Strippenzieher hinter den KulissenFrüherer US-Vizepräsident Cheney stirbt im Alter von 84 Jahren

Ehemaliger US-Vizepräsident Dick Cheney gestorben
US-Vizepräsident Dick Cheney spricht 2006 auf einer Wahlkampfveranstaltung.
Steve Nesius/AP/dpa

Er galt als treibende Kraft hinter dem „Krieg gegen den Terror” der USA.
Der frühere US-Vizepräsident Dick Cheney ist tot. Cheney sei am Montag im Alter von 84 Jahren gestorben, teilte seine Familie am Dienstag US-Medien mit.

Acht Jahre lang 2009 Stellvertreter von George W. Bush

Cheney war von 2001 bis 2009 Stellvertreter von US-Präsident George W. Bush und galt als einer der einflussreichsten Vizepräsidenten der US-Geschichte. Zuvor war er auch Verteidigungsminister unter dessen Vater George H.W. Bush gewesen.

Ihm wurde großer Einfluss als Strippenzieher hinter den Kulissen nachgesagt. Cheney war Pentagon-Chef während des Golfkriegs 1990/1991, bei dem eine US-geführte Koalition irakische Truppen aus Kuwait vertrieb. Mit seiner neokonservativen Ideologie prägte er danach als Vizepräsident das Weiße Haus.

So gilt er als die treibende Kraft hinter der Entscheidung zur Invasion in Afghanistan nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington. Seine falsche Anschuldigung, wonach der irakische Machthaber Saddam Hussein sich mit Massenvernichtungswaffen rüste, bereitete auch den Einmarsch in den Irak 2003 entscheidend mit vor.

Dick Cheney stellte sich offen gegen eine Wahl von Donald Trump

Vor der Präsidentschaftswahl 2024 hatte der Republikaner Cheney die US-Bürger überrascht, indem er sich offen gegen eine Wahl des rechtsgerichteten Donald Trump stellte und sich stattdessen zur Wahl der Kandidatin Kamala Harris von den Demokraten bekannte. Den Rechtspopulisten Trump hielt er nicht für geeignet für das Amt. Unabhängig von den Parteizugehörigkeiten gehe es darum, die US-Verfassung zu verteidigen, sagte er. Auch seine Tochter Liz Cheney, die früher für die Republikaner als Abgeordnete im Repräsentantenhaus saß, stellte sich nach dem Sturm auf das Kapitol öffentlich gegen Trump und dessen Falschbehauptungen zu Wahlbetrug.

Dick Cheney starb nach Angaben seiner Familie infolge von Komplikationen im Zusammenhang mit einer Lungenentzündung sowie mit Herz- und Gefäßerkrankungen. Cheney erlitt zwischen 1978 und 2010 fünf Herzinfarkte und musste sich mehreren Herz-OPs unterziehen.

„Jahrzehntelang diente Dick Cheney unserem Land, unter anderem als Stabschef des Weißen Hauses, als Kongressabgeordneter von Wyoming, als Verteidigungsminister und als Vizepräsident der Vereinigten Staaten”, heiß es in der Erklärung seiner Familie.

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Dick Cheney tot: Karriere in Washington begann unter Präsident Gerald Ford

Geboren wurde Cheney am 30. Januar 1941 in Lincoln im Bundesstaat Nebraska, er wuchs aber im Bundesstaat Wyoming auf. Ein Studium an der Eliteuniversität Yale brach er nach wenigen Semestern ab, seinen Abschluss in Politikwissenschaft machte er an der University of Wyoming in seiner Heimat.

Seine steile Karriere in Washington begann unter Präsident Gerald Ford, der Cheney nach der Ernennung von Donald Rumsfeld zum Verteidigungsminister zum Stabschef des Weißen Hauses machte. 1976 leitete er Fords Wahlkampf – der Republikaner verlor die Wahl allerdings gegen den Demokraten Jimmy Carter.

1978 zog Cheney als Kongressabgeordneter für Wyoming ins Repräsentantenhaus ein. 1989 ernannte ihn Präsident George H.W. Bush zum Verteidigungsminister, in seine Amtszeit fiel unter anderem der erste Golfkrieg. Nach der Wahl des Demokraten Bill Clinton war Cheney ab 1995 Chef des Konzerns Halliburton, der von der US-Regierung zahlreiche lukrative Aufträge unter anderem im Irak erhielt.

2001 wurde Cheney dann Vizepräsident unter George W. Bush. Er galt als einer der „Falken” im inneren Machtzirkel um Bush und hatte großen Einfluss auf die umstrittene Außenpolitik des Präsidenten. (bst)

Verwendete Quellen: dpa