Auf einer Kreuzfahrt hoffen die Passagiere auf einzigartige Erlebnisse. Doch keiner dürfte damit rechnen, sich die Füße an Deck sooo zu verbrennen wie Ulrich Brünicke. Weil es so schlimm aussieht, haben wir das Foto entschärft. Wie sind solche Verletzungen möglich?
Wir besuchen Ulrich Brünicke zuhause. Mit auf der Karibik-Kreuzfahrt ab Jamaika: seine gute Freundin Gisela Naumann. Nach ein paar Tagen an Bord passiert es.
„Dann bin ich eben aber dummerweise barfuß zum Pool nur zum Schwimmen rüber gegangen, was in etwa 20 Meter waren."
Das Tückische: Ulrich Brünicke merkt aufgrund einer Nervenkrankheit nicht, wie heiß der Boden an Deck durch die Sonneneinstrahlung ist.
„Da ich dann das Gefühl in den Füßen nicht habe, wurde ich aufgehalten, weil ich eine Blutspur hinterließ, was aber vom Schmerzempfinden bei mir sehr relativ ist. Und da war dann auch Personal, die mir ganz doll behilflich waren."
Die Nervenkrankheit heißt Polyneuropathie und hat sich bei dem Achtundsiebzig-Jährigen durch mehrere Krebsbehandlungen gebildet. Seitdem hat er unter anderem kein Temperaturempfinden in den Füßen.
„Ab 45 Grad in etwa können schon Verbrennungen entstehen. Allerdings muss dann die Einwirkzeit auch länger sein. Wenn Sie jetzt 60 Grad haben, 70 Grad, dann reichen schon wenige Sekunden aus, um die Haut zu verbrennen."
Wie heiß der spezielle Kunststoff-Boden auf dem "Mein Schiff"-Dampfer war, lässt sich nicht nachvollziehen. Die Reederei sagt auf Anfrage unserer RTL-Urlaubsretter:
Texttafel: "Weder auf dieser Reise noch auf anderen Reisen der Mein Schiff Flotte gab es bislang Gäste, die sich aufgrund dieses Fußbodens Verbrennungen an den Füßen zugezogen haben. Dementsprechend finden dazu keine regelmäßigen Temperatur-Messungen statt."
Zumindest werden Ulrich Brünickes Brandwunden versorgt, sofort nach dem Unfall bekommt er einen Rollstuhl. Der gehört der Reederei. Die Urlauber beantragen bei der Reiseleitung an Bord einen Rollstuhl-Service für den Rückflug. Bis dahin, so soll das Versprechen gelautet haben, solle alles geklärt sein.
„Dann waren wir in dem Bus drin. Der Rollstuhl war weg. Der Bus setzte uns ab, ungefähr 200 Meter vor dem Flughafengebäude."
Auch dazu haben unsere Urlaubsretter TUI Cruises um eine Stellungnahme gebeten
„Wir hatten auch die Agentur in Montego Bay dahingehend gebrieft, dass der Gast am Flughafen vom Bus aus direkt mit einem Rollstuhl abgeholt werden soll. […] Wir haben auch keine Rückmeldung erhalten, dass dies so nicht stattgefunden hat."
Die Frage, ob die Reederei für die verbrannten Füße haftbar gemacht werden kann, ist rechtlich strittig. Doch wie steht es um den fehlenden Rollstuhl auf der Rückreise für Ulrich Brünicke
„Mir ist es insofern natürlich sehr wichtig, dass es auch eine Hilfe gibt. Ich hatte einige Gespräche mit der Reederei und ja, aus Kulanz, wie es jetzt heißt, haben wir eine Lösung. 1.500 € gibt es jetzt als Reisegutschein für ihn, damit er eine neue Kreuzfahrt buchen kann."
Und dann wird Ulrich Brünicke eines ganz sicher nicht noch einmal tun: barfuß zum Pool gehen.