Unbehandelt kann Hypertonie gefährlich werden
Immer niedrig, plötzlich zu hoch? Warum der Blutdruck bei Frauen ab Mitte 40 steigt

Während Männer häufig einen zu hohen Blutdruck haben, ist dieser bei Frauen oft niedrig.
Umso verwunderter sind viele, wenn es beim Arzt ab Mitte 40 plötzlich heißt „Ihr Blutdruck ist etwas zu hoch”. Wir erklären, was die Wechseljahre damit zu tun haben und was ihr tun könnt.
Welche Blutdruck-Werte gelten als normal?
Grundsätzlich ist mit dem Blutdruck die Kraft gemeint, mit der unser Blut von innen gegen die Gefäßwände der Arterien drückt. Ohne diesen Druck würde es nicht gelingen, unseren Körper bis in die kleinste Zelle mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen. Die Arterien liefern das Blut dabei vom Herzen in die verschiedenen Organe. Über die Venen gelangt das sauerstoffarme Blut schließlich wieder zum Herzen zurück.
Die Stärke des Drucks auf die Gefäße hängt zum einen vom Herzen, zum anderen vom Durchmesser, aber auch der Elastizität der Gefäße ab. Gemessen wird der Blutdruck in der Einheit Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Bei der Messung werden immer zwei Werte bestimmt: Der erste ist der systolische, der zweite der diastolische Wert. Dabei gibt der systolische Wert den Druck in den Gefäßen an, der herrscht, wenn sich der Herzmuskel maximal anspannt. In dem Moment wird das Blut mit voller Kraft in den Körper gepumpt. Der diastolische Wert hingegen spiegelt den niedrigsten Druck wider, der kurz vor der nächsten Herzkontraktion in den Gefäßen herrscht. In dieser Phase ist der Herzmuskel folglich entspannt. Der diastolische Wert lässt somit auch Rückschlüsse auf die Elastizität der Gefäße zu.
Laut den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. ist der Blutdruck normal, wenn der systolische Wert zwischen 120-129 und der diastolische Wert zwischen 80-84 liegt. Ab einem systolischen Wert von 130 bis 139 und einem diastolischen Wert von 85 bis 89 ist von erhöhtem Blutdruck die Rede. Liegt der systolischen Wert bei 140 oder höher und der diastolische Wert über 90, sprechen Ärzte von Bluthochdruck (Hypertonie).
Lese-Tipp: US-Studie legt’s nahe: Haben wir unseren Blutdruck bisher immer falsch gemessen?
Jetzt ist eure Meinung gefragt
Warum Bluthochdruck in jungen Jahren deutlich mehr Männer als Frauen betrifft
Viele Frauen kümmern sich kaum um ihren Blutdruck. Denn hoher Blutdruck ist vor allem in den mittleren Lebensjahren oft ein typisches Männerleiden. Das liegt daran, dass das weibliche Sexualhormon Östrogen blutdrucksenkend wirkt. Es sorgt dafür, dass die Gefäße elastisch bleiben und beugt auf diese Weise Hypertonie vor. Daher liegt der Blutdruck bei den meisten normalgewichtigen Frauen in jungen Jahren bis Anfang 40 oft im normalen Bereich oder ist tendenziell eher zu niedrig.
„In unserer fruchtbaren Phase steuert unser Sexualhormon Östrogen den Zucker- und Fettstoffwechsel, hält die Gefäße geschmeidig und reguliert den Blutdruck”, erklärt die Gynäkologin Dr. Katrin Schaudig. In ihrem Buch „Hot Stuff - Wechseljahre-Wissen to go” beantwortet sie die zentralen Fragen rund um Prä-, Peri-, Meno- und Postmenopause. Das ändert sich häufig mit Mitte bis Ende 40. Denn ab diesem Alter sinkt der Östrogenspiegel kontinuierlich. In gleichem Maße steigt das Risiko für Bluthochdruck.
„Wenn Östrogenmangel herrscht, kommt es zu einem Anstieg der klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren wie Bluthochdruck und, ganz typisch, zu erhöhten Cholesterinwerten, insbesondere der LDL-Wert steigt plötzlich an.”, führt Schaudig aus. Viele Frauen wunderten sich dann, wenn ihnen im Rahmen einer Routine- oder Vorsorgeuntersuchung mitgeteilt werde, ihr Blutdruck sei erhöht ist.
