Wenn jede Sekunde zählt
Per Handy-App Leben retten – ehrenamtliche Ersthelfer in der Freizeit
Wenn ein Herz plötzlich stillsteht, zählt jede Sekunde. Ehrenamtliche Ersthelfer können dank spezieller Apps oft schon nach wenigen Minuten vor Ort sein – und so Leben retten.
Drei Minuten statt 15
Leben retten – für Thomas Körblein ist das nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Tagsüber bildet er Menschen in Erster Hilfe aus, in seiner Freizeit ist er selbst regelmäßig als Ersthelfer im Einsatz. „Es ist eine gesellschaftliche Verpflichtung, heutzutage auch auf seine Nachbarn aufzupassen“, sagt der 53-Jährige. Körblein ist einer von rund 800 ehrenamtlichen „Mobilen Rettern“ im Kreis Mettmann. Das Prinzip: Qualifizierte Ersthelfer – etwa Ärzte, Sanitäter oder Pflegekräfte – registrieren sich per App. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand in der direkten Umgebung schlägt das System Alarm. Die Ersthelfer sind dann oft schon nach drei bis fünf Minuten vor Ort, während ein Rettungswagen bis zu 15 Minuten brauchen kann.
Überlebenschancen werden vervierfacht
„Wir haben in Deutschland ein sehr gutes Rettungssystem, aber für die ersten Minuten nach einem Herzstillstand fehlt bisher eine Lösung“, erklärt Judith Joos von der Initiative „Region der Lebensretter“. Genau hier sollen die Ehrenamtlichen helfen – mit Wiederbelebungsmaßnahmen, bevor das Gehirn irreparablen Schaden nimmt .Jedes Jahr erleiden mehr als 70.000 Menschen in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Nur jeder Zehnte überlebt. Bereits nach drei Minuten ohne Sauerstoff beginnen die ersten Gehirnzellen abzusterben. „Es gibt immer wieder Fälle, in denen wir nicht erfolgreich reanimieren können, weil nicht schnell genug Erste Hilfe geleistet wurde“, sagt Kalle Heitkötter, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes in Düsseldorf. Ehrenamtliche Lebensretter können die Überlebenschancen im Ernstfall verdoppeln bis vervierfachen. Nicht jeder Einsatz endet gut – das weiß auch Thomas Körblein. „Der emotionalste Einsatz war, als ich einen älteren Herrn in meiner Nachbarschaft reanimieren musste. Leider haben wir ihn nicht zurückbekommen.“