Kanzler will AbschiebungSyrische Flüchtlinge zurück in ihre Heimat? Merz macht seinem Außenminister Druck

Der Bürgerkrieg ist vorbei – das Land liegt in Trümmern!
Und genau deshalb streitet jetzt die Bundesregierung, was mit den knapp einer Million Syrern in Deutschland passiert. Sie können nicht einfach nach Hause geschickt werden – meint Außenminister Wadephul (CDU), denn das Land ist eine einzige Trümmerwüste. Dem widerspricht Kanzler Merz (ebenfalls CDU) jetzt ganz deutlich. Genau jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, über die Heimkehr von hunderttausenden Syrern zu reden – damit sie ihr Land wieder aufbauen.
Verweigerer „in naher Zukunft abschieben”
Bundeskanzler Friedrich Merz dringt auf eine schnelle Wiederaufnahme der Abschiebungen nach Syrien und will sich beim syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa persönlich dafür einsetzen. „Der Bürgerkrieg in Syrien ist beendet. Es gibt jetzt keinerlei Gründe mehr für Asyl in Deutschland und deswegen können wir auch mit Rückführungen beginnen”, sagte der CDU-Chef bei einem Besuch im schleswig-holsteinischen Husum. Er habe Al-Scharaa nach Deutschland eingeladen, um mit ihm über das Thema zu sprechen.
Er setze auch darauf, dass ein großer Teil der syrischen Flüchtlinge freiwillig zurückkehren werde, um sich am Wiederaufbau ihres Landes zu beteiligen, betonte der Kanzler. Ohne diese Menschen sei der Wiederaufbau nicht möglich. „Und diejenigen, die sich dann in Deutschland weigern, in das Land zurück(zu)kehren, die können wir selbstverständlich auch in naher Zukunft abschieben.”

Wadephul will integrierte Syrer halten
Merz reagierte mit seinen Äußerungen auf einer Pressekonferenz auf eine Aussage von Außenminister Johann Wadephul. Der CDU-Politiker hatte bei einem Besuch im von vielen Jahren Bürgerkrieg gezeichneten Syrien angezweifelt, dass angesichts der massiven Zerstörung kurzfristig eine große Zahl syrischer Flüchtlinge freiwillig dorthin zurückkehren werde. „Hier können wirklich kaum Menschen richtig würdig leben”, sagte der Minister zu einem Besuch in Harasta, einer schwer verwüsteten Vorstadt von Damaskus.
Die syrische Regierung schätze die in Deutschland ausgebildeten jungen Syrer. Sie könnten aber frei entscheiden, welchen Weg sie wählten. „Jeder, der bei uns bleibt und sich bei uns in unsere Gesellschaft einbringt, integriert arbeitet”, sei weiterhin willkommen, fügte Wadephul hinzu. Wegen dieser Äußerungen hatte Wadephul Kritik aus der eigenen Partei einstecken müssen.
Rund 900 Syrer müssten Deutschland verlassen
In der Rückkehrdebatte geht es um unterschiedliche Gruppen von Syrern. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums vom August halten sich 920 Personen in Deutschland auf, die ausreisepflichtig und ohne Duldungsstatus sind. Besonders schnell abschieben will die Bundesregierung diejenigen, die straffällig geworden sind. Seit 2012 sind alle Rückführungen wegen der Sicherheitslage im Land ausgesetzt. Von den knapp einer Million Syrern, die in Deutschland leben, gehen rund 236.000 einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nach. Das zitiert Bild aus Zahlen der Arbeitsagentur. Rund 518.000 beziehen Bürgergeld.
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Bei dem größten Teil der 951.406 Menschen aus Syrien in Deutschland geht es zunächst um eine freiwillige Rückkehr. Um diese zu ermöglichen, wolle die Bundesregierung zur Stabilisierung des Landes beitragen, sagte Merz.
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Innenminister pocht auf Koaltionsvertrag
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) verwies auf die Vereinbarungen zum Thema Rückführungen im Koalitionsvertrag. „Ich habe mit den Rückführungen nach Afghanistan bereits begonnen”, sagte er am Rande einer kommunalen Tagung in Mannheim. Man sei dabei, „mit Syrien Vereinbarungen zu machen, die die Rückführungen nach Syrien auch ermöglichen”. Dieser Auftrag ergebe sich aus dem Koalitionsvertrag.
Dobrindt hatte der Rheinischen Post im September gesagt: „Wir wollen noch in diesem Jahr eine Vereinbarung mit Syrien treffen und dann zunächst Straftäter abschieben und später Personen ohne Aufenthaltsrecht.“ Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) leistet bereits Vorarbeit und bearbeitet wieder Asylanträge von Syrern – „vorrangig von arbeitsfähigen, jungen Männern“, wie das Ministerium kürzlich erklärte.
SPD-Fraktionschef Matthias Miersch verteidigte Wadephul dagegen. Der Außenminister habe zu Recht auf die Situation in Syrien hingewiesen. Gleichzeitig sei es aber Absicht der Koalition, „dass wir natürlich bei schweren Straftaten auch Abschiebungen vornehmen“. (tbe mit dpa)
Verwendete Quellen: dpa, Bild






























