Gauland zieht Bilanz über sein Leben„Ich habe wegen der AfD praktisch alle meine Freunde verloren”

Gauland widerspricht Weidel. (Archivbild)
Anlass des Interviews ist Gaulands Ende September erschienene Biografie. (Archivbild)
Sebastian Kahnert/dpa

„Schaden größer der als Nutzen”.
Es ist eine eher negative Bilanz, die Alexander Gauland im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) über sein Leben und sein Engagement in der AfD zieht. Der Ehrenvorsitzende der AfD spricht darin außerdem über Äußerungen, für die er harsche Kritik einstecken musste und warum diese es das nicht wert gewesen seien.

Gauland bedauert persönliche Verluste

Es sei einfacher, nicht in der AfD zu sein, erklärt Alexander Gauland der NZZ. „Ich habe wegen der AfD praktisch alle meine Freunde verloren und einen Teil meiner Familie“, erklärt der AfD-Ehrenvorsitzende. In Deutschland sei es schwierig, befreundet zu sein, wenn man unterschiedliche politische Meinungen hat, meint Gauland. Wobei Gauland im Interview mit NZZ hierbei nicht zwischen „unterschiedlicher politischer Meinung“ und rechtsextremen und verfassungsfeindlichen Positionen seiner Partei unterscheidet.

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Anlass des Interviews ist die kürzlich erschiene Biografie des Politikers, in der er ebenfalls Bilanz über sein Wirken in der AfD zieht. Als einer von zwei Vorsitzenden führte Gauland die Partei von 2017 bis 2019. Derzeit sitzt er für die sächsische AfD im Bundestag, für die er im Frühjahr bei der Parlamentswahl ein Direktmandat gewann.

Gauland will „Vogelschiss”-Aussage klarstellen

Im Interview nimmt der AfD-Politiker auch Stellung zu früheren Äußerungen, die ihm viel Kritik einbrachten. Seine Aussage von 2018 in der er den Holocaust als „Vogelschiss in der deutschen Geschichte” bezeichnete, sei ihm vielfach entgegengehalten worden. Dabei habe er die Verbrechen der Nazis an den Juden nie kleinreden wollen, beteuert Gauland.

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„Im Gegenteil wollte ich in einer Rede die deutsch-jüdische Symbiose würdigen und sagen, dass der Nationalsozialismus im Vergleich dazu eine kurze Zeit war”, so Gauland. „Die Metapher dazu war aber falsch. Niemals wollte ich die nationalsozialistischen Verbrechen verkleinern.” Diese Aussage „klarzustellen, war mir wichtig.”

Die Gesamtbilanz für seine Zeit in der AfD fällt von Gauland jedenfalls eher düster aus. Der frühere CDU-Politiker kommt zu dem Schluss: „Privat und persönlich war der Schaden größer als der Nutzen.” (okr)

Verwendete Quellen: Watson, T-Online, Neue Zürcher Zeitung