Gewalt-Eskalation in Viertliga-Spiel79 Verletzte bei Traditionsduell in Jena

Dieses Traditionsduell eskalierte völlig!
Beim Regionalliga-Spiel zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und der BSG Chemie Leipzig kam es am Wochenende zu heftigen Ausschreitungen. Die ernüchternde Bilanz nach der Eskalation von Jena: 79 verletzte Personen, 40 Anzeigen und massive Sachschäden.
Pulverfass Jena
Das Spiel sollte eine eindeutige Angelegenheit werden: Jena ließ den Gästen aus Leipzig vor 7224 Zuschauern keine Chance und triumphierte mit 5:0. Dass es soweit kommen würde, war rund 350 Heimfans vor dem Spiel noch nicht bewusst, als sie in einem unangemeldeten Fanmarsch mit Pyrotechnik durch die Stadt liefen. Die Polizei stoppte die Gruppe mit Reizgas und Schlagstöcken. Was dort noch keinem klar war: Dies war nur eine Vorstufe zur Eskalation, die noch folgen sollte.
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Auch während des Spiels wurde immer wieder Pyrotechnik abgebrannt. Nach dem Abpfiff kam es dann zum Schlagabtausch zwischen den Fans. Wohl aus Frust aufgrund der 0:5-Niederlage brannten bei einigen Chemie-Fans die Sicherungen durch.
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Pyro-Attacken und „enthemmte Gewalt”
Die Leipziger Fans begannen, Feuerwerkskörper in Richtung der Heim-Anhänger zu werfen, was wohl der Grund für den absoluten Kontrollverlust im Stadion war, wie ein Sprecher der Landespolizeiinspektion Jena bestätigt. „Dies veranlasste beide aktiven Fanlager zum gewaltsamen Öffnen zweier Puffertore hinter der Südtribüne. In der Folge kam es kurzzeitig zu einem unkontrollierten Aufeinandertreffen beider Fanlager mit enthemmter Gewaltanwendung.” Der FC Carl Zeiss Jena teilte dazu mit: „Bekannt ist, dass eine größere Gruppe aus den an diesem Abend insgesamt etwa 1200 Gästefans aus Leipzig gewaltsam den Pufferbereich zwischen Gästeblock und Block N durchbrach und sich Zugang zum Heimbereich der aktiven Jenaer Fanszene verschaffte.” In den kommenden Tagen wolle man sich zudem noch ein umfassendes Bild über die Lage machen, um sich noch konkreter zu den Vorkommnissen zu äußern. Chemie Leipzig tat das bereits.
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Am Sonntagnachmittag veröffentlichte der Verein aus Leipzig eine Stellungnahme: „In der Vergangenheit war es ein Pfund der Chemie-Fans, auch der aktiven Fanszene, dass bestimmte Grenzen nicht überschritten wurden. Eine Minderheit hat hier jedoch eine solche Grenze deutlich übertreten. Die BSG Chemie Leipzig stellt fest: Gewalt in Form von körperlichen Auseinandersetzungen, insbesondere durch den Einsatz von Pyrotechnik gegen Menschen, verurteilen wir. Das hat bei unseren Fußballspielen nichts verloren und wird von uns nicht toleriert. Wir werden auf sämtlichen Ebenen dafür eintreten, dass sich ein solches Fehlverhalten künftig nicht wiederholt, und dafür auch das Gespräch mit unserer aktiven Fanszene suchen. Werden Personen, die Pyrotechnik in Richtung anderer Menschen geworfen oder geschossen haben, zweifelsfrei identifiziert, wird die dafür zuständige Stadionkommission aktiv werden und Stadionverbote verhängen.”
Die Bilanz
Die Polizei ging zwar mit Reizgas und Schlagstöcken dazwischen - doch da war es fast schon zu spät. Die bittere Bilanz: 79 Verletzte - darunter zehn Polizisten, fünf Ordner und 64 Fans. Dazu kommen Sachschäden in Höhe von circa 70.000 Euro sowie 40 Anzeigen aufgrund von Straf- und Ordnungswidrigkeiten. Die Pufferzäune wurden teils erheblich beschädigt und unbrauchbar gemacht. Ein trauriger Tag für den deutschen Fußball. (nbo)