Lese-Tipp: Wechseljahre schon Anfang 30? Auf welche Symptome ihr achten solltet
Warum das Risiko für Bluthochdruck bei Frauen mit zunehmendem Alter steigt
„Die große Berliner Frauenstudie (BEFRI-Studie) hat gezeigt, dass von den Bluthochdruckpatientinnen 77 Prozent postmenopausal sind”, erläutert die Frauenärztin. „Hat uns in der ersten Lebenshälfte unser Östrogen geschützt, holen wir nun in rasantem Tempo bei den klassischen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Leiden im Vergleich zu Männern auf”, fährt sie fort.
Ab dem Alter von 60 Jahren häuften sich Bluthochdruck, koronare Herzerkrankungen oder Herzschwäche. „Ab 70 steigt unser Risiko für einen Herzinfarkt deutlich – ein Risiko, welches von uns Frauen noch immer unterschätzt wird”, warnt die Expertin. „Schaut man sich die Statistiken an, sterben 45 Prozent der Frauen an einer Herzerkrankung, was nichts anderes bedeutet, als dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache nicht nur bei den Männern, sondern auch bei uns Frauen sind.”
Lese-Tipp: Studie zeigt: Mit dieser Einschlafzeit schützen wir das Herz im Schlaf
Was Bluthochdruck gefährlich macht
Bluthochdruck ist besonders deswegen gefährlich, weil er anfangs gar keine Probleme bereitet. Während sich niedriger Blutdruck häufig durch Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Schwindel äußert, haben Menschen mit hohem Blutdruck zunächst keinerlei Beschwerden. Daher bleibt er oft lange Zeit unentdeckt und folglich unbehandelt. Dadurch steigt das Risiko für eine Reihe von Folgeerkrankungen.
Ist der Druck in den Arterien dauerhaft erhöht, werden diese dicker, um dem Druck standzuhalten. Dadurch werden sie aber auch unelastischer. Ablagerungen können sich zudem schneller festsetzen. Folglich werden die zentralen Organe wie Gehirn, Herz und Nieren auf Dauer schlechter durchblutet. Daher erhöht Hypertonie das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt, Herzschwäche (Insuffizienz) und Schlaganfall.
Aber auch Nierenschäden, Demenz oder eine Minderversorgung der Netzhaut der Augen und daraus resultierende Erblindung können die Folge eines unbehandelten Bluthochdrucks sein.
Daher sollten Frauen ab Anfang bis Mitte 40, spätestens aber ab 50 Jahren regelmäßig ihren Blutdruck checken lassen.
Video-Tipp: Bluthochdruck mit alternativen Methoden senken – klappt das?
Wie ihr Bluthochdruck in den Griff bekommt
Das belegt: Sollte bei euch ein Bluthochdruck festgestellt werden, müsst ihr handeln. „Denn die Schäden, die dadurch an unseren Gefäßen verursacht werden, sind nicht reversibel, sie bleiben”, stellt die Medizinerin klar. Zum einen lässt sich der Blutdruck durch Medikamente regulieren. Oft hilft es aber auch, vorhandenes Übergewicht abzubauen, um die Gefäße zu entlasten.
Aber auch mit regelmäßiger Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung könnt und einem abwechslungsreichen Speiseplan könnt ihr Hypertonie in den Griff bekommen. Darauf solltet ihr in Sachen Ernährung achten:
esst möglichst salzarm
setzt auf frische, unverarbeitete Lebensmittel
esst viel kaliumreiches Obst und Gemüse wie Feldsalat, Kartoffeln, Spinat, Aprikosen und Bananen
ersetzt Weißmehlprodukte so oft es geht durch Vollkornprodukte
setzt auf fetten Fisch wie Lacht, Makrele und Hering
verzehrt mindestens eine Portion Nüsse oder Kerne wie Walnüsse, Leinsamen und Kürbiskerne pro Tag
verwendet gute Öle wie Lein-, Oliven- oder Walnussöl
Lese-Tipp: Schluss mit hohem Blutdruck! Mit diesen Lebensmitteln bekommt ihr Hypertonie in den Griff