Schon über eine Million Euro verdient

Spekulieren statt stricken! „Aktien-Oma“ Hildegard (98) zockt an der Börse

Hildegart Alf-Kopp (98) ist die „Aktien-Oma” und seit 57 Jahren an der Börse aktiv.
Hildegard Alf-Kopp (98) ist seit 57 Jahren an der Börse aktiv.
dpa

„Wenn ich Bilanz ziehe, habe ich gut verdient!”
Hildegard Alf-Kopp aus Stuttgart hat in ihren 98 Jahren so einiges mitgemacht. Als junge Frau erlebte sie den Zweiten Weltkrieg und arbeitete im elterlichen Betrieb. Doch nach Kriegsende wagte sie einen mutigen Schritt.

Während andere Omas stricken, behält „Oma Hildegard” den Dax im Blick

Gegen den Willen ihres Vaters verließ Hildegard Alf-Kopp (98) nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das Familienunternehmen, um sich ihren großen Traum zu erfüllen: ein eigenes Kino. Und tatsächlich führte sie ihr eigenes Geschäft erfolgreich über Jahrzehnte, bis sie es schließlich 2018 verkaufte.

Ihrem zweiten Standbein hingegen widmet Hildegard Alf-Kopp auch heute noch viel Zeit. Die 98-Jährige handelt an der Börse mit Aktien – sie sagt, das sei ihr Hobby. Ja, während andere Omas stricken, behält „Oma Hildegard” Dax und Co. im Blick.

Angefangen habe alles mit Hildegard Alf-Kopps Vater. „Der hat vier, fünf Aktien gehabt“, erklärt sie. „Weil er keine Rente hatte.“ Ihr Vater habe sie gefragt, ob sich Hildegard um seine Wertpapiere kümmern könnte. „Da habe ich gesagt, ‚Ja, das kriege ich schon hin‘.“ Ein paar Wochen später sei ihr Vater dann verstorben. Das war 1968. Seit weit über 50 Jahren also ist die Rentnerin an der Börse aktiv.

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Die Aktien-Oma hat „mindestens eine Million” gemacht

Und ans Aufhören denkt Hildegard noch lange nicht. Warum? „Weil es Spaß macht.“ Außerdem ermögliche ihr das außergewöhnliche Hobby, ihre Enkel beim Studium zu unterstützen.

Auch wenn Hildegard Alf-Kopp in den vergangenen drei Jahren etwas vorsichtiger geworden sei – Angst habe sie nicht, wenn es um das Thema Aktien geht. „Mit den ganzen Jahren kriegt man ein gutes Bauchgefühl.“

Doch die „Aktien-Oma” habe ihre Prinzipien. So erklärt sie: „Ein gewisser Betrag, den greife ich nie an.” Selbst wenn sie überzeugt wäre, mit einem Einsatz Gewinn zu machen, ihre Einsatzgrenze überschreite sie nie. „Ich weiß ja nicht, muss ich notfalls in ein Pflegeheim?”

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Und wie sieht es mit Verlusten aus? „Also ich rege mich nicht auf, wenn ich heute 2.000 Euro verliere, weil ich sicher bin, acht Tage später habe ich noch einen Gewinn, vielleicht von 3.000 bis 4.000 Euro.” Das Wichtigste sei ohnehin, dass am Ende eines Jahres das „Jahresschlussplus” steht.

Ein mächtiges Plus kann Hildegard Alf-Kopp auch nach rund 57 Jahren im Geschäft verzeichnen „Also wenn ich Bilanz ziehe, habe ich gut verdient“, sagt sie. In all der Zeit habe sie „mindestens eine Million” gemacht, verrät sie.

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Börsen-Tipps von „Aktien-Oma” Hildegard

Ihr Geheimtipp: ein guter Mix aus Bauchgefühl und Wirtschaftsinteresse. „Man muss sich für Politik interessieren, für Wirtschaft interessieren“ und vor allem dürfe man aber auch nicht zu gierig werden, darin bestehe eine große Gefahr. „Das merke ich selber, wenn ich merke, eine Aktie, sie ist hoch, dann warte ich manchmal und möchte noch mehr Geld. Dann hab ich Pech, dass sie wieder zurückgeht.”

Welche Tipps hat die „Aktien-Oma” für Börsen-Einsteiger? „Zuerst die Stammaktien kaufen oder halt die, die Dividenden abwerfen.“ Wichtig sei, dass man sich zunächst ein Fundament aufbaut und erst später mit Spekulationen startet.

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Hildegard Alf-Kopp habe selbst „am meisten” mit Edelmetallen verdient. Doch das sei „sehr spekulativ” und erst dann ratsam, wenn man sich bereits eine gewisse Reserve erarbeitet habe.

Enkel Pascal (23) freut sich über seine „coole” Oma

„Aktien-Oma” Hildegard Alf-Kopp: Enkel Pascal (23) ist froh, dass sich seine Oma mit Aktien fit hält.
Enkel Pascal (23) ist froh, dass sich seine Oma mit Aktien fit hält.
dpa

Und wie zeitaufwendig ist es, Aktien als Hobby zu haben? Manchmal gucke Hildegard Alf-Kopp jeden Tag in ihr Depot. „Weil ich das Gefühl habe, eine gewisse Aktie geht rauf, dann passe ich auf, ob ich sie verkaufen kann.” Manchmal warte sie aber auch „ganz bewusst einige Tage, um ja nicht süchtig zu werden“.

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Hildegards Enkel Pascal (23) ist froh, dass seine Oma sich auf diese Weise beschäftigt. „Zum einen ist es gut, dass sie damit ihr Gehirn fit hält, dass sie dadurch aktiv ist.” Außerdem sei es „cool”, eine Oma zu haben, „die jetzt nicht strickt, sondern an der Börse aktiv ist”.

Auch wenn seine Oma ihm mit Sicherheit zahlreiche wertvolle Tipps fürs Handeln mit Aktien verraten könnte, sei diese Art des Anlegens nichts für den 23-Jährigen. „Heutzutage kann man viel passiver Vermögen aufbauen und muss dann nicht, wie sie, irgendwie sehr viel Zeit reininvestieren”, erklärt er. „Meine Oma kommt aus einer Zeit, wo der Börsenhandel noch anders war, wo es noch keine Möglichkeiten gab, die es heute gibt, wie ETFs.” (vho, mit dpa)