Jetzt boomt sie im Norden

Rüstungsbranche jahrelang in der Schmuddelecke: „Mit uns wollte niemand zu tun haben”

Die Autoflug GmbH ist eines der Unternehmen im Norden, das vom Aufschwung der Industrie profitiert.
Die Autoflug GmbH ist eines der Unternehmen im Norden, das vom Aufschwung der Industrie profitiert.
RTL Nord
von Florent Gallet und Sina Schlink

Das Geschäft mit dem Krieg!
Am 24. Februar 2022 marschieren russische Truppen in die Ukraine ein. Mit der russischen Invasion der Ukraine beginnt auch in Deutschland ein Umdenken. Europa scheint plötzlich verletzlich. Mehr als drei Jahre später ist Aufrüstung weiter ein großes Thema. Und das hat auch Auswirkungen auf die Wirtschaft im Norden.

Zahl der Mitarbeiter in Rüstungsunternehmen steigt

In Handarbeit nähen Mitarbeiter der Autoflug GmbH in Rellingen Teile der Sitze, die später Soldaten in Panzerfahrzeugen schützen sollen. Rund 270 Mitarbeiter entwickeln und bauen hier Sicherheitssysteme, vor allem für das Militär. Die Firma ist nur eine von rund 30 Rüstungsunternehmen in Schleswig-Holstein, die aktuell einen echten Boom erleben. Laut aktueller Zahlen des Arbeitskreises Wehrtechnik haben die Unternehmen der Branche im nördlichsten Bundesland ihre Belegschaft 2023 im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf 8364 Mitarbeitende erhöht.

Neben der Firma in Rellingen gehören dazu beispielsweise auch Airbus in Hamburg als zweitgrößtes Rüstungsunternehmen Europas. In Schleswig-Holstein sind es zum Beispiel noch der Panzerhersteller FFG in Flensburg und auch etliche Werften in Kiel.

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Endlich weg vom Schmuddel-Image!

Lange leidet die Branche jedoch unter einem schlechten Image. Martin Kroell, Geschäftsführer Autoflug GmbH zu RTL: „Bis vor zwei, drei Jahren gehörte unsere Industrie eher in die Schmuddelecke. Das muss man, glaube ich, deutlich sagen. Mit uns wollte niemand zu tun haben. Man war auch allgemein der Ansicht, dass man Verteidigung nicht wirklich braucht. Damals waren wir umzingelt von Freunden. Und das hat sich natürlich massiv verändert.”

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Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) möchte Verteidigungsausgaben erhöhen

Auch die Bereitschaft, zu investieren, hat sich verändert. Am Rande eines Gipfels in der Türkei bringt der Bundesaußenminister und gebürtige Schleswig-Holsteiner Johann Wadephul (CDU) am Donnerstag (15. Mai) sogar eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben Deutschlands auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts ins Spiel. Auch, wenn es aus Regierungskreisen heißt, dass Bundeskanzler Friedrich Merz dem nicht zustimmt – fest steht, dass die Regierung für die Aufrüstung Deutschlands Schulden im Milliardenbereich aufnehmen möchte.

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Jetzt braucht die Branche Planungssicherheit

Trotzdem hat Kroell einen klaren Appell: „Wir haben zusätzliches Personal eingestellt und was es jetzt braucht, sind die Aufträge. Was es jetzt braucht, ist die Planungssicherheit, damit wir dann auch entsprechend uns entwickeln können und wachsen können.” Eine Branche, die weiter boomt. Mit neuem Image und einer immer größer werdenden Bedeutung für den Norden und ganz Deutschland.