Anwalt der Opferfamilie äußert sich sechs Jahre nach der Tat

Bis Nachbarn den Geruch bemerkten! Monatelang lebte Luca mit einer Leiche

ARCHIV - 20.01.2020, Hamburg: Die Außenansicht zeigt ein Wohngebäude, in dem die Polizei bei einer Wohnungsdurchsuchung eine Leiche gefunden hat. Im Prozess gegen einen 46 Jahre alten Angeklagten wird nun das Urteil in dem Fall erwartet.    (zu dpa «Im Prozess um Mord an jungem Brasilianer wird das Urteil erwartet») Foto: Daniel Reinhardt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
In dieser Wohnung hat der damals 45-Jährige eine Leiche in seinem Gästezimmer unter einer Matratze versteckt.
dan hjb let tba, dpa, Daniel Reinhardt
von Annalena Antzar

Ein Mann erzählt, er sei nach einer Party neben einer Leiche aufgewacht.
Statt die Polizei zu verständigen, versteckt er den Toten vier Monate lang unter einer Matratze in seinem Gästezimmer. Doch warum tut er das? Dennis Grünert hat in dem Prozess die Familie des Opfers vertreten und gibt Einblicke in einen außergewöhnlichen Kriminalfall.

Täter führt sein Leben einfach normal weiter

Vor dem Hamburger Landgericht wird vor fünf Jahren ein Fall verhandelt, der ein grausames Verbrechen offenbart. Pedro (Anm. d. Red.: Name geändert) trifft seinen Bekannten Luca (Anm. d. Red.: Name geändert) zunächst auf einer Geburtstagsfeier in der Sternschanze und geht anschließend mit ihm in dessen Wohnung in der Neustadt. Eigentlich wollten beide noch in einen Club weiterziehen, doch dazu kommt es nicht.

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Laut Anklage soll Luca im September 2019 Pedro K.-o.-Tropfen verabreicht haben, um ihn sexuell zu missbrauchen. Im Prozess kommt dann raus, dass Pedro sich gewehrt hat und Luca ihn daraufhin ermordet und seine Leiche in seinem Gästezimmer versteckt und die Tür im Anschluss verklebt hat. In den folgenden Wochen führte Luca ein scheinbar normales Leben: Er arbeitet weiter als Pfleger in einem Krankenhaus, kocht, schaut Filme mit Freunden und lädt sogar Couchsurfer zu sich ein.

Leichengeruch bleibt nicht unbemerkt

Im Gerichtssaal stellt sich heraus, dass es Luca nicht schwerfällt, Lügen zu verbreiten und sich Identitäten auszudenken. Dennis Grünert, Opferanwalt der Familie von Pedro: „Es hat sich ein Bild in der Hauptverhandlung ergeben, dass er zum Beispiel über seine Abschlüsse getäuscht haben soll, Zeugnisse gefälscht haben soll, bei Arbeitgebern. Sich auch in der Öffentlichkeit als Arzt ausgegeben hat, obwohl er eigentlich Krankenpfleger war.“
Nachbarn und Freunde bemerken den Geruch in der Wohnung von Luca, er erklärt ihn mit Schimmel im Gästezimmer. Erst ein Zeugenhinweis führte die Polizei schließlich zu seiner Wohnung am Venusberg. Am 19. Januar 2020 wird Luca, damals 45, in seiner Wohnung festgenommen. Jetzt wird auch endlich die stark verweste Leiche gefunden. Aber wie kann ein Mensch dazu fähig sein so lange eine Leiche zu verstecken?

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Lebenslange Freiheitsstrafe

Dennis Grünert, Anwalt der Familie von Pedro: „Er hat sich da zunehmend in Widersprüche verstrickt und Ausreden gesucht, das meistens damit begründet, dass er eben Angst hatte vor Strafverfolgung. Irgendwann dachte er dann auch: ‚Naja, jetzt kann ich ja auch nicht mehr kommen. Jetzt denken die ja schon, ich bin irgendwie nicht normal nach so langer Zeit.‘ Es gibt ja auch Verläufe, Suchverläufe, wo man nachvollzogen hat, was er im Internet so gegoogelt hat – wie man eine Leiche verschwinden lassen kann oder wie eine Leiche sich verhält im Laufe der Zeit.“ Luca wird wegen Mordes und wegen versuchten schweren sexuellen Übergriffs verurteilt. Er muss lebenslang ins Gefängnis.

Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche