Diktator verlässt das Land
Wie geht es in Syrien nach Assad weiter?
Wo ist Assad? Und kommt Syrien jetzt endlich zur Ruhe?
Nach ihrem schnellen Vormarsch in Syrien sind die Aufständischen in der Hauptstadt Damaskus in den Präsidentenpalast eingedrungen. Syriens Diktator Baschar al-Assad war kurz zuvor aus Damaskus geflohen. Wohin, ist unbekannt.
Aufständische feiern im Präsidentenpalast
Die Aufständischen betraten das Gelände zum Palast, der westlich der Hauptstadt liegt, offenbar ohne Widerstand. Von dort gab es Berichte, die Regierungsmitarbeiter und Sicherheitskräfte hätten das Gelände verlassen.

Lese-Tipp: Rebellen übernehmen Damaskus – Diktator Assad geflohen
Nach dem mutmaßlichen Ende des Assad-Regimes gibt es in Damaskus Randale an der Botschaft des Iran. Das Land war jahrelang einer der wichtigsten Unterstützer Assads. Der Nachrichtensender Al-Arabija veröffentlichte Videos von Menschen, die ein großes Plakat am Zaun der iranischen Botschaft abreißen. Darauf waren zwei Männer zu sehen: der iranische General Ghassem Soleimani, der 2020 im Irak durch einen US-Drohnenangriff getötet wurde, und Hassan Nasrallah, Chef der libanesischen Hisbollah-Terroristen, der im September bei einem israelischen Luftangriff nahe Beirut getötet wurde.
Jubel in Berlin - Scholz spricht von „guter Nachricht”
Parallel zum Machtwechsel in Syrien haben sich in Berlin-Neukölln feiernde Menschen versammelt. Laut Polizei gab es dabei „keine besonderen Vorkommnisse.“

Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete das Ende der Assad-Herrschaft als „gute Nachricht“. Assad „hat sein eigenes Volk auf brutale Weise unterdrückt, unzählige Leben auf dem Gewissen und zahlreiche Menschen zur Flucht aus Syrien getrieben“, teilte er mit. Jetzt komme es darauf an, dass in Syrien schnell Recht und Ordnung wieder hergestellt würden.
Nach der dramatischen Entwicklung sind noch viele Fragen offen. Nachfolgend ein kurzer Überblick.
Ist die Assad-Regierung jetzt endgültig gestürzt?
Eine Rückkehr Assads an die Macht scheint nach seiner Flucht aus Damaskus praktisch ausgeschlossen.
Wie geht es in Syrien jetzt weiter?
Das ist unklar. Das Bündnis aus Aufständischen, das in großen Gebieten samt der Hauptstadt Damaskus die Kontrolle übernahm, wird angeführt von der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS). Diese hatte sich zwar von Terrororganisationen Islamischer Staat (IS) und Al-Kaida losgesagt, wird von der EU und den USA aber als Terrororganisation eingestuft.

Wird HTS die Macht in Syrien allein übernehmen?
Nein. HTS ist die mächtigste der Rebellengruppen, die sich zum gemeinsamen Kampf gegen Assad mit anderen Gruppen zusammengeschlossen hat. Nach dem Sturz der Assad-Regierung könnte die Rivalität dieser Gruppen aber wieder stärker hervortreten. Es ist unklar, welche Gruppe oder möglicherweise ein neues Bündnis die Macht übernehmen könnte.
Was geschieht mit den Millionen syrischer Flüchtlinge?
Ein sicheres Land für eine Rückkehr war Syrien in vergangenen Jahren keineswegs. Diejenigen, die im Bürgerkrieg ab 2011 vor Assads Truppen, seinen Verbündeten oder anderen bewaffneten Gruppen flüchteten, könnten nun dennoch über eine Rückkehr nachdenken. In der benachbarten Türkei leben mehr als drei Millionen syrische Flüchtlinge und viele weitere im Libanon, Jordanien und Ägypten. Im Bürgerkrieg wurden mehr als 14 Millionen Menschen vertrieben, etwa die Hälfte davon im eigenen Land. (uvo; dpa)