Päckchen verspätet, Brief verloren

Ärger mit der Deutschen Post? Immer mehr Kunden beschweren sich

Nach drei Tagen müssen meisten Briefe ankommen.
Immer mehr Verbraucher beschweren sich über die Deutsche Post.
Oliver Berg/dpa

Der Ärger über die Post wächst.
Wo bleibt nur mein Brief und warum steht das Paket ganz woanders als erwartet? Wer sich über die Deutsche Post beschweren möchte, kann sich an die Bundesnetzagentur wenden. Dort gingen im ersten Halbjahr 2024 schon 20.184 solcher Post-Beschwerden ein. Das sind 25 Prozent mehr Beschwerden als im gleichen Zeitraum 2023!

2024 so viele Beschwerden wie noch nie?

Bei etwa zwei Dritteln der Beschwerden ging es um Briefe und bei einem Drittel um Pakete, 88 Prozent der kritischen Wortmeldungen richteten sich gegen den Marktführer DHL und seine Briefsparte Deutsche Post, der Rest bezog sich auf die Wettbewerber. Bleibt das Beschwerdeniveau im zweiten Halbjahr so hoch, wären Ende 2024 so viele Post-Beschwerden wie noch nie in einem Jahr bei der Bonner Aufsichtsbehörde eingegangen.

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Im Zuge der Postgesetz-Reform bekommt die Behörde bald mehr Handlungsspielraum. Sie könnte dann Buß- und Zwangsgelder verhängen und damit den Druck auf den Bonner Logistikkonzern erhöhen. Allerdings sieht besagte Reform auch vor, dass die Post bei der Beförderung von Briefen weniger Zeitdruck hat.

Nur wenige Beschwerden für die Masse an Paketen und Briefen

Bislang müssen 80 Prozent der heute eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag da sein, künftig greift der erste Pflichtwert erst am dritten Werktag nach Einwurf – dann müssen 95 Prozent da sein. Das heißt also, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher künftig etwas mehr in Geduld üben müssen als bisher.

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Der Anteil der Beschwerden ist gemessen an der Gesamtmenge an Post allerdings verschwindend gering. Allein bei DHL wurden insgesamt 15 Milliarden Pakete und Briefe im Jahr 2023 ausgeliefert. Dass die Zahl der Beschwerden so gestiegen ist, könnte auch damit zusammenhängen, dass die Beschwerdemöglichkeit mit den Jahren bekannter wurde.

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Das sagt DHL zu den Beschwerden

Als Reaktion auf die Halbjahreszahlen sagt ein DHL-Sprecher, dass die Statistik aus Sicht des Konzerns nicht repräsentativ sei. „So haben viele der Beschwerden, die uns da zugeordnet werden, nichts mit der Leistung der Deutschen Post zu tun.“

Viele Verzögerungen lägen beispielsweise daran, dass Briefsendungen von Geschäftskunden, die unsere Wettbewerber in das Post-Netz eingespeist haben, erst mit erheblicher Verzögerung an die Post übergeben worden seien. „Gleichwohl ist jede Beschwerde eine zu viel und wir bedauern, wenn Kunden mit unserer Leistung nicht zufrieden sind.“

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Der Firmensprecher berichtet davon, dass DHL im Mai und Juni mehr Reklamationen bekommen habe als zuvor. Es habe zeitweise unerwartet viele Paketsendungen gegeben und die Briefmengen seien im Rahmen der Europawahl hoch gewesen, wodurch es zu Verzögerungen gekommen sei. Mancherorts seien zudem recht viele Beschäftigte krank gewesen, was die Abläufe zeitweilig ebenfalls verlangsamt habe. (jgr, mit dpa)