Zunahme um 50 Prozent in fünf Jahren Immer mehr Betrug bei Führerschein-Prüfungen

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Ein Fahrschulauto und deutscher Führerschein (Symbolfoto)
Stadtratte

Alarmierende Zahlen!
Betrüger nutzen Kameras oder Kopfhörer oder schicken einen Doppelgänger: Um nicht durch die theoretische Prüfung zu fallen, schummeln immer mehr Fahrschüler. Täuschungsversuche seien seit mehreren Jahren ein wachsendes Problem, erklärte der Tüv-Verband. Für das erste Halbjahr 2025 seien bereits 2.193 Fälle festgestellt worden. Fast 4.200 unerlaubte Tricks seien im Gesamtjahr 2024 registriert worden - ein Anstieg um zwölf Prozent im Vergleich zum Jahr 2023 und um fast 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 2020.

Zum Teil organisierte Banden im Hintergrund

Statistisch gesehen werde beispielsweise in Berlin an jedem Tag mindestens ein Täuschungsversuch festgestellt, erläuterte der Tüv-Verband, der von einer deutlich höheren Dunkelziffer ausgeht. Er warnt vor den Folgen: „Ergaunern sich die Fahrschüler ihren Prüfungserfolg und verfügen nicht über die entsprechenden Kenntnisse im Straßenverkehr, birgt das ein erhebliches Risiko für die Sicherheit anderer.“ Aber trotz dieser Gefahren werde Betrug in der Fahrerlaubnisprüfung oft weder als Straftat noch als Ordnungswidrigkeit geahndet.

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Eine Frau beantwortet eine Frage der theoretischen Prüfung des Führerscheins. (Gestellte Szene). Neben ihr liegt ein Zettel, der auf die Videoüberwachung und das Nutzungsverbot von Smartphones hinweist.
picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Insbesondere beim Technikbetrug - etwa mit Mini-Kamera-System oder winzigem Knopf im Ohr - und dem Identitätsbetrug mit gefälschten Ausweisdokumenten seien professionell agierende Organisationen im Hintergrund zu vermuten, so der Verband. Denn dabei könne der Führerscheinbewerber nicht allein agieren.

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Diese Betrugsformen machen nach Beobachtung des Tüv-Verbands mehr als die Hälfte der Täuschungsversuche aus. „Die Zusammenarbeit mit Dritten, Passmissbrauch oder Urkundenfälschung sowie der Einsatz ausgefeilter technischer Hilfsmittel zeugen von einem hohen Maß an krimineller Energie“, betonte der Tüv-Verband.

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Prozess um Führerscheinbetrug im großen Stil

Vor dem Landgericht Kassel musste sich aktuell ein ehemaliger Mitarbeiter der Fahrerlaubnisstelle der Stadt Kassel verantworten. Er hat als Mitglied einer Bande Führerscheine verkauft, obwohl die Käufer keine Prüfung abgelegt hatten. Der 26-Jährige legte ein Geständnis ab.

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Er räumte ein, als Mitglied einer vierköpfigen Bande im Zeitraum von Februar 2018 bis Juni 2019 mindestens 112 Personen einen Führerschein unrechtmäßig ausgestellt zu haben. Er sei durch eine Art Freundschaftsleistung in die Sache hineingeraten.

Pro Führerschein soll die Bande zwischen 500 und 5.000 Euro eingenommen haben. Die Einnahmen seien untereinander aufgeteilt worden. Der Angeklagte soll durch den Betrug 56.500 Euro erlangt haben. Ein Urteil wurde noch nicht verkündet. (dpa)