„Dieses ständige Grinsen in unsere Richtung“
Khadidja von Doppelgängerin getötet – beste Freundin hadert mit Urteil
„Es handelt sich um eine verstörende Tat.“
Diesen Worten des Richters wird wohl niemand widersprechen. Für den Doppelgängerinnen-Mord von Ingolstadt schickt er zwei Menschen lebenslang hinter Gitter. Für die beste Freundin des Mordopfers ist das keine Genugtuung.
„Inneren Frieden bekommt man nicht”
Khadidja O. musste sterben, weil sie einer anderen Frau ähnlich sah. Diese andere Frau wollte ihren eigenen Tod vortäuschen. Deswegen wurde Khadidja O. zum Zufallsopfer der Mörderin und eines Komplizen. Dieser Fall sorgte international für Schlagzeilen, bei der Urteilsverkündung vor dem Landgericht Ingolstadt herrschte großer Andrang. Mit dabei: Leyla D., die beste Freundin des Opfers.

Lese-Tipp: Ingolstadt: Doppelgänger-Mörderin Shahraban K. muss lebenslang in den Knast
Zum Urteil sagt sie: „Man kriegt dadurch nicht seinen inneren Frieden. Aber wir kriegen immerhin ein bisschen Gerechtigkeit.“ Sie hat die beiden Angeklagten an vielen der über 50 Prozesstage gesehen und festgestellt, dass die beiden Angeklagten dabei weitgehend emotionslos wirkten. „Dieses ständige Grinsen in unsere Richtung“ sei ihr „fast siegessicher“ siegessicher vorgekommen, sagt die junge Frau..
Ihre Mörder locken Khadidja in eine tödliche Falle
Die Mörderin hatte 2022 erst versucht, ihr Opfer auf Instagram mit einem Musikvideodreh zu ködern. Doch die 23-Jährige wurde misstrauisch und sagt ab. Doch Shahraban B. gibt nicht auf, kontaktiert Khadidja erneut. Dieses Mal gibt sie sich als Kosmetikerin aus und lockt ihr Opfer in eine tödliche Falle. Im August 2022 holen Shahraban B. und ihr Bekannter Sheriq K. Khadidja mit dem Auto ab und fahren mit ihr in einen Wald, wo sie die Frau ermorden.

Insgesamt 56 Mal stechen sie auf ihr Opfer ein, um es zu verunstalten, sodass nicht mehr erkennbar ist, dass es sich bei der Leiche nicht um Shahraban handelt. Anschließend legen sie Khadidjas Leiche in Shahrabans Auto in Ingolstadt ab. So will Shahraban ihren eigenen Tod vortäuschen, um vor ihrem Ehemann und den strikten Regeln ihrer jesidischen Familie fliehen zu können.
Zunächst scheint ihr Plan aufzugehen. Leyla D. sagt: „Die Eltern haben wohl gesagt, dass es ihre Tochter ist, aber im späteren Verlauf wäre es ja früher oder später rausgekommen, dass gewisse Dinge einfach nicht übereinstimmen. Was für mich ausschlaggebend war, war zum einen, dass sie meine Halskette noch getragen hat, weil wir die identische hatten. Zum anderen das Tattoo am Unterarm.”
Leyla geht mit gemischten Gefühlen nach Hause
Weil Bilder einer Überwachungskamera nach dem Leichenfund eine sehr lebendige Shahraban B. in einer Pizzeria in Ingolstadt zeigen, kommt nach und nach die schreckliche Wahrheit ans Licht. Die Ermittler finden heraus, dass die Mörderin im Netz gezielt nach einer ähnlich aussehenden Frau gesucht hat, um mit ihrem Tod ein neues Leben ohne Ex-Mann und Familie zu beginnen.
Dafür bekommen sie und ihr Komplize eine lebenslange Haftstrafe. Im Fall von Shahraban B. wurde auch die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Beide nahmen es scheinbar emotionslos hin. Zumindest war in ihren Gesichtern von Reue gar keine Spur zu sehen. Leyla geht mit gemischten Gefühlen nach Hause. „Zumindest hat sie das höchste Strafmaß erhalten“, sagt sie.