„Eine Fehlgeburt ist eine unsichtbare Trauer”Der tote Fötus ist noch in ihr! Musikerin spricht erstmals über Fehlgeburt

Sie trauert um ihr verlorenes Baby!
Amelie Lens, DJane und Musikerin aus Belgien tourt gerade durch die Welt – und muss jetzt einen schlimmen Verlust verarbeiten. Die 35-Jährige hatte nämlich eine Fehlgeburt.
Belgische Musikerin Amelie Lens verliert ihr Baby
„Wenn mich jemand gefragt hätte: ‚Wie geht es dir?’, hätte ich sagen können: ‚Nicht gut, ich könnte mein Baby verlieren’, aber stattdessen lächelte ich und sagte: ‚Gut.’“ Es sind diese Worte, die zeigen, wie tief der Schmerz bei Amelie Lens sitzt. Die belgische Musikerin tourt gerade durch die Welt, doch statt Freude und Party, überschattet eine schlimme Nachricht Lens’ Leben. Die 35-Jährige berichtet auf Instagram, dass sie eine Fehlgeburt hatte.
Vor ein paar Wochen habe sie erfahren, dass sie wieder schwanger sei, doch dann habe sie vor ein paar Tagen etwas Blut verloren. „Der Ultraschall zeigte noch einen Herzschlag, er war langsam. Ich hatte Angst, aber es gab noch Hoffnung.“ Die habe sich nun zerschlagen. „Der Scan von gestern Abend zeigte keinen Herzschlag mehr“, schreibt die Musikerin.
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Für Lens fühlt sich gerade alles surreal an: „In dem Moment, als ich erfuhr, dass ich schwanger war, fühlte ich mich wie eine Mutter. Man beginnt, von diesem kleinen Menschen zu träumen, schafft Platz in seinem Herzen, die Zukunft verändert sich. Und plötzlich trauert man um ein Baby, von dessen Existenz niemand etwas wusste.“
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Lens verheimlichte die schwere Schwangerschaft – und leidet darunter
Denn das setzt Lens zusätzlich zu: Dass das unausgesprochene Gesetz herrscht, eine Schwangerschaft vor der zwölften Schwangerschaftswoche nicht öffentlich zu verkünden, weil in der Zeit die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt noch deutlich höher liegt, als später in der Schwangerschaft. Denn Lens hätte gerne jemanden davon erzählt, dass sie um ihr Baby fürchtet, hätte ihre Gefühle gerne mit anderen geteilt, sich Rat und Unterstützung geholt. Stattdessen habe sie immer sagen müssen, es gehe ihr gut – obwohl das nicht so gewesen sei.
„Ich erzähle das nicht, um Mitleid zu erregen“, schreibt Lens weiter. „Ich erzähle es, damit andere Paare und Frauen wissen, dass sie nicht allein sind. Eine Fehlgeburt ist eine unsichtbare Trauer.“ Fehlgeburten kommen häufiger vor, als man denke.
Das beweist auch die Datenlage. So hat jede zehnte Frau in ihrem Leben mindestens eine Fehlgeburt, jede fünfte Schwangerschaft endet zudem frühzeitig und 80 Prozent aller Fehlgeburten finden in den ersten zwölf Wochen einer Schwangerschaft statt, heißt es in einem Papier des Bundestags. Da viele Fehlgeburten jedoch unbemerkt geschehen, wird die Dunkelziffer noch viel höher geschätzt.
Aktuell befindet sich der Fötus noch in Lens’ Bauch
Lens hilft aktuell vor allem Tochter Kiki durch die schwere Zeit, deren Existenz sie nach der Fehlgeburt noch viel mehr schätze, als zuvor. Und sie fordert, dass Frauen und Paare über ihre Fehlgeburten sprechen sollen. „Das Schweigen macht es noch schwerer, und ich möchte nicht, dass andere Frauen oder Paare sich so allein fühlen wie ich und mein Mann“, schreibt sie. Der Fötus ist übrigens noch in ihrem Körper, fügt Lens hinzu. Ihr Körper werde in den nächsten Tagen erst anfangen zu bluten, um alles „sicher auszuscheiden.“
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Ihre Tour hat Lens bisher noch nicht abgesagt. Sie wolle bei Bedarf Schmerzmittel nehmen, doch die Musik helfe. „Es gibt keinen anderen Ort, an dem ich lieber wäre, als in meiner DJ-Kabine, mit meinem Mann an meiner Seite.“
Ihr müsste ebenfalls eine Fehlgeburt verarbeiten? Hier findet ihr Hilfe
Die erste Anlaufstelle für Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten haben, ist meistens der eigene Frauenarzt oder die eigene Frauenärztin. Auch Familienmitglieder oder Freunde sind bei vielen Betroffenen eine große Hilfe.
Anonyme Ratschläge bieten beispielsweise Seiten wie das Fehlgeburtforum im Internet und auch einige Selbsthilfe-Gruppen und Vereine, die sich mit dem Thema befassen, bieten betroffenen Paares ein offenes Ohr. Wer nach einer Fehl- oder Totgeburt an Depressionen leidet, findet wiederum bei diesen Beratungsstellen Hilfe.