Obergrenze im Klassenzimmer
Debatte um Migrationsquote in Schulen
Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) hat sich offen für die Einführung einer Migrationsquote an Schulen gezeigt. Dadurch soll die Leistung aller Schüler besser werden, aber inwiefern ist das überhaupt umsetzbar?
Fallbeispiel aus Duisburg
Die Regenbogenschule in Duisburg-Marxloh hat 408 Grundschüler. So gut wie alle Kinder haben einen Migrationshintergrund. Fast die Hälfte kann bei der Einschulung kein Deutsch. „Das ist keine neue Situation für uns, sondern seit vielen Jahren sind wir durch Migration geprägt“, so Schulleiter Haris Kondza „Wir schaffen schon sehr viel mit den Kindern. Ein Teil der Wahrheit ist aber auch, dass wir die Kompetenzerwartungen, die an anderen Schulen erreicht werden, bei unseren Kindern so nicht schaffen.”
Diskussion um Migrationsquote
Um Schulen zu entlasten und bessere Lernerfolge zu erzielen, könnte eine Migrationsquote helfen - so zumindest ein Gedanke der Bundesbildungsministerin. Demnach gäbe es eine Obergrenze für Kinder mit ausländischen Wurzeln – von maximal 30 bis 40 Prozent. „Am Ende geht es darum, einen etwas ausgewogeneren Mix in Schulen zu haben. Es geht nicht um Ausgrenzung und es ist auch nicht die Antwort auf alle Fragen”, betont Bundesbildungsministerin Prien. Aus dem NRW-Schulministerium heißt es auf Anfrage: „Angesichts der Größe Nordrhein-Westfalens und des hohen Anteils von Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungsgeschichte – durchschnittlich nahezu die Hälfte – ist eine Migrationsquote an Schulen schlichtweg nicht umsetzbar.” Das sieht auch Andreas Bartsch vom Lehrerverband NRW so. Grundsätzlich ist er zwar für einen bunten Schülermix, das allein helfe aber nicht: „Die einzige Lösung, die wir haben und das sagen auch die Untersuchungen: Es liegt an der Sprache. Das ist der erste Punkt für Integration. Wenn Schüler nicht das verstehen, was der Lehrer vorne vorträgt, macht das alles keinen Sinn. Das heißt, wir müssen investieren in sehr frühe Sprachförderung. Und ich plädiere sehr dafür, dass wir das auch ausweiten auf das Elternhaus. Denn es macht wenig Sinn, Sprachförderung nach der sechsten Stunde enden zu lassen bei den Kindern, sondern sie müssen das auch zu Hause trainieren.”
Praxis statt Theorie
Deutsch lernen für die ganze Familie hat sich auch die Regenbogenschule in Duisburg-Marxloh auf die Fahne geschrieben. Auf dem Gelände gibt es das Familiengrundschulzentrum. Unter anderem mit Elterncafé und viel Unterstützung. Die gibt es bei Bedarf aber natürlich vor allem auch im Unterricht: „In der Klasse ist es so, dass jedes Kind Aufgaben bekommt, die genau für das Kind passend sind. Das heißt, gleichzeitig lernt ein Kind die deutsche Sprache, während ein anderes schon beim Einmaleins ist“, erklärt Schulleiter Haris Kondza. Auf jeden individuell einzugehen, ist in Duisburg Marxloh aktuell die einzige Möglichkeit. In einer Grundschule mit einer Migrationsquote von fast 100 Prozent.