Künstliche Intelligenz im Wahl-Experiment„Smile to Vote“ im Bonner Museum: KI ordnet Besuchern Parteien zu – mit überraschenden Ergebnissen

von Niklas Bönsch

Im Deutschen Museum Bonn steht eine Wahlkabine mit KI, die vorgibt, Parteivorlieben aus Gesichtern zu erkennen. Die Installation sorgt für Belustigung wie auch für Unbehagen und löst Diskussionen über Freiheit, Datenschutz und Technik aus. Ihr Ziel ist kein echtes Ergebnis, sondern ein Denkanstoß über den Umgang mit Künstlicher Intelligenz.

Einmal lächeln, bitte

Die Kommunalwahl ist zwar noch Wochen entfernt – doch im Deutschen Museum Bonn stehen Besucher schon jetzt in der Wahlkabine. Allerdings entscheiden sie hier nicht selbst, sondern lassen eine Künstliche Intelligenz bestimmen, welche Partei zu ihrem Gesicht passt. Auch Ulrich Eickmann-Martini probiert es aus. Nach einem kurzen Lächeln druckt die Maschine sein Ergebnis: AfD. „Ich bin entsetzt. Also würde ich nie wählen. Also, ich bin sehr überrascht. Vielleicht habe ich böse geguckt“, sagt er.

„Smile to Vote“

Die neue Mitmach-Installation trägt den Titel „Smile to Vote“. Sie ergänzt bestehende Stationen im Museum rund um Objekterkennung oder autonomes Fahren. „Ganz wichtig natürlich: der Drucker für das Ergebnis, der Bildschirm, die Kamera – und vor allem unser Computer, das Herzstück“, erklärt Mitarbeiterin Paula Michel an der Wahlkabine. „Das ist nämlich unser künstliches neuronales Netz, in dem eigentlich die ganze Magie stattfindet.“

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Wie die KI lernt

Gefüttert wurde das System mit rund 700 Fotos deutscher Parlamentarier. Annahme: Jeder Abgeordnete würde seine eigene Partei wählen. So lernte die KI, welche Gesichtszüge typisch für Wähler bestimmter Parteien sein sollen. Analysiert werden können SPD, CDU, Grüne, FDP, AfD und Linke – also die sechs großen Fraktionen der letzten Legislaturperiode. Das Kunstprojekt soll einen Denkanstoß liefern: „Wir machen uns selten Gedanken darüber: Wofür geben wir unsere Rechte frei? Wo geben wir unsere biometrischen oder privaten Daten ein? Welche Systeme bewerten die wie?“, sagt Paula Michel.

Rechtlich verboten - als Kunst erlaubt

In der Realität wäre eine solche Anwendung nicht zulässig. „Was wir nicht machen dürften, ist diese Kabine mit dem Internet zu verknüpfen, dass Daten gespeichert oder irgendwohin gesendet werden. Das ist hier nicht der Fall“, betont Museumssprecherin Verena Reuther. Grundlage ist die KI-Verordnung der EU, die Gesichtserkennung zur politischen Einordnung untersagt. Wer selbst ausprobieren möchte, „nach welcher Partei er aussieht“: Das Deutsche Museum Bonn hat von Dienstag bis Sonntag geöffnet. Tickets sind ab fünf Euro erhältlich.