Schlechter Scherz oder lebensrettende Strategie?

Berliner Polizei empfiehlt Bürgern bei Messerangriff „laut zu singen”

Die Zahl der Angriffe mit Messern ist in Sachsen-Anhalt gestiegen. (Symbolbild)
Die Polizei Berlin rät bei Messerangriff zu ungewöhnlichem Verhalten. (Symbolbild)
Rolf Vennenbernd/dpa
von Franca Pörsch und Lynn Michel

Wie verhalte ich mich richtig bei einem Messerangriff?
Die Zahl der tödlichen Messerangriffe nimmt in Deutschland zu und auch die Angst und Sorge in der Bevölkerung wachsen. Die Polizei Berlin überrascht jetzt mit einem Tipp für Gefahrensituationen, der im ersten Moment wie ein schlechter Scherz klingt: Bei einem Messerangriff solle man „laut anfangen zu singen.”

Polizei Berlin: „Tun Sie etwas Unerwartetes”

Der tödliche Messerangriff in Solingen am Freitagabend (23. August) sorgt für viele politische Diskussionen und drückt auf das Sicherheitsgefühl der Menschen. Die Polizei Berlin gibt auf ihrer Website Tipps im Umgang mit gewalttätigen Situationen. Laut Polizei erwarten Täter von Ihrem Opfer meist ein bestimmtes Verhalten.

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Die Polizei empfiehlt in Gefahrensituationen: „Tun Sie etwas Unerwartetes!” Die Täter sollen aus dem Konzept gebracht werden. „Simulieren Sie Krankheiten, Übelkeit oder fangen Sie laut an zu singen”, schreibt die Polizei Berlin.

Im Video: Tote und Verletzte bei Messer-Attacke auf Solinger Stadtfest

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„Niemand sollte den Helden spielen!”

Aber bringt Singen wirklich etwas gegen einen Messerangriff? „Wir müssen ehrlich sein. Bei Volksfesten wird im Regelfall ja auch Musik gespielt. Also Gesang wird jetzt niemanden vertreiben. Und ganz ehrlich: Wer mit einem Messer auf ein Volksfest geht, um Menschen zu töten, der wird sich auch durch so was nicht abhalten lassen.”, sagt Benjamin Jendro von der Gewerkschaft der Polizei Berlin im Gespräch mit RTL. Er empfiehlt, Gefahren zu meiden und in einer Ausnahmesituation auf sich aufmerksam zu machen, damit andere zur Hilfe eilen können.

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Jendro appelliert deutlich, sich selbst nicht extra in Gefahr zu begeben. „ Niemand sollte den Helden spielen und versuchen, jemanden zu entwaffnen. Das ist hochgefährlich! Das machen auch unsere Kollegen nicht.”, sagt er. Die Polizei agiere bei Messer-Angriffen immer mit einem bestimmten Abstand und greife im Notfall auch zur Schusswaffe. „Der Eigenschutz von jedem geht vor!”, sagt Jendro.