihrer Körper teilen.

Mädchen sollten Geburt nicht überleben

Siamesische Zwillinge Callie und Carter
Als Callie und Carter geboren werden, räumen die Ärzte ihnen nur eine Überlebenschance von fünf Prozent ein.
Allen Kramer, Facebook/Beating the Odds with Callie and Carter close folder fast

„Ich war bereit, meine Kinder am Tag ihrer Geburt zu beerdigen“, erinnert sich Mama Chelsea im Interview mit dem britischen Magazin Mirror an Callies und Carters schweren Start ins Leben. „Und dann sterben sie doch nicht. Es war ein Schock, sie zusammen zu sehen, aber ich habe mich beim ersten Anblick in sie verliebt.“

Lese-Tipp: Siamesische Zwillinge lüften Liebes-Geheimnis: So läuft das mit den Jungs

Für das Paar stellt sich mit dem Überleben ihrer Babys plötzlich die Frage: Sollen sie die beiden Mädchen, die vom Brustbein abwärts zusammengewachsen sind und sich wichtige Organe wie den Darm, Leber und die Blase teilen, trennen lassen? „Mental waren wir nicht darauf vorbereitet, wir waren extrem gestresst“, erinnert sich Vater Nick im Mirror-Interview.

Schwere Entscheidung: Carter und Callie sollen nicht getrennt werden

Drei Tage nach der Geburt nimmt ihnen das Ärzteteam die Entscheidung vorerst ab: „Es war ihre fachliche Meinung, die Operation nicht zu machen“, erklärt Chelsea in einem Video auf TikTok. Die Eltern, damals 22 und 23 Jahre alt, entscheiden sich, auf den Rat der Ärzte zu hören und ihre Zwillinge auch später nicht trennen zu lassen.

Lese-Tipp: Siamesische Zwillinge treffen Arzt 14 Jahre nach der Trennung

Denn die Operation ist sehr riskant. Selbst wenn Callie und Carter den komplizierten Eingriff überleben, würde er ihre Leben von Grund auf verändern. „[Die Ärzte] sagten mir: Sie sind eine Einheit. Und wenn wir diese Einheit entzweien, hat jeder von ihnen nur ein halbes Becken“, so Chelsea weiter. Jeder Zwilling würde zudem mit nur einem Bein und einer Niere zurückgelassen werden – wobei Callies Niere verkümmert ist und nicht ausreichend arbeitet.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

"Ich möchte, dass die Leute wissen, dass sie zwei ganz normale Kinder sind"

Siamesische Zwillinge Callie und Carter
Callie und Carter teilen sich eine Leber, einen Darmtrakt und eine Blase, haben aber ihre eigenen Herzen und je einen eigenen Magen.
Facebook/Beating the Odds with Callie and Carter close folder fast

Bei ihrer Entscheidung, die Zwillinge nicht trennen zu lassen, sind Chelsea und Nick Torres bis heute geblieben. Mittlerweile sind ihre Mädchen sechs Jahre alt, gehen in den Kindergarten und scheinen ihren Geschwistern, dem älteren Bruder Jaysin und dem jüngeren Bruder Mykah, in nichts nachzustehen.

„Ich möchte, dass die Leute wissen, dass sie zwei ganz normale Kinder sind“, sagte Chelsea dem amerikanischen Fernsehsender KTVB. „Sie befinden sich in einer ungewöhnlichen Situation, aber behandeln Sie sie einfach normal.“

Lese-Tipp:Absoliute Seltenheit! Siamesische Schwester bekommt Baby

Die Mädchen haben zwar jeweils ein eigenes Herz und einen eigenen Magen, aber sie teilen sich eine Leber, einen Darmtrakt und eine Blase. Jedes der Kinder kann zudem ein Bein und zwei Arme kontrollieren. „Die Anatomie von Callie und Carter ist wie zwei Wellen, die zusammenprallen“, erklärte Chelsea weiter. Der jeweils obere Teil der Körper gehöre jedem Kind individuell. „Sie haben zwei getrennte Mägen, und wo alles anfängt, durcheinander zu geraten, ist im Darm, da teilen sie sich ihre untere Hälfte.“

Laut Chelsea sind ihre Töchter aber wie alle anderen kleinen Mädchen. Jede von ihnen habe ihre eigene Persönlichkeit, eigene Vorlieben und Abneigungen. So sei Callie zum Beispiel „sehr mädchenhaft“, während Carter das Gegenteil sei, erzählt die Mutter der Zwillinge in der Today-Show. Und wie alle Geschwister haben sie sich manchmal gegenseitig satt. Was da helfe, seien Kopfhörer, die das Kind aufsetze, das eben gerade mal seine Ruhe brauche.

Mutter zeigt den Familienalltag mit siamesischen Zwillingen

Auf TikTok, Instagram und YouTube dokumentiert ihre Mutter den Familienalltag mit siamesischen Zwillingen. Sie hält Callies und Carters erste Schritte und andere Meilensteine fest, zeigt gemeinsame Familienausflüge und beantwortet die interessierten Fragen ihrer Follower. Zum Beispiel, wie man passende Kleidung für siamesische Zwillinge findet (Antwort: selbst zur Nähmaschine greifen!) oder wie einen Autositz (Maßanfertigung!). Chelsea Torres’ Hoffnung: Durch ihre Offenheit will sie mehr Aufmerksamkeit für Familien wie ihre generieren.

An eine Trennung der Zwillinge denkt die Familie momentan übrigens nicht. Keines der beiden Mädchen hat Interesse an einer Trennung bekundet, erklärt Chelsea in der Today-Show, Zudem sei die Operation „extrem riskant.“ Sollten Callie und Carter aber in Zukunft getrennt werden wollen, sei sie offen dafür, es in Betracht zu ziehen.

Video: Siamesische Zwillinge Kendra und Maliyah - so geht es ihnen 13 Jahre nach der Trennung

So selten sind siamesische Zwillinge

Siamesische Zwillingen sind eineiige Zwillinge, bei denen sich in der frühen Entwicklung die befruchtete Eizelle nicht vollständig in zwei eigenständige Embryos geteilt hat. Daher bleiben sie während der Schwangerschaft und auch danach körperlich miteinander verbunden. Die Angaben, wie viele siamesische Zwillinge es gibt, sind sehr unterschiedlich und schwanken von 1:50.000 bis 1:200.000. Ihre Überlebenschancen sind sehr gering: Auf eine Million Geburten kommen in etwa nur einmal lebensfähige Kinder zur Welt. (dhe/akr)

Dieser Artikel erschien in einer ersten Version im August 2022 und wurde nun aktualisiert.